Sinnesrauschen #1 - Ginas Bar
weiter hinter Fionas Rücken zurückzog und diesen wie eine Art Schutzschild benutzte.
Eine Weile harrte Fiona aus, war aber letztlich nicht in der Lage, an sich zu halten. Zum einen ärgerte sie sich über das seltsame Verhalten ihrer Tante. Zum anderen musste sie sich eingestehen, wie enttäuscht sie darüber war, dass dieser umwerfende Dominic ihr überhaupt keine Beachtung schenkte.
„Könntet ihr bitte mal damit aufhören?“, fragte sie gereizt. „Was bedeutet das alles?“
Da schenkte ihr der Mann mit einem Mal doch die ersehnte Aufmerksamkeit, indem er seinen Kopf schief legte und sie von oben bin unten musterte. „Sie hat keine Ahnung.“
„Nein, warum auch?“, keifte Gina über Fionas Schulter hinweg.
Er zeigte ein vielsagendes Lächeln. „Sie könnte dir nützlich sein.“
„Nein, also bitte! Wirklich nicht!“ Gina schlang die Arme um Fionas Unterleib und presste sich ganz fest an ihren Rücken. Die Situation kam Fiona allmählich albern vor.
„Was ist denn los? Könnte mich bitte mal jemand aufklären?!“ Vehement versuchte sie sich aus der Umklammerung ihrer Tante zu lösen. Doch die hielt sie so fest, als ginge es um ihr beider Leben.
„Die liebe Gina hat Schulden bei mir“, sagte Dominic souverän. „Und ich bin mittlerweile sehr ungehalten, denn sie macht leider keinerlei Anstalten, diese Schulden irgendwann einmal zu begleichen.“
„Als ob du es nötig hättest“, entgegnete Gina mit einem vorlauten Unterton in der Stimme. Solch ein Verhalten war Fiona gar nicht von ihr gewöhnt. War ihre Tante nicht sonst die Beherrschung in Person?
„Tantchen!“ Sie konnte nicht mehr anders, sie trat ihrer Tante mit Wucht auf den Fuß, um endlich von ihr loszukommen. Die sprang daraufhin fluchend zurück und suchte hinter der Theke Schutz. Fiona verdrehte genervt die Augen.
„Also“, sagte sie an Dominic gewandt, „wie viele Schulden hat meine Tante denn genau? Und wie könnte ich da nützlich sein?“
„Hm.“ Er streckte eine Hand aus, um ihr Haar zu berühren. Ihr Anblick schien ihm zu gefallen, denn schon im nächsten Moment hatte Fiona das Gefühl, er würde sie mit den Augen ausziehen. Sie wusste nicht, ob ihr das gefallen sollte. Immerhin war er sehr sexy und das pochende Verlangen in ihrem Inneren deutete darauf hin, dass sie mehr als gewillt war, ihm auf der Stelle in die Arme zu sinken. Allerdings kannte sie ihn doch gar nicht. Alles, was sie bisher über ihn wusste, war, dass er anscheinend die Schulden ihrer Tante eintreiben wollte. Das machte ihn nicht gerade vertrauenswürdig. Im Gegenteil. Er könnte ein Verbrecher sein. Vielleicht zwang er ihre Tante sogar dazu, Schutzgeld an ihn zu zahlen, damit er ihre Bar nicht in alle Einzelteile zerlegte. Je mehr sie darüber nachdachte, umso mehr geriet sie in Panik. Sie fühlte, wie ihr die Schweißperlen auf die Stirn traten.
„Du könntest die Schulden abarbeiten“, schlug er vor, und die Art, wie er sie dabei ansah, sprach Bände.
Fiona schnappte fassungslos nach Luft. Alles, was sie als Antwort hervorbringen konnte, war ein erbostes „Frechheit“. Obendrein versetzte sie ihm eine schallende Ohrfeige. Sekunden später tat ihr das zwar leid, aber es ließ sich nun einmal nicht rückgängig machen. Sie registrierte seinen strafenden Blick und die Wut, die in seinen Augen aufflackerte. Röte schoss ihr in die Wangen und ein gewisses Unwohlsein wegen dem klischeehaften peinlichen Ausrutscher machte sich breit. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich auf dem Absatz herum und ergriff die Flucht.
Fiona suchte in einem Nebenraum Unterschlupf. Hier fanden für gewöhnlich die Privatvorstellungen statt. Es gab einige Kunden, die sehr viel dafür bezahlten, um eine Tänzerin einen Abend lang für sich allein zu haben. Aber hier war zurzeit keiner von diesen Herren anwesend. Das dunkelblaue Sofa stand verwaist da, ebenso wie der runde Metalltisch, dessen Oberfläche blank poliert glänzte. Alles war sauber und hübsch hergerichtet. Bereit für die nächste Privatvorstellung.
Seufzend ließ sich Fiona in die Sofakissen gleiten. Jetzt erstmal tief durchatmen, sagte sie sich, schloss die Augen und dachte über die seltsame Begegnung von eben nach.
Nie im Leben hätte sie gedacht, dass ihre Tante Schulden machte, und das auch noch bei einem derartigen Leckerbissen von einem Mann. Sie wunderte sich ein wenig, warum es ihr so schwer fiel, die Gedanken von ihm loszureißen. Er besaß eine eigenartig berauschende Ausstrahlung.
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