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082 - In den Katakomben der Gräfin Redziwihl

082 - In den Katakomben der Gräfin Redziwihl

Titel: 082 - In den Katakomben der Gräfin Redziwihl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Sie hörte die
Schreie und die aufgeregten Rufe von der Straße:
    »Tötet sie!
Macht der Hexe endlich den Garaus! Sie hat genug Unheil angerichtet!«
    »Nieder mit
ihr!« Eine andere Stimme. Ebenfalls eine Frau. Aufgeregt, nervös, hektisch:
    »Die Alte
soll krepieren!« Nina Petrovac richtete sich in ihrem Bett auf. Was war los?
Was ging auf der Straße vor?
    Da trommelte
es auch schon gegen ihre Fensterladen. »Nina Petrovac! Aufwachen!« Es war die
Stimme der ersten Sprecherin.
    Die Gerufene
schlug die Bettdecke zurück, verhielt sich erst still, eilte dann aber auf
Zehenspitzen zum Fenster und starrte durch die Ritzen des alten, klapprigen
Fensterladens.
    Im Mondlicht,
das sich in die schmale Straße ergoß, erkannte sie die Umrisse einer großen
Gruppe von Frauen. Sie standen diskutierend beisammen. Andere klopften an die
Türen und Läden der Nachbarhäuser und riefen dort die Frauen zusammen.
    »Nina
Petrovac! Es geht gegen die Redziwihl! Der Blutsaugerin geht’s an den Kragen.
Beteiligst du dich daran? Deinen Mann hat sie doch auf dem Gewissen!« Die Frau
vor dem Fenster hielt eine Axt in der Hand.
    Nina Petrovac
erschauerte. »Einen Moment!« sagte sie laut und eilte in ihr Schlafzimmer zurück.
Oben im ersten Stock klappte eine Tür. Die Stufen ächzten.
    »Nina?«
fragte der alte Mann.
    »Leg dich
wieder hin, Vater«, rief die junge Frau, während sie sich rasch etwas Warmes
überzog. Nina Petrovac warf sich zusätzlich einen wollenen Umhang über die Schultern.
Draußen war es kalt. Es wurde Winter. »Es ist nichts.«
    »Nichts,
sagst du?« reagierte der Alte. »Der Krach - da geht doch etwas vor!«
    »Die Frauen
aus dem Dorf sind gekommen. Ich glaube, sie wollen gegen die Redziwihl zu Feld
ziehen.«
    »Barmherziger
Gott!« Der Alte, halb auf dem Weg nach unten, machte ein Kreuzzeichen. Er
umspannte mit seiner ausgetrockneten, lederartigen Hand das Treppengeländer. »Aber
das könnt ihr nicht. Sie wird euch alle töten!«
    »Geh zu Bett!
Ich bin gleich wieder zurück!« Mit diesen Worten verließ Nina das Haus. Davor
waren mindestens fünfundzwanzig Frauen versammelt, und immer neue kamen hinzu.
    Erregt
sprachen sie miteinander. Nina Petrovac erfuhr durch die lautstarke
Unterhaltung, daß seit dem frühen Vormittag Anton Makcek verschwunden war. Er
war fünfunddreißig Jahre alt, ein gutaussehender, kräftiger Bursche,
verheiratet und hatte eine Tochter.
    Er war der
letzte junge Mann des Dorfes Merdagve. Nun gab es hier nur noch Frauen und
ältere Eheleute.
    Ilonka Tuave,
die sich zur Sprecherin und Anführerin der empörten Frauen gemacht hatte, trug ein
farbenprächtiges Kopftuch mit großen Blumenmotiven. Ihr Gesicht war
scharfgeschnitten, nicht ohne Reiz, die Lippen sinnlich, das Kinn energisch.
    »Wirst du uns
begleiten, Nina Petrovac?« fragte Ilonka mit blitzenden Augen. »Das ist eine
spontane Reaktion. Wir wehren uns und vernichten die Hexe!«
    Ilonka Tuaves
Gesicht lief rot an. Diese Röte war nicht auf die frostige Nachtluft allein
zurückzuführen.
    Nina war
einen Kopf kleiner als die rassige, gutgewachsene Ilonka. Die junge
Bauerntochter war üppiger in den Hüften. Weit und breit hieß es, Ilonka Tuave
sei im Umkreis von zwanzig Kilometern das attraktivste Mädchen im Dorf, und sie
könne ihre Schönheit mit der der Gräfin messen.
    Niemand
kannte Silvia Gräfin Redziwihl genauer. Hin und wieder hatte man sie von weitem
durch die Berge oder die düsteren Fichtenwälder reiten sehen. Die Frauen haßten
die mysteriöse Gräfin, über die man sich seltsame Dinge erzählte. Hier in den
kleinen Bergdörfern der Karpaten war sie, die in ihrem abseits gelegenen,
verborgenen Schloß lebte, verrufen.
    Man sagte,
daß sie die Männer verhexe.
    Und das
stimmte!
    In Merdagve
in Transsylvanien ging einiges nicht mehr mit rechten Dingen zu. Die jungen
Männer waren fasziniert und verrückt nach der Gräfin.
    Man erzählte
sich, daß sie von göttlicher Wohlgestalt sei. Wer sie einmal gesehen hätte,
käme nicht mehr los von ihr. Und damit mußte es in der Tat etwas auf sich
haben.
    Die jungen
Burschen aus Merdagve hatte es am meisten gepackt. Von den zweiunddreißig
Männern unter fünfzig Jahren gab es keinen mehr. Sie waren zum Schloß gegangen
und nie wieder zurückgekommen.
    Silvia Gräfin
Redziwihl blieb die geheimnisvolle Unbekannte - von den Männern verehrt und
geliebt, von den Frauen verabscheut und gehaßt.
    Kein Mensch
hatte es bisher gewagt, öffentlich etwas Nachteiliges gegen die Gräfin

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