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Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute

Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute

Titel: Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Reinhardt , Michael Sommer
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können.
    |18| Ab ca. 2000 v. Chr. griff die gesellschaftliche Dynamik, die im Vorderen Orient große Palastzentren mit sozialer Differenzierung, Schriftlichkeit und territorialstaatlicher Organisation hatte entstehen lassen, auf den Ägäisraum über. Zuerst auf Kreta, wo die ausgedehnte Palastanlage von Knossos entstand, später auch auf dem griechischen Festland, mit Mykene, Argos, Tiryns und anderen befestigten Plätzen, schossen neue Machtzentren wie Pilze aus dem Boden. Wie in Vorderasien und Ägypten banden städtische Zentren agrarisch nicht produktive „Spezialisten“ in erheblicher Anzahl; Gewerbe und Güteraustausch florierten in einem breiten Streifen, der nun von der Peloponnes bis nach Mesopotamien reichte.
    Die stürmische Entwicklung in der Osthälfte des Mittelmeers ging mittelfristig auch an Sizilien nicht spurlos vorüber. Die Wirtschaft und vor allem die Prestigegüterproduktion der minoisch-mykenischen Palastzentren verschlangen Unmengen an Rohstoffen, die teilweise aus so weit entfernten Regionen wie Südwestengland (Zinn) oder dem Baltikum (Bernstein) kamen. Die Sizilianer spielten lange die Rolle von Zaungästen, die am regen Güteraustausch allenfalls mittelbar Anteil hatten. Am Ende der Mittelbronzezeit aber kündigte sich ein dramatischer Umbruch an: Auf der Halbinsel Thapsos gab es um diese Zeit ein Dorf, dessen Hütten deutlich das architektonische Vokabular der Castelluccio-Zeit fortsetzten – wenn sich denn angesichts der primitiven Rundhütten von „Architektur“ überhaupt sprechen lässt.
    Um 1400 v. Chr. aber kam ein völlig neuer Bautypus nach Thapsos: Neben den Hütten wuchsen langrechteckige Bauwerke in die Höhe, mit Räumen, die einem großen, gepflasterten Innenhof zugewandt waren. Auch die Straßen, die zu diesen wohl als Lagerhäuser genutzten Gebäuden führten, waren gepflastert. Ganz ähnliche Speichergebäude sind aus der Levante, Zypern und der Ägäis bekannt. Und nach Zypern weisen auch Keramikfragmente, die in der nahen Nekropole ans Tageslicht kamen. Das Auftauchen dieser fremdartigen Architektur in Thapsos, scheinbar aus dem Nichts, lässt sich kaum anders erklären als durch die Präsenz von Menschen aus dem östlichen Mittelmeerraum. Am ehesten haben wir also in dem Bauensemble von Thapsos einen Handelsstützpunkt vor uns, über den Fertigerzeugnisse und Rohstoffe getauscht wurden. Dazu passt schließlich auch das vermehrte Auftauchen von Importgütern aus dem Osten in spätbronzezeitlichen Fundhorizonten. Auf einmal war Sizilien für die Zivilisationszentren in Ägäis und Levante interessant geworden.
    Das bronzezeitliche System der ägäischen und vorderasiatischen Palastzentren sank um und kurz nach 1200 v. Chr. in Schutt und Asche. Große Territorialstaaten, wie das Hethiterreich in Anatolien, wurden ebenso ein Opfer der Katastrophe |19| wie die Handelsstadt Ugarit in der Levante, das spätbronzezeitliche Troja VIIa und die Paläste von Mykene, Tiryns und Argos auf dem griechischen Festland. Das ägyptische Neue Reich und das mittelassyrische Imperium in Mesopotamien kollabierten nach kurzer Schonfrist ebenfalls. Lange hat sich in der Forschung die Überzeugung gehalten, eine große Welle wandernder Völker habe die Staatenwelt des östlichen Mittelmeerraums hinweggespült, allenthalben Tod und Verwüstung hinterlassen und ein Dunkles Zeitalter eingeläutet, aus dem die mediterrane Welt erst wieder im 9. Jh. v. Chr. zu erwachen begann.
    Eine vermeintliche Chronik dieser Invasionen findet sich in den Reliefs und Texten, die sich in einem Tempel Ramses’ III. (ca. 1188 –1156) in Medinet Habu (Theben West) erhalten haben. Darin rühmt sich der Pharao, Siege über Völker errungen zu haben, die „auf ihren Inseln“ ein Komplott gegen Ägypten geschmiedet hätten und über das Nildelta hergefallen seien. Auf den Reliefs sind ägyptische Soldaten abgebildet, die gegen verschiedene Gruppen fremdartig gekleideter Männer kämpfen, die, teilweise in Begleitung ihrer Frauen und mitsamt ihrer Habe, auf Schiffen in Ägypten landen. Einige dieser „Seevölker“ werden auch namentlich genannt: Peleset, Zekr, Šardana und Šekeleš. Besonders findige Forscher haben in diesen Gruppen Philister, Etrusker, Bewohner Sardiniens und eben Sikeler – Menschen aus Sizilien – sehen wollen, die eine Koalition geschmiedet hätten, um mit vereinten Kräften die ostmediterranen Machtzentren zu vernichten.
    Nach diesem Erklärungsmodell wären also die bronzezeitlichen

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