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Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)

Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)

Titel: Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Gray
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abgeschüttelt.
    Die reine Selbstbeherrschung – genau das, was ihm letzte Nacht gefehlt hatte – hielt ihn davon ab, mit der Faust gegen die Wand zu schlagen. Dadurch würde er sich nur verletzen, aber nichts erreichen. Reyes machte Atemübungen, um sich wieder zu beruhigen und die Situation logisch analysieren zu können.
    Nichts half.
    Die Frau hatte ihn um den Verstand gevögelt und war dann abgehauen, während er schlief. Er konnte sich nicht erinnern, wann, wenn überhaupt, ihm je jemand eine solche Niederlage bereitet hatte. Angesichts der Zahnabdrücke auf ihrem Nacken und ihren Schultern ließ sich natürlich dagegenhalten, dass sie zumindest in körperlicher Hinsicht etwas abbekommen hatte.
    Aber hier ging’s nicht ums Persönliche, sondern ums Geschäft.
    Auf dem Notizblock vom Motel stand eine Nachricht von ihr, kurz und bündig: Der Beste, den ich je hatte. – Danke für die tolle Nacht. Viel Glück! Darunter ein schwungvolles K.
    Wenigstens war ich der Beste. Trotzdem besänftigte ihn das nicht. Zur Krönung hatte sie ihm auch noch einen verknitterten Zwanziger dagelassen, als wäre er ein billiger Stricher.
    Reyes fluchte.
    Ein Blick auf die roten Leuchtziffern des Radioweckers sagte ihm, dass es fast elf war. Verdammt, er schlief sonst nie so lange. Offenbar hatte er Kyra Marie Beckwith völlig unterschätzt.
    Mit Wut allein war der Job nicht zu erledigen, aber wenn er sich das Gefühl einprägte und sich später wieder in Erinnerung riefe, könnte es noch nützlich werden. Er duschte fünf Minuten lang und zog anschließend die Klamotten vom Vortag wieder an. Gleich würde das Zimmermädchen kommen und er wollte sich noch vorher aus dem Staub machen.
    Nach einem letzten Blick durch das Zimmer nahm er den Zwanziger an sich. Wenn er die Frau einholte, würde er ihr den Mund damit stopfen. Oder auch nicht. Vielleicht hatte er für ihren Mund eine bessere Verwendung. Aber eins nach dem anderen.
    Als er das heruntergekommene Motel verließ, schlug ihm die feuchte Luft entgegen wie ein nasser Handschuh. Er zog sein Handy aus einer versteckten Tasche im Innenfutter der Jacke. Später würde er sie entweder ausziehen müssen oder sich totschwitzen. Er ließ die Serviceangestellte der Autovermietung ihren Ich-bin-ja-so-freundlich-Spruch aufsagen und erklärte dann: »Mein Mietwagen steht auf dem Parkplatz vor dem Suds am Stadtrand von Eunice. Bitte lassen Sie ihn von jemandem abholen.«
    Die Frau plapperte empört los. Er ließ sie dreißig Sekunden lang ihre Einwände äußern, ehe er ihr lautstark ins Wort fiel. »Mir ist egal, was das kostet. Buchen Sie es von meiner Kreditkarte ab.« Dann hielt er inne und tat, als hörte er zu. »Nein, ich danke Ihnen .«
    Indem er sich einmal im Kreis drehte, verschaffte er sich einen Überblick über die Lage – das Motel befand sich ein paar Meilen vor Lake Charles und einen Steinwurf vom Highway entfernt. Kein Wunder, dass das Bett die ganze Nacht lang vibriert hatte, unabhängig von ihrem Bettsport. Ein »Motel Restaurant« stand dicht an der Zubringerstraße, etwas abseits von dem L-förmigen Gebäude mit den Zimmern und dem Büro. Da es die einzige Möglichkeit war, ein Frühstück zu bekommen, ging er hinüber.
    Das Lokal hatte genau wie das Zimmer schon bessere Tage gesehen. Der abgetretene grüne Linoleumboden war rissig und wellte sich an der Theke. Es gab Tischplatten aus altem, weißem Resopal. In dem kleinen Raum hielt sich nur ein Gast auf, ein schmuddeliger, bärtiger Kerl, der aussah, als müsste man ihn zwingen, für seinen Kaffee zu bezahlen.
    Da ihm niemand einen Platz anwies, wählte er eine Sitzecke an der hinteren Wand, von wo aus er die Tür im Blick hatte. Alte Gewohnheiten lassen sich eben schwer ablegen.
    Die Speisekarte bestand aus einem laminierten Blatt Papier. Wie es aussah, bekam man hier Hafergrütze, Eier, Pfannkuchen und Speck in beliebiger Kombination. Frisches Obst und Müsli konnte man in so einem Laden nicht erwarten. Reyes seufzte. Was er während dieses Auftrags zu essen bekam, konnte tatsächlich etwas bewirken, was zuvor nichts und niemand geschafft hatte, nämlich ihn zu töten.
    Als Nächstes musste er sich einen anderen Wagen bringen lassen. Da Enterprise genau das als Service anbot, rief er die Auskunft an und ließ sich mit der örtlichen Niederlassung verbinden. Fünf Minuten später hatte er die Zusage, dass ihn jemand abholen werde. Natürlich würde er mit zur Niederlassung fahren und Formulare ausfüllen müssen.

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