So denken Millionäre
habe auch einmal so gedacht. Wie vielen von uns wurde mir durch Freunde, Lehrer, die Medien und dem ganzen Rest der Gesellschaft beigebracht, dass reiche Menschen irgendwie schlecht sind, dass sie alle gierig sind. Noch eine Denkstruktur, die sich als absoluter Blödsinn herausstellte! Auf der Grundlage meiner eigenen Erfahrungen in der wirklichen Welt – im Gegensatz zu alten auf Ängsten basierenden Mythen – habe ich festgestellt, dass die reichsten Menschen, die ich kenne, auch die nettesten sind. Als ich nach San Diego umzog, zogen wir in ein Haus in einer der reichsten Gegenden der Stadt. Wir liebten die Schönheit unseres Hauses und der Gegend, doch ich war etwas besorgt, da ich niemanden kannte und irgendwie der Auffassung war, dass wir noch nicht ganz dorthin passten. Also machte ich mir einen Plan, der da lautete: nicht auffallen und sich möglichst wenig in die Gesellschaft dieser reichen Snobs begeben. Doch das Universum hatte einen anderen Plan: Meine Kinder, die zu diesem Zeitpunkt etwa fünf und sieben Jahre alt waren, freundeten sich mit den anderen Kindern aus der Nachbarschaft an. Bald schon fuhr ich meine Kinder zu diesen herrschaftlichen Häusern, um sie dort abzusetzen, damit sie mit ihren Freunden spielen konnten. Ich erinnere mich an eine fantastische geschnitzte Holztür, die mindestens sechs Meter hoch war. Die Mutter der Freunde öffnete diese Tür und begrüßte mich mit der freundlichsten Stimme, die ich jemals gehört hatte: „Harv, ich freue mich so sehr, Sie zu treffen, kommen Sie herein.“ Ich war ein wenig verwirrt, als sie mir etwas Eistee und Früchte anbot. „Wo ist der Haken?“, wollte mein skeptischer Verstand dauernd wissen. Dann kam ihr Ehemann herein, der gerade mit den Kindern am Swimmingpool gespielt hatte. Er war sogar noch freundlicher: „Harv, es ist so schön, Sie als Nachbarn zu haben. Sie müssen einfach mit dem ganzen Rest ihrer Familie heute Abend zu unserem Grillfest kommen. Wir stellen Sie allen anderen Nachbarn hier vor und ein ‚Nein‘ als Antwort akzeptieren wir nicht. Übrigens, spielen Sie eigentlich Golf? Ich spiele morgen im Klub. Warum begleiten Sie mich nicht als mein Gast.“ Mittlerweile war ich wie im Schockzustand. Wo waren denn die Snobs, die ich hier zu treffen erwartet hatte? Ich verabschiedete mich und fuhr nach Hause, um meiner Frau zu sagen, dass wir am Abend zu einem Grillfest eingeladen wären.
„Ach du meine Güte“, sagte sie. „Was soll ich denn bloß anziehen? “ „Nein, Schatz, du verstehst nicht“, antwortete ich. „Diese Menschen sind unglaublich nett und überhaupt nicht steif und förmlich. Sei einfach nur du selbst.“
Wir gingen zu diesem Fest und begegneten an diesem Abend einigen der warmherzigsten, großzügigsten, liebevollsten Menschen in unserem ganzen Leben. An einem Punkt drehte sich die Unterhaltung um eine Spendensammlung, der einer der anwesenden Gäste als Schirmherrin vorstand. Eines nach dem anderen wurden die Scheckbücher hervorgezogen. Ich konnte es fast nicht glauben: Ich sah tatsächlich, wie man Schlange stand, um dieser Frau Geld zu geben. Doch jeder Scheck wurde mit dem Vorbehalt gespendet, dass das Ganze auf Gegenseitigkeit beruhe und dass die Frau die Wohlfahrtsorganisationen des Spenders ebenfalls unterstützen würde. Ja, ganz recht. Alle dort anwesenden Gäste waren entweder als Schirmherr bzw. Schirmherrin oder in anderer führender Stellung in einer Wohlfahrtsorganisation aktiv.
Unsere Freunde, die uns ja zu diesem Grillfest eingeladen hatten, waren in mehreren Wohlfahrtsorganisationen aktiv. Ja, sie hatten sich das Ziel gesetzt, jedes Jahr der größte Einzelspender der gesamten Stadt zum Unterstützungsfonds für das Kinderkrankenhaus zu sein. Sie spendete nicht nur selbst Zehntausende Dollar ihres eigenen Geldes, sondern organisierten auch jedes Jahr ein Galadiner, auf dem noch zusätzlich Hunderttausende Dollar an Spenden gesammelt wurden.
Dann war da noch der „Venendoktor“. Mit seiner Familie entwickelte sich ebenfalls eine gute Freundschaft. Er zählte zu den weltweit besten Ärzten im Bereich der Krampfadern und verdiente ein Vermögen, irgendwo im Bereich zwischen 5.000 und 10.000 Dollar pro Operation, und er führte vier oder fünf Operationen pro Tag durch.
Ich erwähne ihn deswegen, weil bei ihm jeder Dienstag der „kostenfreie Tag“ war, an dem er Operationen an Menschen aus der Stadt durchführte, die es sich nicht leisten konnten, ihn zu bezahlen. An diesem Tag
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