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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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erinnerte,
machte die Sache nur noch schlimmer.
    Das Festival: Bei allen idiotischen Angriffen der Neuen Republik
war das wohl das Schlimmste, was sie attackieren konnte. Sie hatte
mit Martin darüber gesprochen, und ihre jeweiligen Informationen
hatten sich zu einer erschreckenden Hypothese zusammengefügt.
»Hermann hat sich ungewöhnlich vage darüber
ausgelassen«, hatte Martin zugegeben. »Normalerweise
verfügt er über jede Menge Hintergrundinformationen, die
bis ins Einzelne gehen. Jedes Wort hat dabei Gewicht. Aber mir kam es
fast so vor, als hätte er über das Festival nicht viel
sagen wollen. Die sind… Er hat sie, äh, Glider-Gun- Fabrikengenannt. Ich weiß nicht, inwieweit du dich mit Life…«
    »Meinst du das Computerspiel Life, das mit den zellularen
Automaten?«
    »Genau. Glider-Gun-Fabriken sind zellulare Automaten. Es gibt
gewisse komplexe Lebensstrukturen, die sich selbst replizieren, und
einfachere zellulare Strukturen. Eine Glider-Gun-Fabrik arbeitet auf
seltsame Weise: Von Zeit zu Zeit klinkt sie sich in ein sehr dichtes
mobiles System ein, das einige hundert Planquadrate überquert;
danach löst sie sich zu zwei Kopien auf, die gleich darauf in
entgegengesetzte Richtungen davonfliegen. Hermann hat sie als
Analogon des realen Raums bezeichnet, er nannte sie
Boyce-Tipler-Roboter. Es sind selbstreplizierende interstellare
Sonden, die sich mit Unterlichtgeschwindigkeit vorwärtsbewegen.
Sie werden ausgeschickt, damit sie Informationen über das
Universum sammeln und sie zurück ans Zentrum geben. Nur stellt
das Festival nicht irgendeine blöde Flotte von Robotern dar. Es
hat Upload-Prozessoren dabei, tausende von hinaufgeladenen Hirnen,
die schneller als in Realzeit arbeiten, wenn entsprechende
Einrichtungen zu ihrer Unterstützung vorhanden sind. Und
während der langen Reisen werden sie in Langzeit-Arbeitsspeicher
heruntergeladen.«
    Bei diesen Worten hatte Rachel leicht gezittert, woraufhin er sie
umarmt hatte. Allerdings hatte er die Ursache ihres Schreckens
verkannt. Sie hatte die Umarmung zugelassen, weil er nicht hatte
merken sollen, wie sehr er sie aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.
Schon früher hatte sie mit Uploads zu tun gehabt. Die der ersten
Generation, frisch aus dem Universum der fleischlichen Marionetten,
waren kein Problem gewesen. Es waren deren Kinder gewesen, die ihr
zugesetzt hatten: In einer virtuellen Umgebung geboren – wenn
man es so nennen konnte –, wichen sie, soweit sie es hatte
erkennen können, schon bald von jeder menschlichen Norm ab. Noch
schlimmer war, dass sie die wirkliche Welt kaum erfassen konnten. Was
nichts ausmachte, solange sie nicht mit dieser Welt klar kommen
mussten; aber wenn sich eine solche Situation ergab, nutzten sie die
fortgeschrittenen Nanosysteme als ihre Gliedmaßen. Und manchmal
zerstörten sie dabei aus Versehen einiges – zum Beispiel
ganze Planeten.
    Es war keine absichtliche Böswilligkeit. Sie waren einfach in
einer Umgebung herangereift, in der Informationen nicht verloren
gingen, es sei denn, jemand legte es darauf an, in der man Tod und
Zerstörung wieder rückgängig machen konnte, in der
Zauberstäbe funktionierten und Halluzinationen gefährliche
Auswirkungen haben konnten. Das wirkliche Universum hielt sich an
andere Regeln. Regeln, vor denen die Vorfahren dieser Kinder entsetzt
geflohen waren, sobald das Verfahren entwickelt worden war, aufgrund
dessen Gehirne in Computernetzwerke hatten abwandern
können…
    Das Festival klang nach etwas, das einem tatsächlich
Kopfschmerzen bereiten konnte. Einerseits hatte sich eine
Upload-Zivilisation, die innerhalb ihres eigenen Taschenuniversums an
Allmacht gewöhnt war, aus unersichtlichem Grund dazu
entschlossen, sich nach außen zu wenden und den galaktischen
Touristen zu spielen. Andererseits war diese Zivilisation darauf
angewiesen, dass überaus subtile und wirkungsstarke
Gerätschaften an jedem Anlaufhafen in Aktion traten. Zum
Beispiel Busch-Roboter, sich verzweigende Bäume mit
farnähnlichen Auswüchsen. Jeder Ast spaltete sich am Ende
in zwei halb so große Zweige, die durch bewegliche Glieder
miteinander verbunden waren. Diese Verästelung wiederholte sich
bis zur molekularen Ebene, wobei jeder Endzweig durch einen
Nanomanipulator versiegelt war. Das Ergebnis war ein silbern
schimmernder Nebel, dessen Herzstück eine Form bildete, die
einer Hantel ähnelte.
    Dieser Nebel aus kohärentem Licht glitzerte, konnte seine
Gestalt verändern, materielle Gegenstände nach

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