Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
schnürte mir die Kehle zu.
»Denkst du wieder an ihn?«, fragte Beth, als ich ihr in der Küche dabei half, Windbeutel auf einer Platte zu arrangieren. Sie nannte nicht seinen Namen; es war nicht nötig.
»Die ganze Zeit.«
»Du kommst wirklich gut klar«, sagte sie. »Die meisten Leute glauben, dass du über ihn hinweg bist.«
Die Sehnsucht nach Ryan ging nur mich etwas an. Ich wollte das vor anderen nicht zur Schau stellen. Also weinte ich nicht wegen ihm – nur manchmal allein in meinem Zimmer, wenn ich eine schlechte Nacht hatte. Er hätte es auch nicht gewollt. Doch ein kleines Stück von mir war nie ganz da, wie bei einer zerbrochenen Porzellanvase, bei der ein Bruchstück fehlte.
Niemand sollte bemerken, wie oft ich in den ersten Tagen auf mein Handy blickte, weil ich hoffte, er würde mir eine SMS schreiben – auch wenn er gesagt hatte, dass das alles nur schlimmer machen würde. Wie oft saß ich da und war kurz davor, ihn anzurufen. Als die Wochen verstrichen und er sich nicht meldete, stellte ich mir vor, dass er ein anderes Mädchen gefunden hatte und was sie wohl zusammen machten. Wer immer sie auch war, ich hasste sie. Ich wollte ihr das Gesicht zerkratzen. Ein andermal machte ich mir große Sorgen um ihn – dass seine Mum krank war und er an einem fremden Ort allein damit zurechtkommen musste. Dass er eine Umarmung nötig hatte und dass es niemanden gab, der das nun tun würde.
Er hatte mir befohlen, ihn zu vergessen. Aber das war unmöglich. An jedem Tag, an dem er nicht da war, um etwas Lustiges zu erzählen oder mich mit seinen blöden Bemerkungen zum Lachen zu bringen, öffnete sich die Wunde aufs Neue.
Nachdem wir am Weihnachtsmorgen unsere Geschenke ausgepackt hatten, saß ich mit Mum in der Küche und half ihr mit dem Gemüse, als ich den SMS-Ton meines Handys hörte. Ich guckte nicht sofort drauf. Ich hatte den ganzen Morgen schon Nachrichten von Beth, Max und den Leuten aus der Schule bekommen.
Ich tat den Rosenkohl in den Topf, dann schaute ich nach, und für einen Moment hielt ich den Atem an.
Eine neue Nachricht.
Ryan.
»Fröhliche Weihnachten X«
Meine Daumen zitterten, als ich zurückschrieb.
»Dir auch fröhliche Weihnachten X«
Den ganzen Tag behielt ich das Handy in der Tasche, vielleicht würde er anrufen. Aber er rief nicht an und die Sehnsuchts-Wunde riss wieder auf.
56_Ryan
Ende Januar saßen Cole und ich in einem Pub am Kanal. Mum war auf dem Boot geblieben. Er wollte allein mit mir reden.
»Ich hab Neuigkeiten und ich will, dass du ehrlich bist, wie es dir damit geht.«
»Gehst du wieder weg?«
Er lachte und für seine Verhältnisse klang es nervös. »Nein, im Gegenteil.«
»Dann bleibst du also?«
»Ja. Einverstanden?«
Ich trank einen Schluck von meinem Bier. »Ich denke schon.«
Er sah mich aufmerksam an. »Sicher?«
Ich grinste und gab ihm einen Schubs. »Natürlich, du Blödmann.«
Er lachte und gab mir auch einen Schubs. »Dann habe ich noch mehr Neuigkeiten. Karen und ich haben uns unterhalten. Über uns, über dich. Kaz hat sich überzeugen lassen.«
»Und?«
»Sie ist es leid, dass du dich wie ein Tier im Käfig benimmst, deswegen suchen wir uns ein Haus und stellen unser Leben auf solide Füße. Das wird eine Weile dauern. Wir müssen den richtigen Ort finden, Arbeit suchen und das Boot verkaufen –«
Ich brach in Lachen aus. »Willst du mir sagen, dass ihr zwei eine Hypothek aufnehmt?«
Er verzog das Gesicht. »Ich schätze schon. So was passiert, wenn wir erwachsen werden. Nur hat es bei mir und ihr ein bisschen länger gedauert.«
»Wollt ihr das wirklich?«
»Es ist Zeit. Allerhöchste Zeit. Du kannst dir einen neuen Job suchen. Und Freunde in deinem Alter. Sie versteht, dass du das Herumziehen satthast. Oder zumindest hat sie das jetzt erkannt.«
Schade, zu spät.
»Also, was meinst du?«, fragte Cole.
Ich hob ihm mein Glas entgegen. »Ich meine, wir sollten feiern.«
57_Jenna
Ich fand schon immer, dass Valentinstag nicht im Februar sein sollte. In einem Monat mit eisigem Wind und Regentropfen, die wie Nadeln stachen. Besser wäre im Frühling oder im heißen, trägen Sommer.
Aber was wusste ich schon? Während andere Mädchen Karten und Teddybären bekamen, machte ich mir nicht mal die Mühe, in den Briefkasten zu gucken.
Ich saß zusammengekauert vorm Fernseher und sah mir mit Charlie die Zeichentrickfilme im Vormittagsprogramm an.
»Jenna«, rief Mum. »Hier ist was für dich.«
Ich marschierte durch die Diele. »Was
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