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So bitterkalt

So bitterkalt

Titel: So bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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Rössel in seinem Kopf, seit er das Gelände betreten hat, doch er sieht sich trotzdem um, als würde die Antwort irgendwo an der Wand geschrieben stehen.
    Â»Nein«, lügt er, »wie wird die Klinik denn genannt?«
    Högsmed sieht etwas angespannt aus. »Das wissen Sie sehr gut.«
    Â»Vielleicht ... Der Taxifahrer hat auf dem Weg hierher einen Namen gesagt.«
    Â»Ach ja?«
    Â»Ja. Ist es ›Sankt Psycho‹«?
    Der Oberarzt nickt rasch, die Antwort scheint ihn aber dennoch zu betrüben. »Stimmt, einige Außenstehende sagen ›Sankt Psycho‹. Sogar ich habe den Namen ein paarmal gehört, und es geschieht nicht oft, dass ich ...« Hög­smed hält inne und lehnt sich ein wenig vor. »Doch wir, die wir hier im Haus arbeiten, benutzen den richtigen Namen: Forensische Psychiatrische Bezirksklinik Sankt Patricia. Oder wir sagen – wenn die Zeit knapp ist – einfach ›Die Klinik‹. Und das erwarte ich auch von Ihnen, sollten Sie hier angestellt werden ...«
    Â»Selbstverständlich«, versichert Jan und begegnet Högsmeds Blick. »Ich mag Spitznamen sowieso nicht.«
    Â»Gut.« Der Oberarzt lehnt sich wieder zurück. »Sie werden, wenn Sie die Stelle bekommen, ohnehin nicht hier in der Klinik arbeiten. Die Räume der Vorschule liegen außerhalb der Mauer.«
    Â»Ach so?« Das ist neu für Jan. »Sie ist also nicht hier im Haus?«
    Â»Nein, die ›Lichtung‹ ist in einem eigenen Gebäude untergebracht.«
    Â»Aber wie machen Sie das dann ... mit den Kindern?«
    Â»Wie machen wir was?«
    Â»Ich meine, wie treffen die Kinder denn ihre Eltern?«
    Â»Wir haben ein besonderes Besuchszimmer. Die Kinder kommen durch eine Schleuse dorthin.«
    Â»Eine Schleuse?«
    Â»Es gibt einen unterirdischen Gang«, erklärt Högsmed, »und einen Fahrstuhl.«
    Dann nimmt er eine Mappe vom Schreibtisch. Jan erkennt sie, das ist seine Bewerbung. Im Anhang liegt ein Auszug aus dem Strafregister, der beweist, dass Jan Hauger niemals wegen eines Sexualverbrechens verurteilt worden ist. Jan ist daran gewöhnt, einen solchen Auszug von der Polizei einzuholen – wenn man mit Kindern arbeiten möchte, wird das verlangt.
    Â»Dann wollen wir mal sehen ...« Högsmed kneift die roten Augen zusammen und beginnt, langsam in den Papieren zu blättern. »Ihr Lebenslauf sieht ja sehr gut aus. Nach dem Abitur waren Sie zwei Jahre lang Kin­derpfleger in Nordbro. Dann Ausbildung zum Erzieher in Uppsala und anschließend mehrere Vertretungsstellen in unterschiedlichen Tagesstätten und Vorschulen in Göteborg, und in letzter Zeit waren Sie ein wenig arbeitslos.«
    Â»Nur einen guten Monat«, beeilt sich Jan zu betonen.
    Â»Aber Sie haben neun verschiedene Vertretungsstellen in sechs Jahren gehabt«, sagt Högsmed. »Stimmt das?«
    Jan nickt schweigend.
    Â»Und noch keine Festanstellung, oder?«
    Â»Nein«, erwidert Jan. Und nach einer Pause erklärt er: »Aus unterschiedlichen Gründen. Hauptsächlich deswegen, weil ich meist eine Elternzeitvertretung hatte, und die Leute immer auf ihre Stellen zurückgekehrt sind.«
    Â»Verstehe. Und bei uns geht es ja auch um eine Vertretung«, stellt der Doktor fest. »Zunächst einmal bis zum Jahreswechsel.«
    Jan kann die vage Andeutung, dass er ein rastloser Mensch sei, nicht unwidersprochen lassen. Er deutet auf seine Bewerbungsmappe.
    Â»Die Kinder und die Eltern haben mich immer gemocht, und ich habe stets gute Zeugnisse bekommen.«
    Der Doktor liest weiter in den Papieren und nickt. »Das sehe ich, sehr gute sogar ... von den letzten drei Arbeitsplätzen. Die empfehlen Sie alle.« Er lässt die Mappe sinken und sieht Jan an. »Und die anderen?«
    Â»Die anderen?«
    Â»Was meinten Ihre Vorgesetzten in den anderen Tagesstätten? Waren die unzufrieden mit Ihnen?«
    Â»Nein. Das waren sie sicher nicht, aber ich wollte nicht jede einzelne positive ...«
    Â»Ich verstehe«, unterbricht ihn der Doktor. »Zu viel Lob stinkt. Kann ich vielleicht jemanden anrufen in einer der früheren Tagesstätten?«
    Der Doktor wirkt plötzlich munter und neugierig, und seine Hand liegt schon auf dem Hörer.
    Jan sitzt schweigend mit halb geöffnetem Mund da. Die Mützen sind schuld, das ahnt er, alles nur, weil er den psychologischen Test von Högsmed

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