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So bitterkalt

So bitterkalt

Titel: So bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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Wollmütze tief in die Stirn gezogen und mit einer schwarzen, schmalen Brille auf der Nase, noch an der Eingangstür.
    Hanna betrachtet sie neugierig. Diese Frau hat sie nur einige wenige Male gesehen, denn meist ist Josefine von einem älteren Mann gebracht und geholt worden.
    Â»Ich habe im Sommer hier ein paar Bücher abgegeben«, erklärt die Frau. »Es waren vier dünne Bücher, die ich für meine große Schwester geschrieben habe, aber die durfte sie dann nicht annehmen.«
    Hanna weiß, wovon die Frau spricht – von Jans Bilder­büchern. Aber sie schüttelt den Kopf.
    Â»Tut mir leid, die habe ich nicht gesehen. Aber Sie dürfen gern danach suchen.«
    Â»Wirklich?«
    Â»Klar. Kommen Sie rein.«
    Die Frau zieht die Schuhe aus und knöpft ihre Jacke auf.
    Hanna sieht sie an und fragt: »Sind Sie Alice Rami?«
    Die Frau nickt und richtet sich auf, sieht aber jetzt ein wenig misstrauisch aus. Sie hat einen Blick, der nicht ausweicht.
    Â»Woher wissen Sie das?«, fragt sie.
    Â»Weil ich ... ich habe schon von Ihnen gehört.«
    Â»Ach ja?«
    Die Frau lächelt nicht, aber Hanna redet dennoch weiter: »Ja. Sie waren doch Musikerin, oder?«
    Alice Rami nickt. »Eine kurze Zeit lang, vor vielen Jahren.«
    Â»Was ist passiert?«
    Rami seufzt. »Ziemlich viel ist passiert. Meine Schwester ist sehr krank geworden, und mir ging es auch nicht sonderlich gut. Also habe ich aufgehört zu spielen.«
    Hanna begreift, dass sie von ihrer großen Schwester spricht, von Maria Blanker.
    Â»Aber sie ist jetzt doch hier in Pflege, oder?«, fragt Hanna.
    Alice Rami nickt, und Hanna würde am liebsten fragen, warum die Schwester eingesperrt ist. Doch das wäre zu aufdringlich. Stattdessen fragt sie: »Meinen Sie, dass Ihre Schwester bald rauskann?«
    Â»Ja«, erwidert Rami leise, »wir hoffen es. Auch wegen Josefine.«
    Â»Das ist gut«, sagt Hanna. Sie nickt Rami verständnisvoll zu. »Ich weiß, wie es ist, wenn man auf jemanden wartet.«
    Â»Warten Sie auch?«
    Â»Früher habe ich das getan«, gesteht Hanna. »Ich habe auf einen Mann gewartet, einen sehr besonderen Mann.«
    Plötzlich sind hinter Hanna Stimmen zu hören, und sie dreht sich um. Marie-Louise und Doktor Högsmed sind aus der Küche gekommen.
    Högsmed fragt nach einem Spind, und Marie-Louise antwortet: »Doch, den hatte er. Aber wir haben Ersatzschlüssel.«
    Hanna sieht wieder zu Rami. Hier steht sie nun, die Frau, auf die Jan Hauger den ganzen Herbst über gewartet hat. Nur am falschen Ort. Wie ironisch.
    Jan hatte gar keinen Kontakt zu Alice Rami. Daher hat er auch nie eine Antwort auf seine Fragen bekommen, aber vielleicht kann Hanna es versuchen. Wenn Lilian und sie keine Freundinnen mehr sind, dann könnte Rami vielleicht ihre Freundin werden. Denn sie fühlt sich einsam.
    Â»Kommen Sie mit ins Spielzimmer«, sagt sie zu der Frau. »Wir können zusammen nach den Büchern suchen, wenn Sie möchten.«
    Da hört Hanna hinter sich einen dumpfen Schlag.
    Sie dreht sich um. Jans Spind ist offen, scheinbar hat Marie-Louise ihn aufgeschlossen. Er war so vollgestopft, dass einige Sachen herausgefallen sind und nun auf dem Boden liegen: eine Regenjacke, eine kleine Fahrradpumpe und ein paar Bücher.
    Hanna will Jans Sachen nicht anschauen. Sie wendet sich wieder Alice Rami zu und sagt: »Wenn Sie möchten, können wir die Bücherkisten zusammen durchsehen.«
    Doch Rami scheint ihr nicht mehr zuzuhören. Ihr Blick ist auf einen Punkt rechts von Hanna gerichtet.
    Â»Da sind sie ja!«, sagt sie.
    Hanna folgt ihrem Blick. Rami sieht zu den Bilderbüchern, die vor Jans Spind auf dem Fußboden liegen. Und als Hanna genauer hinschaut, erkennt sie sie natürlich auch. Die Tiermacherin, Die Hexenkrankheit, Viveca im Steinhaus und Die Prinzessin mit den hundert Händen.
    Vier Geschichten über Einsamkeit.
    Ehe Hanna Rami aufhalten kann, ist sie schon im Personalraum an Jans Spind. Sie geht zwischen Högsmed und Marie-Louise in die Hocke und sammelt die Bilderbücher auf, eines nach dem anderen. Dann blättert sie darin.
    Â»Da hat ja jemand die Illustrationen koloriert«, stellt sie leise fest. »Wissen Sie, wer das war?«
    Rami sieht hoch, aber Hanna kann nicht antworten. Sie kann nur den Kopf schütteln, auch wenn sie Jan Haugers Gesicht deutlich vor sich sieht.
    Es

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