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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gegen das Untier?«
    Sie zögerte. »Ich glaube nicht. Darüber hat er mit mir nicht gesprochen. Aber so viel weiß ich: Irgendwo da draußen, da ist ein dunkler Mann, der ihn und uns sucht. Dieser Mann ist ein Diener der Finsternis, und vor ihm müssen wir uns hüten, Scott. Wir beide, was auch geschehen mag, wir sind Diener des Lichts, und wir müssen Wache halten. Der schwarze Mann kommt. Und wenn er kommt, müssen wir zum Kampf bereit sein, falls nötig bis in den Tod. Bist du dazu bereit?«
    »Natürlich. Ich tu alles. Aber…«
    Sie rückte zurecht, schob sich an der Mauer hoch, sodass sie ihm in die Augen sehen konnte. »Aber was?«
    Scott sah zur Decke hoch. »Kann Er nichts gegen diesen schwarzen Mann unternehmen?«
    »Noch nicht«, erwiderte sie sanft. »Zumindest hat er mir das gesagt. Es ist noch nicht an der Zeit. Er hat andere Sorgen, Scott, andere Arbeit zu erledigen. Es ist kompliziert, das weiß ich. Ich gebe auch nicht vor, selbst alles zu verstehen, aber ich weiß, was mir enthüllt wurde, und ich kann dir lediglich dasselbe sagen. Wir müssen Vertrauen haben, Scott, das hat er mir gesagt. Darin liegt die Stärke eines Christen, nicht wahr? Vertrauen haben, nicht das anzweifeln, was enthüllt wurde?«
    »Äh, ja…«
    »Vielleicht scheint das Ganze gegenwärtig nicht sehr viel Sinn zu ergeben, aber wenn wir Vertrauen haben, glaube ich, dass es anders werden wird. Wir haben eine Rolle bei der Sache zu spielen, Scott. Du hast eine Rolle. Eine Abrechnung steht bevor, und, äh, Qual. Jene, die sich ihr in den Weg stellen, werden fallen, jene, die vertrauensvoll folgen, werden erhoben werden.«
    »Dann bedeutet dies…« Er drückte ihr fest die Hand. Das Blut pochte in ihm, er spürte, wie es sich schwach in seinen Lenden rührte. »Er muss zum Tag des Gerichts kommen. Es ist an der Zeit.«
    Und dann kam ihm abrupt der hohläugige, starre Blick des hagergesichtigen Fremden in den Sinn, er entsann sich, wie es sich anfühlte, von jenen Augen auf kurze Entfernung fixiert zu werden, und als er erneut zur Decke aufschaute, spürte er nicht mehr das warme Pulsieren einer lange gesuchten Entlastung, die Bestätigung all dessen, was er an Glauben und Für-wahr-Halten mühsam errungen hatte. Stattdessen erinnerte er sich wie aus dem Nichts an jene Augen, die ihm das Fleisch bis auf die Knochen des Gesichts herunterrissen, und er spürte nur noch Kälte und Furcht.
    Eine Abrechnung steht bevor.

 
10
     
     
    Fünfzig Kilometer außerhalb von Van Horn bildete der Interstate Highway 10 einen blassgrauen, lumineszierenden Streifen in der Wüstennacht, der sich zu dem niedrigen, den Horizont umarmenden Gebirge erstreckte, dessen Namen zu behalten sich der Mann, der sich Eddie Tanaka nannte, niemals die Mühe gemacht hatte. Sterne durchsetzten das samtige Blauschwarz am Himmel wie weiße Messerspitzen, ein scharfer Kontrast zu den mattrot leuchtenden Scheinwerfern der automatischen Sattelschlepper, die dem Highway mit insektenhafter, maschineller Konzentration folgten. Anschwellendes Brummen, vorbeisausender dunkler Lärm und Fahrtwind, in der Ferne verschwindendes Brummen. Vorbeifahren an der grellen LCLS-Leuchtreklame von Tabitha’s mit einer Ungerührtheit, wie sie kein menschlicher Fahrer hätte aufbringen können.
    Na ja, vielleicht eine Tunte, gestand er sich säuerlich ein. Denen bringt so ’ne Werbung gar nix.
    Er warf einen Blick zu der Leuchtreklame des Bordells hinauf, die sich vor dem Himmel abzeichnete – der Name in vampirhaften, spinnengleichen roten Buchstaben; etwas, das die ursprüngliche Tabitha nie geduldet hätte, wenn sie den Laden nicht verkauft hätte und in den Rim gezogen wäre, sobald sie das Kapital beisammen gehabt hatte. Hinter den spindeldürren Buchstaben fuhren weibliche Gestalten wie hinter den Stangen eines Käfigs hin und her. Fleischfarben getönt, Bildauflösung fast – aber, gesetzliche Vorschriften und so, nicht ganz – so perfekt wie Aufnahmen von Menschen.
    Tunten wären sowieso nicht hier draußen auf dem Highway. Die fahren nicht selbst.
    Zumindest keine, die du kennst.
    Die Kenan kannte, und er war ein verdammt schlauer Bursche.
    Schlauer Bursche? Yeah, du bist ’n verdammt schlauer Bursche, Max, draußen auf dem Parkplatz von Tabitha’s Bordell und mit dem Rotz einer Hure auf dem Jackett und nicht mal einen geblasen gekriegt. Sämtliche deiner Pläne und Vorhaben, dein Scheiß von wegen ›ein neues Leben anfangen‹ – sieh mal, wo du immer noch stehst! Rotz

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