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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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seinem Schädel. Unter der Gürtelschnalle spürte er etwas anschwellen, wie in einer Falle.
    »Was tust du da?«, zischte er.
    Sie zeigte zur Decke. »Er ist dort oben, Scott. Bleibt dort oben, hält Wache für uns. Ist schon in Ordnung.«
    »Nein, ist es nicht.« Benommenes Kopfschütteln. Versuch der Erklärung. »Es ist eine, eine Sünde, Carmen.«
    Er wollte von ihr wegrücken, aber in der Bewegung kippte er bloß aus seiner ungeschickten Hocke auf den Rücken, und als er wieder hochkommen wollte, sackte er gegen die Wand hinter sich, immer noch auf dem Lager. Er hatte die Distanz zwischen ihnen nicht im Geringsten vergrößern können. Oder er hatte vielleicht – das würde er sich hinterher fragen – auch gar nicht von ihr wegrücken wollen.
    »Carmen«, bettelte er. »Wir können keine Sünder sein. Nicht jetzt. Nicht hier. Es ist falsch.«
    Aber Carmen Ren hakte einen Daumen in den Ausschnitt ihres Hemds, sah auf die eigene Hand hinab und zog. Der Adhäsionssaum teilte sich mit einem winzigen Knistern, und sie ließ den Daumen abwärts gleiten, öffnete das Hemd über den vorstehenden Brüsten in ihren Formcups. Er sah durch den klaren, glänzenden Kunststoff bis dorthin, wo ihre Warzen flach an der inneren Oberfläche der Cups anlagen. Erneut schaute sie auf und lächelte ihn an.
    »Wie kann das sein?«, fragte sie schlicht. »Scott, siehst du es nicht? Spürst du es nicht? Dies soll so sein. Dies ist ein Sakrament, eine Läuterung für uns beide. Ein Geschenk seiner Liebe. Greife in dich hinein! Spürst du es nicht?«
    Und er spürte es.
     
    Es war sehr lange hergewesen.
    Er war nicht unschuldig, nicht seit der elften Klasse und Janey Wilkins, und Janey war auch nicht so ganz die einzige geblieben, bevor er sich zum Rim aufgemacht hatte, obwohl er versuchte, nicht darauf stolz zu sein, weil er wusste, dass das falsch wäre. Aber die Mädchen waren immer zu ihm gekommen, daran ließ sich nichts deuteln. Scott kam auf seine Mutter, er war groß und langbeinig, und er hatte früh in seiner Jugend seinen Oberkörper gestählt, hatte seine gesamte freie Zeit, die er bekommen konnte, ins Ziehen von Zäunen und die Sicherung des Flusses für die großen Landparzellen von Bitterwurzel gesteckt, damit er später in der Lage wäre, sich von der zehnten bis zur zwölften Klasse selbst zu finanzieren und keine Last darzustellen oder sich zum Jugenddienst bei den Marines zu melden, wenn er seine Ausbildung beenden wollte. Und dann war er trotz seiner Muskeln und der langen Gliedmaßen immer noch jemand mit sanfter Stimme und freundlichem Wesen, und aus dem, was ihm Janey gesagt hatte, schloss er, dass dies auch nicht allzu sehr schmerzte, wenn ein Mädchen hinschaute.
    Aber im Rim war etwas mit ihm geschehen.
    Vielleicht war es die Tatsache, dass Sex plötzlich überall war – perfekt getönte und gut gepflegte Leiber, unmöglich zu sagen, ob sie wirklich aus Fleisch und Blut waren oder generierte V-Format-Interfaces, aber sie waren da, umschlangen einander auf den riesigen LCLS-Reklametafeln, auf den Schauschirmen der Geschäfte, auf diesen hoch aufgelösten Einkaufstaschen, die die Frauen gleich in riesigen Mengen bei sich trugen, wie die Ernte einer großen, leuchtend gefärbten ovalen Frucht, die von Stängeln und Ranken gehalten wurde. Auf jedem nicht-religiösen Kanal, auf den er Zugriff hatte, ächzte und stöhnte Fleisch und Saft, in jeder Mail mit Werbeanhang, die er öffnete, auf den Papierkörben, um Gottes willen, und sogar einmal, als er unten in Freeport war, holografisch an den Himmel gezeichnet und aus gewaltigen Lautsprechern entlang des Venedigstrands dröhnend. Vielleicht war es das, dieses ewig währende Sperrfeuer, die Überfrachtungvon allem, oder vielleicht war es nur so, dass er heimwehkrank war nach dem, was er zurückgelassen hatte. Was es auch war, gegen Ende des ersten Jahres war ihm die sanfte Zuversicht, derer er sich daheim erfreut hatte, abhanden gekommen wie Dampf auseinem verlassenen, kalt gewordenen Morgenkaffee, den jemanddraußen auf der Veranda stehen gelassen hatte.
    Carmen Ren hatte sich wie ein herabfallender Stern durch seine Einsamkeit gebrannt. Monate halb verleugneter Fantasien, kochten in ihm hoch. Ihre Haut, wo er sie berührte, wohin sie seine Hände führte, war warm und glatt, und ihre Zunge in seinem Mund schmeckte nach einem dunklen, unvertrauten Kraut. Sie schälte einen der Formcups für ihn ab, ließ die schwere Brust darunter in seine Hand fallen. Sie schien

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