Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
wusste, was er tat. Trotzdem bereute Serrano nicht, dass er ihn hatte überprüfen lassen. Es beruhigte ihn, dass der Kerl für ein Mädchen im Koma und für eine alte Dame sorgte. Diese Schwäche machte ihn menschlicher … und gab Serrano außerdem ein Druckmittel an die Hand. Er traute niemandem, der nicht zumindest einen wunden Punkt besaß; ein Mensch ohne Schwachstelle war von Natur aus falsch. Selbst er hatte seine Schwächen – auch wenn er sie seit Jahren tief in sich versteckt hielt.
»Gute Arbeit«, sagte er aufrichtig. »Die Methode war zwar reichlich schräg, aber immerhin brauchen wir uns über Fußspuren und Mordwaffen keine Gedanken zu machen.«
»Meiner Ansicht nach müssen wir kreativ sein«, bekräftigte Foster. »Bislang wussten Ihre Feinde, dass sie vor Schlipsträgern mit Pistole im Jackett auf der Hut sein mussten. Jetzt haben wir ihnen gezeigt, dass sie mit allem rechnen müssen. Wie sollen sie funktionieren, wenn sie ständig überlegen müssen, wie Sie als Nächstes zuschlagen könnten?«
Serrano verstand, was Foster sagen wollte. Er war begeistert. »Das bringt sie um den Schlaf. Und Erschöpfung kauft einem Mann den Schneid ab, sodass er Fehler macht.«
»Und es wird noch einfacher werden, etwas gegen ihn zu unternehmen«, beendete Foster die Überlegung.
»Sie dürfen jetzt gehen. Denken Sie daran, heute Nacht besonders wachsam zu sein.« Wenn alles nach Plan liefe, würde es für Ricci und Pasternak ziemlich hässlich werden. Es könnte eine richtige Sauerei geben, sodass ein Aufräumtrupp nötig wäre.
»Selbstverständlich. Angenehmen Abend.«
Serrano sah seinem Sicherheitschef beim Hinausgehen hinterher, bevor er sich der elektronischen Überwachung zuwandte. Auf Knopfdruck fuhren eine Reihe von Monitoren aus dem Schreibtisch empor. Er kontrollierte gern von seinem Büro aus, was im Kasino vorging, und auf diese Weise wusste niemand, von wo aus der Chef gerade zuschaute. Nur um seiner Paranoia Genüge zu tun, beobachtete er Fosters Weg vom Büro zum Spielsaal. Der Mann begab sich wie angeordnet direkt zur Arbeit.
Ausgezeichnet. Alles entwickelte sich zu Serranos vollster Zufriedenheit. Er holte sein Prepaid-Handy hervor und griff in seine innere Jacketttasche nach einem Zettel mit Nummer, den Bobby ihm gegeben hatte. Nach einem tiefen Atemzug wählte er.
Ein Mann mit schroffer Stimme schnauzte am anderen Ende ein russisches Wort in die Leitung.
»Ist dort Viktor Barajew?«
Der Mann schaltete auf Englisch um. »Wer ist da? Woher haben Sie diese Nummer?«
»Das ist nicht wichtig. Ich habe Informationen für Sie.« Serrano hielt inne und hörte sich das russische Schnellfeuer aus Worten an. »Sind Sie Viktor?«
»Ich zahle nicht für Informationen«, schnauzte der Mann zurück. »Ich habe mein eigenes Netzwerk für so etwas. Rufen Sie nicht noch einmal an oder ich werde Sie aufsuchen.«
Er musste es sein oder zumindest jemand anderes an der Spitze der Nahrungskette. Serrano beschloss, die Bombe ohne Umschweife platzen zu lassen.
»Ich werde Sie nicht wieder anrufen«, versprach er, »aber ich denke, Sie sollten wissen, dass Krigor Akopyan in Ihrer Stadt Geschäfte macht.«
Die Reaktion darauf kam prompt und war äußerst erfreulich. Serrano verstand zwar kein Wort Russisch, doch die Schärfe von Flüchen teilte sich ihm in jeder Sprache mit. Er nahm einen heftigen Wortwechsel im Hintergrund wahr. »Nennen Sie mir Namen, damit ich das überprüfen kann. Wenn sich Ihr Tipp als zutreffend herausstellt, werde ich mich dafür erkenntlich zeigen.«
Barajews und Akopyans gegenseitige Feindseligkeit ging noch auf Sowjetzeiten zurück. Serrano wollte sich angesichts des nahenden Blutbads nicht auf eine der beiden Seiten schlagen. So etwas schraubte nur die Geschäftskosten in die Höhe. Ha, vielleicht hatte er von Foster doch etwas lernen können.
»Nicht nötig. Ich tue das vollkommen selbstlos. Wenn Sie sich Ricci und Pasternak im Pair-A-Dice anschauen, erfahren Sie alles, was Sie über Akopyan wissen müssen. Ich dachte mir schon, dass sie es mit Ihnen nicht geklärt haben.«
»Das hier ist meine Stadt«, entgegnete Barajew. »Ich werde mich darum kümmern.«
Als Serrano auflegte, lächelte er. Die Odessa-Russen hatten sich Vegas mit der jüdischen Mafia aufgeteilt, für die Armenier war da kein Platz; die hätten in San Fran bleiben sollen.
Jetzt brauchte er nur noch abzuwarten.
Nach der Arbeit wechselte Foster viermal die Route, um eventuelle Beschatter abzuschütteln,
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