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Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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glücklich schätzen. Sir Stephen sagte, dass du in eine Einzelzelle gesteckt werden sollst und nicht mit den anderen zusammen.« Er deutete in das dunkle Innere der Zelle.
    Alexandra bedankte sich mit einen Stoßgebet für den Gnadenimpuls ihres Cousins. Lady Maude wird die wohlmeinenden Anweisungen ihres Ehemannes nicht gutheißen, dachte sie grimmig, als sie den winzigen Raum betrat.
    »Ich habe eine kleine Münze«, stieß sie aus, ehe der Büttel die Tür wieder zuschlagen konnte, »könnten Sie mir eine Kerze besorgen, ein wenig Wein, ein wenig Brot und etwas Käse? Oh, und eine Decke«, fügte sie hinzu, nachdem sie ihr neues Zuhause betrachtet hatte — in dem es eine Bank aus Stein, ein Eimerchen, einen wackligen dreibeinigen Stuhl und ein wenig verrottetes Stroh aus dem Boden gab.
    Der Büttel blickte sie mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Zeig mir die Münze.«
    Alexandra tastete nach dem Beutel in ihrer Tasche. Sie hatte nicht die Absicht, ihrem Wärter zu zeigen, wie viel sie bei sich trug, öffnete den Beutel, ohne ihn aus der Tasche zu nehmen, und tastete nach einem halben Sovereign. Dann zog sie eine Münze heraus und hielt sie mit einigem Abstand von ihm entfernt in die Höhe, sodass sie im Licht der Kerze glitzerte. Weil Sir Stephen angeordnet hatte, sie nicht mit den anderen Gefangenen einzusperren, war Alex überzeugt, dass der Wärter es nicht wagen würde, sie anzugreifen. Jedenfalls nicht, bevor sie vor Gericht gestellt und verurteilt worden wäre und ihre Strafe angetreten hätte. Entschlossen verscheuchte sie ihre trüben Gedanken. Im Moment hatte sie andere Sorgen.
    Der Blick des Mannes wurde beim Anblick des Goldes schärfer.
    »Kann sein, dass ich das für dich besorgen kann.«
    »Eine Kerze, Wein, Käse, Brot und eine Decke«, wiederholte sie gleichförmig, »die Münze bekommen Sie, sobald Sie mir die Sachen gebracht haben. Ich denke, es ist Sir Stephens Wunsch, dass ich bis zur Verhandlung gut behandelt werde.«
    Verunsichert schaute er sie an. Mit einem gemurmelten »wohl zu fein für uns?« stürmte er aus der Zelle, schlug die Tür krachend zu und ließ sie allein im Dunkeln zurück. Und die Geräusche des Gefängnisses schienen sich sofort zu vervielfältigen, schienen sich in Gewisper aufzutrennen, in Husten, in das Geraschel kleiner Tierchen und dann in einen gellenden Schrei, bei dem sich ihr die Nackenhaare aufstellten. Sie ertastete sich ihren Weg zur Steinbank, die sich kalt und nass anfühlte. Nur einen einzigen Tag hier drin, dachte Alex voller Verzweiflung, und ich habe Schüttelfrost. Sie schmiegte sich noch enger in ihren Umhang und schloss die Augen vor der Dunkelheit.
    Sie konnte nicht sagen, wie lange es dauerte, bis das Dämmerlicht der Talgkerze vor den Gittern ihrer Tür auftauchte. Aber dann wurde der Schlüssel herumgedreht, und der Büttel trat ein. Er stellte die Kerze, einen Flaschenbeutel aus Leder und ein eingewickeltes Paket auf dem Stuhl ab und warf eine Pferdedecke neben Alexandra auf die Bank. Dann zog er den Stumpen einer anderen Kerze aus der Tasche und zündete ihn mit der ersten Kerze an.
    »Lassen Sie mir die längere Kerze hier«, befahl Alexandra, »der Stumpen reicht ja noch nicht einmal für eine Nacht.«
    »Zwei Pence mehr«, verlangte er.
    Alexandra überlegte kurz. Ihr war klar, dass auch nur eine einzige Nacht in dieser pechschwarzen Dunkelheit bei diesen gespenstischen Geräuschen ihr den Verstand rauben würde. Sie tastete nach den verlangten zwei Pence in ihrer Geldbörse und streckte sie ihm schweigend mit dem halben Sovereign entgegen. Er ersetzte den Stumpen durch seine eigene Kerze und verschwand wieder. Sie hörte, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde und wie seine Schritte sich entfernten. Hörte die Tür nach draußen knallen, hörte, wie draußen der schwere Riegel vorgeschoben wurde, und kämpfte gegen ihre wachsende Verzweiflung.
    War sie wirklich und wahrhaftig hilflos?
    Hier, allein in dem flackernden Dämmerlicht der Talgkerze, wusste sie, dass sie es tatsächlich war. Bis der Richter eintraf, um die Verhandlung zu führen und man sie aus der dunklen Zelle nach oben in den Gerichtssaal bringen würde, war sie unsichtbar.
    Irgendwie ging die Nacht vorüber. In der fensterlosen Zelle und ohne Uhr konnte sie zwischen Tag und Nacht kaum unterscheiden und hatte keine Möglichkeit, zu sagen, wie spät es war. Erst versuchte sie zu schlafen, gab dann aber alle Versuche auf und setzte sich auf; sie zitterte trotz Decke und

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