Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
täuschen lassen. Der Stachel saß tiefer, als es ihm lieb war. Doch Serrano wollte sich von seinem Zorn nicht hinreißen lassen. Er durfte keine Schwäche zeigen, nicht einmal vor Foster – vielleicht gerade nicht vor ihm.
»Seien Sie so gut und halten Sie mich auf dem Laufenden.«
»Selbstverständlich, Sir.« Foster wandte sich zum Gehen.
»Wie lange arbeiten Sie schon für mich?« Er wusste es ganz genau und wollte nur hören, wie präzise der Mann antwortete.
»Ein Jahr, zehn Monate und siebenundzwanzig Tage.«
»Wann haben Sie die letzte Gehaltserhöhung bekommen?«
»Vor knapp einem Jahr.«
»War sie zufriedenstellend?«
Und ob sie das gewesen war. Serrano honorierte Effizienz. Foster war absolut zuverlässig, stellte nie unbequeme Fragen und schlug bei Problemen immer die beste Lösung vor. Seiner Erfahrung nach bedeutete das, es würde bald Schwierigkeiten geben. Ein Mann wie Foster gab sich nicht damit zufrieden, die Krümel vom Kuchen eines anderen zu naschen. So jemand wollte gleich die ganze Bäckerei für sich.
Zumindest hatte Serrano das in der Vergangenheit so erlebt. Allmählich glaubte er jedoch, dass ihm vielleicht noch nie jemand wie Foster begegnet war.
»Sie betrug zwanzig Prozent«, antwortete dieser ausdruckslos.
»Ausgezeichnet. Ich werde sehen, was ich dieses Jahr für Sie tun kann.« Er entließ seinen Sicherheitschef, indem er ihm den Rücken zukehrte. Obwohl keine Bewegung zu hören war, verriet ihm das leise Klicken des Türschlosses, dass Foster den Raum verließ.
Er hatte eine wichtige Angelegenheit einem Mann anvertraut, über den niemand viel wusste. Weil Foster beste Empfehlungen besaß und so gnadenlos wie ein Hai war, hatte Serrano ihn von einem konkurrierenden Kasino abgeworben. Sein Sicherheitschef entlockte einem weder vertrauliche Bemerkungen noch gab er solche von sich. Er machte seine Arbeit und fuhr dann nach Hause. Soweit Serrano wusste, wohnte er in einem schlichten Apartment draußen in Green Valley, obwohl er in der Lage war, sich von seinem Gehalt etwas zehnmal Hübscheres zu leisten. Wenn Foster es wollte, könnte er in einem Penthouse leben, doch offenbar war ihm so etwas nicht wichtig. Serrano würde sich hinsichtlich dieses Mannes erst völlig sicher fühlen, sobald er wusste, was ihm stattdessen wichtig war. Allerdings versuchte er nun fast schon seit zwei Jahren, das herauszubekommen.
Für sein Misstrauen hatte er keinen konkreten Anhaltspunkt. Es war eher intuitiv. Und nicht zuletzt wegen seines guten Instinkts behauptete er sich bereits so lange in seiner Position. Wenn er aber wirklich davon überzeugt gewesen wäre, dass der Kerl etwas plante, hätte er ihn nicht damit beauftragt, das Justice-Debakel zu bereinigen.
Serrano zog sich sein Jackett über. Er würde den Teufel tun und seine Gewohnheiten ändern. Heute Abend trafen sich seine Freunde in einem exklusiven Klub, wo die Getränke überteuert und die Frauen leicht bekleidet waren. Dort verkehrte nur eine Sorte Männer: die Mächtigen. Gewöhnlich kam er als Erster an. Seit seiner öffentlichen Demütigung hatte er sich nicht mehr blicken lassen, aber er konnte sich nicht ewig verstecken.
Auf dem Weg nach unten bestellte er Tonio, seinen Chauffeur, der daraufhin bereits vor dem Eingang des Silver Lady auf ihn wartete. Das Kasino war eine schlampige Hure, doch er liebte jeden Quadratzentimeter davon, vom roten Teppichboden bis zu den silbernen Neonröhren, welche die Umrisse der kurvenreichen Frauenfigur umgaben, für die der Laden berühmt war. Er hatte ein gesundes Publikum, dachte Serrano, als er in die Limousine stieg, es waren viele Arbeiter wie er damals, die Fortuna um eine Chance anflehten. Er hätte ihnen raten können, nach Hause zu gehen und ihr Geld lieber in eine gute Rentenversicherung zu investieren, doch das wäre schlecht fürs Geschäft.
Serrano goss sich einen Drink ein. Er brauchte Tonio nicht zu sagen, wohin es ging. Sein Leben lief so beständig wie ein Schweizer Uhrwerk. Der Chauffeur setzte ihn vor dem Klub ab: fünftausend Quadratmeter luxuriöse Ausschweifung. Der Türsteher winkte ihn durch und Serrano nahm den VIP -Aufzug hinauf zur Privatsuite. Er mischte sich nicht gern unter all die Betrunkenen im Erdgeschoss.
Als er oben ankam, waren zwei seiner Freunde, Lou Pasternak und Joe Ricci, bereits da. Sie hielten Drinks in den Händen und verfolgten die große Show. Es war nicht nur reizvoll, die Tänzerinnen zu beobachten, sondern auch die Reaktionen der
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