Skandal im Ballsaal
Schwierigkeiten, die Sie auf Ihr Haupt luden, nur sich selbst zu verdanken!"
Sie lauschte diesem Wortschwall starr vor Entsetzen, kaum fähig zu glauben, dass es Sylvester und nicht ein Fremder war, der diese bitteren Anklagen gegen sie erhob. Flüchtig kam ihr der Gedanke, dass er absichtlich seinen Zorn nährte, aber dann wurde sie von ihrem eigenen Grimm überwältigt, der von einem winzigen Funken zu einer hellen Flamme aufloderte.
Er sagte plötzlich, bevor sie sprechen konnte: „Nein -
nein! Es hat keinen Sinn! Spatz, Spatz!"
Sie hörte ihn kaum und sagte mit einer Stimme, die heiser vor Leidenschaft war: „Ich habe es einer anderen Person zu danken! Sie sind es selbst, gnädigster Herzog! Es war Ihre Arroganz, die mich veranlasste, Sie zum Modell meines Bösewichts zu machen! Wären Sie nicht gewesen, wäre ich nie von zu Hause weggelaufen! Wären Sie nicht gewesen, hätte keiner zu wissen brauchen, dass ich die Autorin dieses Buches bin! Wären Sie nicht gewesen, wäre ich niemals an Bord dieses Schoners gegangen! Sie sind die Ursache jeglichen Übels, das mir je zugestoßen ist! Sie sagen, ich behandelte Sie schlecht: wenn ich es tat, sind Sie wundervoll gerächt, denn Sie haben mich zugrunde gerichtet!"
Zu ihrem Erstaunen und auch zu ihrer Empörung stieß er ein höchst seltsames Lachen aus. Als sie ihn anstarrte, sagte er in dem merkwürdigsten Ton, den sie je gehört hatte: „Habe ich das? Nun - wenn das so ist, will ich Genugtuung leisten. Wollen Sie mir die Ehre erweisen, Miss Marlow, meine Hand zur Ehe anzunehmen?"
Auf diese Art brachte Sylvester, ein vollendeter Hofmacher, seinen ersten Heiratsantrag vor.
Es fiel Phoebe niemals ein, dass er selbst aus dem Gleichgewicht geraten und so selbstbewusst war wie ein unreifer Junge, der gerade aus der Schule kommt. Es fiel ihr noch weniger ein, dass das Lachen und die übertriebene Förmlichkeit seines Antrags der Verlegenheit entsprang. Er war berühmt wegen seines formvollendeten Benehmens; sie hatte bis zu diesem Tag nie gesehen, dass er die Beherrschung verlor. Sie glaubte, dass er sie verspottete, daher stand sie auf und rief: „Wie können Sie es wagen?"
Sylvester, der sich erschrocken seiner eigenen Ungeschicklichkeit bewusst war, verlor keine Zeit, Schlechtes noch schlechter zu machen. „Ich bitte um Vergebimg! Sie irren! Ich hatte nicht die Absicht - Phoebe, es war heraußen, bevor ich genau wusste, was ich da sagte! Ich habe nie beabsichtigt, Sie zu fragen, ob Sie mich heiraten wollen - ich war entschlossen, das nie zu tun! Aber ..." Er brach ab, als er erkannte, in welche Verlegenheit ihn seine Versuche, sich zu erklären, führten.
„Das glaube ich wirklich!", sagte sie hitzig. „Sie sind so zuvorkommend gewesen, mir zu sagen, was Sie von mir halten, und das glaube ich auch! Sie sind nach Austerby gekommen, um mich zu prüfen, als wäre ich ein Stutenfüllen, und Sie haben entschieden, dass ich Ihrer nicht würdig bin!
Haben Sie das nicht?"
„Was werden Sie als Nächstes fragen?", sagte er mit einem unwillkürlichen Lachen.
„Haben Sie das nicht?"
„Ja. Aber haben Sie vergessen, wie Sie sich benahmen?
Wie sollte ich Sie richtig einschätzen, wenn Sie nur versuchten, mich abzustoßen. Erst später ..."
„Sicher! ".sagte sie vernichtend. „Später, als ich Sie zuerst zu meinem Opfer machte, Sie in meine unschickliche Flucht aus Austerby verwickelte und dann Ihren Stolz verletzte, von dem ich wohl glaube, dass er zuvor nie verletzt wurde, da begannen Sie zu glauben, ich wäre gerade die Frau, die zu Ihnen passte! Der glühende Antrag, den Sie mir so schmeichelhaft machten, entspricht natürlich der Torheit, die mich verleitete, mich in Ihre Angelegenheiten zu mischen, und die es daher für Sie notwendig machte, eine Reise unter Umständen zu unternehmen, die ebenso sehr unter Ihrer Würde wie entehrend sind! Wie dumm von mir, dass ich nicht sofort erkannte, wie es sein würde! Sie müssen mir vergeben!
Hätte ich mir träumen lassen, dass mein Mangel an Benehmen Sie an mich fesseln würde, ich hätte die Manieren eines Musters an Schicklichkeit angenommen, wann immer Sie in mein Blickfeld gekommen wären! Sie hätten sich dann die Erniedrigung erspart, dass Ihr Heiratsantrag abgewiesen wurde, und mir wäre eine unerträgliche Beleidigung erspart geblieben!"
„Das war keine Beleidigung", sagte er, sehr bleich. „Wenn ich es so ausdrückte - wenn es für Sie so klang, als wollte ich Sie beleidigen, dann war das nicht
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