Sinnliche Eroberung
Gentleman die Hand hin. »Richard Davenport, Anwalt.«
»Peter Hardwick, immer auf der Suche nach einem Advokaten«, antwortete der andere scherzend.
Davenport zermarterte sich das Hirn. Er war sicher, daß der Name Hardwick zum höheren Adel gehörte. Prudence wusste so etwas. Sie war ein absoluter Snob und eine wandelnde Autorität, was die britische Aristokratie betraf. Burke's Adelsverzeichnis kannte sie in-und auswendig.
Richard, der Hardwick am Spieltisch beobachtete, kam allmählich zur Ansicht, daß er seine Zeit verschwendete. Jemand, dem das Wasser bis zum Hals stand, warf sicher nicht derartig mit dem Geld um sich und nahm Gewinn oder Verlust mit der gleichen amüsierten Lässigkeit hin. Es war klar, daß dieser junge Tunichtgut irgendwo eine Geldquelle besaß, vielleicht sogar seine eigene. Und dennoch verspürte Richard das deutliche Gefühl, daß er einen echten Kandidaten gefunden hatte.
Hardwick war genau der Typ, der Diana gefallen könnte. Obwohl er teure Kleidung trug, war er kein Geck, und sein energisches Kinn machte deutlich, daß es sich nicht um einen Schwächling handelte. Er wirkte gepflegt und besaß ein charmantes Lächeln, das sicher auch die mißtrauischsten Naturen entwaffnete. Dieser gutgebaute, attraktive junge Mann wäre für seine Zwecke ideal, wenn sich herausstellte, daß er der Aristokratie angehörte und ihn beträchtliche Schulden drückten.
Richard überreichte ihm seine Karte und bemerkte beiläufig, »ich beschäftige mich hauptsächlich mit Geldangelegenheiten. Unter anderem verwalte ich das Vermögen meiner Nichte, Lady Diana Davenport. Ich würde mich freuen, wenn Sie gelegentlich einmal bei uns am Grosvenor Square vorbeischauen!«
Kurz darauf verließ Hardwick das Etablissement mit zwei Freunden. Richard erkannte einen davon sofort als Richard Barry, den Herzog von Barrymore, bekannt als Hellgate. Die Barrys waren eine berüchtigte Sippe. Die Brüder besaßen allesamt als junge Böcke mehr Geld als Verstand. Nun, er hatte seinen Köder ausgelegt, und wenn Hardwick anbiß, würde er ihn samt Haken, Schnur und Bleigewicht einholen, vorausgesetzt natürlich, daß Prudence ihn für eine respektable Partie hielt!
Diana bekam kaum noch Luft. Noch enger und sie würde ohnmächtig. »Bitte hören Sie auf, ich bekomme keine Luft mehr«, flehte sie.
Ihr Flehen wurde ignoriert.
Wenn es das ist, was ich durchmachen muß, um auf dem Heiratsmarkt konkurrieren zu können, dann ziehe ich es vor, als alte Jungfer zu enden , dachte Diana. Ihre Brüste wurden flachgepreßt und sie fürchtete, daß ihr jeden Moment die Rippen brechen könnten. Ihre aufsteigende Wut kam ihr zu Hilfe. »Stop!« keuchte sie und riß sich energisch von ihrer Peinigerin los.
Die Modistin ließ die Korsettschnüre los und wendete sich hilfesuchend an Prudence.
»Diana, meine Liebe, ein gutes Korsett als Untergewand ist absolut unerläßlich. Alle erwachsenen Ladies müssen diese Dinge ertragen.«
»Aber ich ziehe das erste, das ich anprobiert habe, vor. Das hat lediglich meine Taille eingeschnürt und mir nicht die Brüste wie Pfannkuchen plattgedrückt.«
Prudence schoß die Röte ins Gesicht, was sie nicht gerade attraktiver machte. »Eine Dame sagt so etwas nicht. Das schickt sich nicht.«
»Pfannkuchen?« konnte Diana sich nicht verkneifen. Mit schelmisch funkelnden Augen beobachtete sie, wie ihre Tante um Fassung rang.
»Das erste war vollkommen unzureichend. Was du brauchst, ist dieses hier«, beharrte Prudence.
»Warum?« fragte Diana ebenso stur.
»Ich sehe schon, du zwingst mich, offen zu sprechen... also bitte. Du hast einen vollen Busen und wenn du tanzst, dann... nun, dann wackelt er. Und das ist noch nicht das schlimmste. Einige der Tänze heutzutage sind so skandalös, daß sie einem Mann sogar gestatten, Hand an deine Person zu legen. Wenn du kein starkes Korsett trägst, wird dein Partner denken, du wärst nackt unter dem Kleid!«
Was für ein verlockender Gedanke, dachte Diana rebellisch. Fast hätte sie gefragt, »ist das ein Argument dafür oder dagegen}« Doch sie biß sich im letzten Moment auf die Zunge.
»Wir nehmen ein Dutzend«, sagte Prudence.
Ein Dutzend, das reicht für das ganze Leben, dachte Diana entsetzt.
»Meinetwegen können auch ein paar von den leichteren dabei sein«, gestattete Prudence.
Dianas Hoffnungen stiegen.
»Für nachts unter dem Schlafgewand.«
Mit einem Plumps sanken ihre Hoffnungen in den Keller. Sie zerrte lustlos an den Korsettschnüren
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