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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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vermengte sich mit dem bläulichen Glanz der Campinglampen, die er angezündet hatte, und ließ ihre Augen und den Reißverschluss an der uralten Jacke glänzen, die sie übergezogen hatte.
    »Was tust du da?«
    »Beten.« Halb trotzig, weil sie es während der letzten paar Tage bestimmt nicht getan hatte, so viel hatte er bemerkt.
    Sie nickte. Betrat den Raum und ließ sich mit achtloser Anmut auf ihrem Schlafsack nieder.
    »Wir müssen reden«, sagte sie, und er hatte den Eindruck, dass sie sich erschöpft anhörte. »Warum kommst du nicht rüber?«
    Er wäre erneut fast aufgesprungen. »Wozu?«
    »Ich werd schon nicht beißen, Scott.«
    »Das, äh, das weiß ich. Obwohl ich dich von hier aus verstehen kann.«
    »Vielleicht. Aber mir wäre es lieber, wenn wir nicht schreien müssten. Jetzt komm schon rüber!«
    Mit schmalen Lippen erhob er sich von seiner eigenen Schlafstätte und ging zu ihr hinüber. Sie nickte nach links, und er hockte sich verlegen neben sie, setzte sich nicht völlig. Ihr Duft überschwemmte ihn, leicht unsauber vom Wüstenschweiß – sie hatte wohl seit dem Morgen des vergangenen Tags nicht mehr geduscht. Sie sah ihm ins Gesicht, und er verspürte den ewigen alten Stich in der Brust. Sie nickte nach oben, zur Decke und zum Tower darüber.
    »Du weißt, wer das da oben ist«, murmelte sie. »Nicht wahr?«
    Eine Hochstimmung schlug ihm auf die Eingeweide, jagte weiter nach oben und traf sich dort mit dem Gefühl, das sie ihm unter den Rippen hervorrief. Es gelang ihm, ruckartig zu nicken.
    »Er ist’s, stimmt’s?«
    »Ja, er ist’s.« Sie seufzte. »Das ist schwer für mich, Scott. Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen. Unter ihnen gab es einige Christen, aber ich gehörte nicht dazu. Meine religiöse Erfahrung… unterscheidet sich sehr von deiner. Wo ich herkomme, da haben wir andere Glaubensrichtungen akzeptiert, haben jedoch immer gedacht, dass es bloß andere Weisen sind, dieselben Wahrheiten zu betrachten, an die wir glaubten. Weniger gerade, weniger erleuchtete Pfade. Ich habe niemals angenommen, dass vielleicht unsere Wahrheit die weniger erleuchtete sein könnte, dass die Christen diejenigen seien, die es richtig verstanden hatten. Das«, sie schüttelte den Kopf, »das habe ich nie in Betracht gezogen.«
    Er spürte in sich eine warme, beschützende Zuneigung ihr gegenüber aufwallen, wie Flammen. Er nahm sie bei der Hand, die sie im Schoß liegen hatte, und drückte sie sanft.
    »Schon in Ordnung«, sagte er. »Du warst aufrichtig in deinem Glauben. Das ist es, was zählt.«
    »Ich meine, du musst glauben, was du mit eigenen Augen siehst, Scott. Nicht wahr?« Sie sah ihn fest an. »Du musst glauben, was man einem sagt, wenn ansonsten alles sinnlos erscheint, oder?«
    Er holte tief Luft. »Das erscheint mir absolut sinnvoll, Carmen.«
    »Ja, na ja, hier ist die Sache, und ich weiß nicht, ob irgendetwas in deiner Bibel damit übereinstimmt, weil es bestimmt nicht das ist, was man mich über den letzten Zyklus gelehrt hat. Er sagt…«, wiederum ging ihr Blick nach oben, »… dass er früh gekommen sei, dass es noch nicht an der Zeit sei und dass er seine Kräfte sammeln müsse. Er hat Arbeit hier zu erledigen, aber seine Feinde sind dort draußen, und sie sind nach wie vor stark. Und das bedeutet, dass wir ihn beschützen müssen, bis die Zeit gekommen ist. Er hat uns auserwählt, Scott. Uns abgesondert von den, äh, den…«
    »Von der Streu?«
    »Ja, der Streu. Du hast gesehen, was er mit Nocera und Ward getan hat? Sie waren Diener der Finsternis, Scott. Das erkenne ich jetzt. Ich meine, ich habe Nocera nie gemocht, und Ward, nun ja, ich habe ihn für okay gehalten, aber…«
    »Satan hat tausend Schlingen«, sagte Scott zu ihr. »Eintausend Masken, die er tragen kann.«
    »Genau.«
    Er zögerte und sah sie an. »Bist du seine«, er schmeckte das Wort ab, das sich peinlich auf seiner Zunge anfühlte. »Seine Magd?«
    »Ja. Das hat er mir gesagt. Bis einer der, äh, Engel kommt und die Aufgabe übernehmen kann. Bis dahin, sagt er, spricht er durch mich.«
    Er hielt immer noch ihre Hand. Er versuchte, sie nicht anzustarren, weil sie so wunderschön war.
    »Du bist. Dessen so würdig«, sagte er heiser. »Du wirst mit Licht erfüllt sein.«
    Dann lag ihre Hand auf ihm, auf der Schnalle seines Gürtels, und zog ihn zu sich. Sie beugte sich näher und streifte ihm mit den geteilten Lippen über den Mund. Zog sich wieder zurück.
    Ihm stand der Mund offen. Das Blut pochte in

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