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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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damit sich ihr künstlich
verstärktes Gehör auf die beiden höheren Offiziere
hinten im Raum konzentrieren konnte.
    »Da haben Sie verdammt Recht. Irgendetwas hat die
Verteidigungsflottille des Systems ausgelöscht«, murmelte
Mirsky. »Etwas, das hier gelauert und auf die Schiffe gewartet
hat. Ich rechne mit gar nichts, außer Feindberührung,
sobald wir vom Sprung auftauchen.«
    »Ich habe aber nicht erwartet, dass die so nah sind.«
Murametz wirkte besorgt.
    »Ich musste ein bisschen graben, aber dank Inspektorin
Mansour«, der Kapitän deutete mit dem Kinn in ihre
Richtung, »wissen wir ein wenig über ihre Fähigkeiten.
In gewisser Hinsicht sind sie wirklich erschreckend. In den
Standardwerken der Abwehr ist nichts darüber zu finden, weil
diese Idioten das offenbar nicht für erwähnenswert gehalten
haben. Wir haben es hier mit Füllhörnern zu tun, verstehen
Sie? Und niemand in der Abwehr der Marine hat sich die Mühe
gemacht zu fragen, was eine Roboterfabrik in taktischer Hinsicht zu
tun vermag.«
    Kommandeur Murametz schüttelte den Kopf. »Ich weiß
nicht, Sir… Hat das in militärischer Hinsicht denn
irgendwie Gewicht?«
    »Ja. Roboter können sich vermehren, verstehen
Sie? Und Starwisps in die Welt setzen.«
    »Starwisps…« Langsam dämmerte Ilja, was das
bedeutete. Er wirkte schockiert. »Wie groß mögen die
sein?«, fragte er den Kapitän.
    »Haben etwa ein halbes Kilogramm Masse. Man kann viele
Schaltbilder zur Orientierung in ein Gramm Nanomaschinerie packen,
das ein Substrat aus Diamanten ist. Die Abschussvorrichtungen
für diese Dinger haben wahrscheinlich eine Masse von jeweils
einer Vierteltonne. Allerdings besteht ein großer Brocken davon
aus gespeicherter Antimaterie, die die Strahlengeneratoren für
die neutralen Partikel mit Energie versorgt. Schätzungsweise
könnten sich mehrere tausend dieser Dinger da draußen
befinden. Wahrscheinlich haben sie die schwachen Strahlungsmessungen
ausgelöst. Wenn man über eines stolpert und es einen aufs
Korn nimmt, kann man davon ausgehen, dass das Starwisp, das den
Strahl lenkt, mit mehr als zehntausend g loslegt. Aber
natürlich wird man es nicht einmal sehen, es sei denn, dass der
Radarstrahl einen automatisch verfolgt und man irgendeine seitlich
verstreute Strahlung auffängt. Im Prinzip befinden wir uns
mitten in einem Minenfeld, und die Minen können nahezu mit
Lichtgeschwindigkeit Geschosse auf uns abfeuern.«
    »Aber…« Auf Iljas Gesicht zeichnete sich Entsetzen
ab. »Ich dachte, das hier sei die Vorbereitung auf ein ganz
normales Scharmützel.«
    »Das ist es auch, Kommandeur«, bemerkte Bauer
trocken.
    »Ah.« Iljas Gesicht lief leicht grünlich an.
    »Echo-Strahlungen«, meldete Radar drei. »Ich habe
Echo-Strahlungen registriert! Irgendetwas startet vom Zielobjekt
Alpha aus, Beschleunigung bei eins-komma-drei – nein,
eins-komma-fünf g. Emittieren Gammastrahlen mit
eins-komma-vier Millionen Elektrovolt.«
    »Als Kandidat Nummer eins vormerken«, sagte Ilja. Und
dann, mit drängender Stimme: »Sir, ich bitte ergebenst um
Erlaubnis, die Kontrolle sofort wieder übernehmen zu
dürfen.«
    »Gewährt«, schnappte der Kapitän.
    Rachel sah sich in der Kommandozentrale um, blickte von einem
Posten zum anderen. Die Offiziere kauerten über ihren
Gerätschaften, sprachen leise in Kopfmikros und hantierten mit
Wählscheiben, die mit Messinggriffen versehen waren, und
Schaltern herum. Mirsky ging zum Steuer herüber und blieb an
Iljas Schulter stehen. »Sorgen Sie dafür, dass unser Radar
nach Energiespitzen Ausschau hält«, bemerkte er. »Das
hier wird schwierig. Falls ich richtig liege, befinden wir uns mitten
in einem Minenfeld, das von einer Befehlszentrale gelenkt wird; falls
wir einen weiteren Fehler machen, kommen wir hier nicht mehr
raus.«
    Auch Rachel beugte sich vor und konzentrierte sich auf den
Hauptschirm. Sie fand die Zusammenarbeit der Offiziere bemerkenswert:
Wenn das hier typisch für ihre Teamarbeit war, würden sie
es mit ein bisschen Glück vielleicht sogar bis zum niedrigen
Orbit rings um Rochards Welt schaffen.
    In den folgenden zehn Minuten beschleunigte die Lord Vanek und bewegte sich auf das Ziel zu. Die Spannung stieg. Der
Singularitätsantrieb ihres Kriegsschiffs war tatsächlich
nicht aufzuspüren, selbst aus naher Entfernung nicht. Selbst die
empfindlichsten Detektoren von Gravitationswellen mussten daran
scheitern, die Masse eines Berges aus einer Million Kilometer
Entfernung zu lokalisieren. Allerdings musste

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