Skandal
Oberschenkel.
Emily wandte sich zu ihm um. Sie wollte ihn gerade küssen, als ihr ein Gedanke durch den Kopf ging. »Simon?«
»Hm?« Er knabberte gerade mit den Lippen an ihrem Hals.
»Woher wußtest du, daß ich heute nacht in der Gasse diese gräßliche Zusammenkunft mit Crofton hatte?«
Simons nackte Schultern bewegten sich zu einem gleichgültigen Achselzucken. »Ich hatte lediglich so eine Ahnung, daß etwas nicht stimmt. Ich habe dich unter den Gästen gesucht und konnte dich nicht finden, und daher habe ich mich auf die Suche gemacht.«
»Ha. Wußte ich es doch.«
»Was wußtest du?« Simon fuhr mit der Zungenspitze über eine Brustwarze.
»Wir kommunizieren wirklich auf der metaphysischen Ebene miteinander, Simon«, sagte Emily aufgeregt. »Das beweisen die Ereignisse des heutigen Abends. Wie hättest du wissen können, daß ich mich heute nacht auf etwas ganz Furchtbares eingelassen habe, wenn du nicht auf der transzendentalen Ebene eine geheimnisvolle Nachricht erhalten hättest?«
Simon hob den Kopf, um auf sie herunterzusehen. Anfangs wirkte er reichlich verblüfft. Und dann verzog ein träges, tückisch sinnliches Grinsen seinen festen Mund. »Du hast vollkommen recht, Liebes. Aber in Zukunft würde ich mich lieber nicht auf die metaphysische Kommunikation verlassen. Wenn du das nächste Mal irgendein Abenteuer ausheckst, dann will ich dein Wort darauf haben, daß du mit mir nicht nur im Reich der Metaphysik, sondern auch in Worten darüber kommunizierst. Einverstanden?«
»Ganz wie du willst, Simon. Weißt du, ich mache mir Gedanken über mein episches Gedicht. Ich habe meine Zweifel.«
»Ach, wirklich?«
»Ja. Ich spiele mit dem Gedanken, den Titel zu ändern, es von Die Geheimnisvolle Dame in Der Geheimnisvolle Earl umzutaufen.«
Simon stöhnte.
»Überleg doch nur, Simon. Das eröffnet alle erdenklichen neuen Möglichkeiten für nervenkitzelnde Szenen.«
»Komm her und verschaffe mir Nervenkitzel, Emily«, befahl Simon und zog sie enger an sich.
»Selbstverständlich.«
Simon saß hinter seinem schwarzlackierten Schreibtisch und sah sich in der Bibliothek voller Faringdons um. Broderick Faringdon saß auf dem Sessel, der der Cognackaraffe am nächsten stand. Devlin und Charles hatten sich erwartungsvoll beidseits von dem schwarzen Kaminsims aufgebaut und wirkten wie zwei schöne vergoldete Kerzenleuchter.
Emily, die ein mit Drachen besticktes Kleid trug, saß sittsam auf einem roten Samtstuhl nicht weit von seinem Schreibtisch. Simon blieb nicht verborgen, welche Bedeutung die Wahl ihres Platzes im Raum hatte. Sie war auf seiner Seite.
»Ich habe Sie heute alle drei herbestellt, weil es an der Zeit ist, gewisse Angelegenheiten zu regeln«, sagte Simon bedächtig.
»So, so.« Broderick Faringdon nickte beifällig. »Ich muß schon sagen, es ist aber auch an der Zeit, daß Sie endlich anfangen, Ihre Pflichten gegenüber den Verwandten Ihrer Frau zu erfüllen. Ich kann Ihnen die Gesamtsumme meiner derzeitigen Schulden augenblicklich nennen und Ihnen genau sagen, wieviel Geld ich zusätzlich noch für mich brauche, bis Emily unsere Finanzen wieder aufbessern kann.«
Simon trommelte mit den Fingern auf der Schreibtischplatte und nahm wahr, daß Emily sich wieder auf die Unterlippe biß. »Zuerst einmal werden wir über die Zukunft von Devlin und Charles reden.« Simon warf einen Blick auf die jungen Männer. »Sie sind beide auf mein Angebot eingegangen?«
»Wir haben uns darauf gestürzt, das wäre treffender«, sagte Devlin fröhlich.
»Ich kann es nicht erwarten, nach Indien aufzubrechen«, stimmte Charles ihm zu. »Gut, daß ich nie dazu gekommen bin, um Maryann Matthews Hand anzuhalten. Ich habe viel mehr Lust, ins Ausland zu gehen und dort mein Glück zu machen. Indien ist das Land der großen Möglichkeiten, und es bietet Abenteuer und all das. Man muß zwangsläufig reich von dort zurückkommen.«
»Ausgezeichnet«, murmelte Simon, den das Erstaunen auf Emilys Gesicht amüsierte. »Ich habe mit dem Mann geredet, der meine Angelegenheiten regelt, und er hat für Sie beide angemessene Posten in Bombay beschafft. Die Überfahrt ist auf einem Schiff gebucht worden, bei dem ich durch meine Anteile Mitspracherecht habe. Es läuft morgen früh mit der Flut aus. Kapitän Adams erwartet Sie an Bord.«
»Wir haben schon alles gepackt und sind reisebereit, Sir«, versicherte ihm Devlin vergnügt.
Broderick Faringdon sah erst seine Söhne und dann Simon finster an. »Was, zum Teufel,
Weitere Kostenlose Bücher