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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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als du in deinem Zustand verkraften kannst, würde ich sagen.« Er schluckte nass. »Sag mir was, Marsalis. Sag mir die Wahrheit. Du hast Greta nichts getan, oder?«
    Carl sah ihn eine Weile an. »Nein«, erwiderte er schließlich. »Ihr geht’s gut, sie schläft. Ich bin nicht wegen ihr hergekommen.«
    »Das ist gut.« Schmerz zuckte über Onbekends Gesicht. »Nur wegen mir gekommen, hm? Tut mir leid, dass dir jemand zuvorgekommen ist, Bruder.«
    »Ich bin nicht dein verdammter Bruder!«
    Stille, abgesehen von Onbekends nassem, raspelndem Atemgeräusch. Etwas war mit dem Licht von draußen geschehen, es fiel jetzt in einem anderen Winkel herein. Carl und Onbekend lagen beide in Teichen aus Schatten, aber zwischen ihnen fiel das helle Sonnenlicht auf den dunkel gefliesten Boden und schien in einem verschwommenen Dunst aus Staubmotten zurückzusteigen. Carl streckte ein wenig mühsam die Hand in den Glanz, streifte mit den Fingerspitzen über die Wärme in den Fliesen.
    Irgendwo in der Struktur der Weblarweste rann ganz bestimmt Blut herab. Er legte den Kopf in den Nacken und seufzte.
    Also.
    Er überlegte plötzlich, wie sich Fat Men are Harder to Kidnap wohl anhören würden, wenn sie kommende Woche auf der Bühne des Mars Memorial in Blythe auftreten würden. Ob sie überhaupt was taugten.
    »Fünfzehn.«
    Er sah zu Onbekend hinüber. »Was?«
    »Fünfzehn Männer. Manco hat dir die Wahrheit gesagt. Plus zwei Piloten, aber die zählen nicht.«
    »Fünfzehn, hm?«
    »Ja. Aber du hast gerade eben ein paar auf der Schwelle erwischt, stimmt’s?«
    »Drei.« Carl hob die Brauen zum Geländer der Galerie hinauf. Nur einen Augenblick lang hatte er geglaubt, Elena Aguirre dort oben zu sehen. »Inklusive dem Burschen, den du erwischt hast. Bleibt genau ein Dutzend. Wie würdest du sie einschätzen?«
    Onbekend hustete etwas lauter, diesmal war ein wenig Blut mit dabei. »Ziemlich erbärmlich. Ich meine, für Gangster-Standard sind sie gut. Aber gegen Osprey-Training? Gegen einen Dreizehner? Ein Dutzend Wiederkäuer, die vor Angst volle Hosen haben. Keine Gegner.«
    Carl verzog das Gesicht. »Du willst bloß, dass ich da rausgehe und dich mit Greta allein lasse, stimmt’s?«
    »Nö, bleib noch was da. Lass uns ein bisschen Zeit zum Plaudern.«
    Carl schoss dem anderen Dreizehner einen seltsamen Blick zu. »Wir haben was zu bereden?«
    »Aber sicher.« Onbekend hielt seinem Blick einen Moment lang stand, dann rollte sein Kopf wieder zurück, und er schaute zur Decke auf. Er seufzte, Blut gurgelnd. »Du verstehst es immer noch nicht, oder? Selbst jetzt, wo wir beide hier drin sind und sie alle da draußen. Du erkennst es immer noch nicht.«
    »Was?«
    »Was wir sind.« Der andere Dreizehner schluckte heftig, und seine Stimme verlor etwas von ihrem Pfeifen. »Sieh mal, die verdammten Wiederkäuer, sie reden so viel von Gleichheit, demokratischer Verantwortlichkeit, Redefreiheit. Aber worauf läuft es am Ende hinaus? Ortiz. Norton. Roth. Plausibel. Nach der Macht strebende Männer und Frauen mit einem Lächeln für die Wähler, dem üblichen verdammten Einfühlungsvermögen und der üblichen alten Tagesordnung, die sie schon hatten, seitdem sie uns zum ersten Mal fertiggemacht hatten. Und jeder verdammte Wiederkäuer stellt sich einfach für diesen Scheiß an.«
    Die Worte verloren sich in einem kehligem Keuchen. Carl nickte und starrte die mattgraue Oberfläche der Waffe in seinen Händen an.
    »Aber wir nicht, stimmt’s?«
    »Stimmt verflucht genau, wir nicht.« Onbekend krümmte sich unter einem Hustenanfall. Carl sah Blutflecken in dem herabfallenden Fluss aus Sonnenlicht gleich hinter der Stelle, wo der andere Dreizehner lag. Er wartete, bis der Anfall vorüber war und Onbekend wieder Luft bekam. »Verdammt genau, wir nicht. Weißt du, wie man zeitgenössische Menschen aus einem Dreizehner züchtet? Man domestiziert sie. Dasselbe, was sie mit den Wölfen getan haben, um daraus Hunde zu machen. Dasselbe, was sie im neunzehnten Jahrhundert in Sibirien mit der Fuchszucht getan haben. Man selektiert nach der verdammten Zahmheit, Marsalis. Nach fehlender Aggression und nach Gehorsam. Und weißt du, wie man die bekommt?«
    Carl schwieg. Er hatte darüber gelesen, vor langer, langer Zeit. Damals, in den frühen Neunzigerjahren, als es diesen langen Abgrund aus Zeit gab, während Osprey eingemottet wurde und sie alle herumsaßen und abwarteten, was Jacobsen für sie bedeuten würde. Er hatte es gelesen, aber damals hatte er das

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