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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Regierung
Seiner Majestät in der Neuen Republik und werden sich zu jeder
Zeit entsprechend verhalten. Das beinhaltet, dass Sie den
Kaiserlichen Hoheiten Ihre Achtung erweisen, sich anständig,
gesetzestreu und ehrlich benehmen, dem Kaiserlichen Schatzamt Steuern
zahlen und kein subversives Gedankengut verbreiten. Sie sind hier, um
zu arbeiten, und nicht, um feindliche fremdländische Propaganda
zu verbreiten oder unsere Lebensweise zu verunglimpfen! Ist das
klar?«
    »Ich habe doch gar nicht…« Martin schwieg kurz,
weil er nach den richtigen, diplomatischen Worten suchte.
»Lassen Sie mich es bitte noch einmal formulieren. Es tut mir
Leid, wenn ich Anstoß erregt habe. Und wenn es sich
tatsächlich so verhält, würden Sie mir dann bitte
sagen, um was es überhaupt geht? Damit ich verhindern kann, dass
es nochmals geschieht. Wenn Sie mir nicht sagen, was ich unterlassen
soll, wie kann ich dann zufällige weitere Verstöße
vermeiden?«
    »Das wissen Sie wirklich nicht?« Der BÜRGER stand
auf und ging mit großen Schritten um Martin herum, an seinem
Stuhl vorbei, um den Schreibtisch und zurück zu seinem Platz, wo
er stehen blieb und ihm einen finsteren, zornigen Blick zuwarf.
»Vorgestern Abend hat jemand in der Bar des Hotels Zur
Glorreichen Krone deutlich gehört, wie Sie jemandem –
einem Vaclav Hasek, glaube ich – von dem politischen System auf
Ihrem Heimatplaneten erzählt haben. Propaganda und Unsinn, aber
verlockende Propaganda und verlockender Unsinn für einen
gewissen unzufriedenen Teil des Lumpenproletariats. Und der Unsinn
grenzte an Aufwiegelei, wie ich hier ergänzen könnte, denn
Sie haben Folgendes – lassen Sie mich nachsehen –
wiederholt geäußert: ›Steuer ist nichts anderes als
Erpressung‹, außerdem ›Ein Gesellschaftsvertrag, der
mit Zwang durchgesetzt wird, kann keine Gültigkeit haben.‹
Nach Ihrem vierten Bier wurden Sie recht lustig und schwangen sich zu
einer Rede über die Natur sozialer Gerechtigkeit auf. Was schon
an sich ein Problem darstellt, insofern nämlich, als Sie Zweifel
an der Unparteilichkeit einer von Seiner Majestät ernannten
Justiz angemeldet haben, vor allem wenn sie Klagen gegen die Krone
verhandelt.«
    »Das ist doch Blödsinn! Es war nichts weiter als ein
belangloses Gespräch bei einem Glas Bier!«
    »Wenn Sie ein Bürger dieser Welt wären, würde
das ausreichen, um Sie für die nächsten zwanzig Jahre ohne
Rückfahrkarte auf eine Außenkolonie Seiner Majestät
zu schicken«, erwiderte der BÜRGER eiskalt. »Dieses
kleine Tête-à-Tête findet nur deshalb statt, weil
man Ihre Anwesenheit in den Königlichen Marinewerften für
unbedingt notwendig erachtet. Falls Sie sich weiteren Gesprächen
dieser Art bei einem Glas Bier hingeben, wird sich die
Admiralität vielleicht dazu überreden lassen, sich nicht
länger die Hände mit Ihnen zu beschmutzen. Und was wird
dann aus Ihnen?«
    Martin lief ein Schauer über den Rücken. Er hatte nicht
damit gerechnet, dass der BÜRGER so schonungslos offen mit ihm
reden würde. »Sind Gespräche über Politik
wirklich dermaßen heikel?«, fragte er.
    »Wenn sie an einem öffentlichen Ort stattfinden und ein
Fremdling mit seltsamen Vorstellungen daran teilnimmt, ja. Die Neue
Republik hat nichts mit dem entarteten anarchistischen Chaos gemein,
in dem Ihre Vaterwelt versunken ist, wie ich hier nochmals
klarstellen will. Da Sie ein Fremder sind, der hier gebraucht wird,
haben Ihre Kaiserlichen Hoheiten Ihnen gewisse Rechte zugestanden.
Falls Sie diese Rechte missbrauchen, wird man Ihnen diesen Umstand
nachdrücklich ins Gedächtnis rufen, und zwar mit aller
Härte. Falls Sie Probleme haben, das zu begreifen, schlage ich
vor, dass Sie die restliche freie Zeit in Ihrem Hotelzimmer
verbringen, damit Ihr Mundwerk nicht versehentlich mit Ihnen
durchgeht. Und jetzt frage ich Sie zum dritten Mal: Ist das
klar?«
    Martin wirkte ernüchtert. »J-ja«, erwiderte er.
    »Dann verlassen Sie jetzt mein Büro.«
     
    Abend.
    Ein Mann mittlerer Größe – er hatte
bräunliche Haare, einen sorgfältig gestutzten Bart und eine
in keiner Hinsicht auffällige Figur – lag voll bekleidet
auf der Zierdecke eines Hotelbetts und hatte sich eine gepolsterte
Schlafbrille übers Gesicht gezogen.
    Als die Sonne hinter dem Horizont versank, krochen dunkle Streifen
über den trüben Teppich. Die Gasdüsen im
Kristallleuchter zischten und warfen tiefe Schatten über das
Zimmer. In den oberen Wandbereichen summte eine Fliege herum, die
einem genau

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