So hoch wie der Himmel
Klang.
»Träum weiter, Herzogin! Spielt ihr lieben Kinder ruhig ein bißchen. Michael und ich haben Besseres zu tun, als hier herumzustehen.« Mit heulendem Motor jagte er los, wobei er allerdings mit einem Auge in den Rückspiegel schielte.
Die Frau in Margo sah ihm voller Sehnsucht nach; doch noch während sie beobachtete, wie der kleine Wagen von dannen schoß, warf sie streitbar ihr Haar zurück. Es war leicht, sich über die Tochter der Haushälterin lustig zu machen, dachte sie kämpferisch. Aber eines Tages wäre sie berühmt und reich …
»Eines Tages wird es ihm leid tun, dass er mich ständig ausgelacht hat.«
»Du weißt, dass er es nicht böse meint«, versuchte Laura sie zu beschwichtigen.
»Er ist eben ein Mann.« Kate sah sie schulterzuckend an. »Was dasselbe bedeutet wie Arschloch.«
Bei diesen Worten lachte Margo fröhlich auf, und gemeinsam kletterten die drei Grazien den Hügel zum Templeton House hinauf. Eines Tages, dachte sie ein letztes Mal. Eines Tages täte es ihm leid …
Mit achtzehn wusste Margo ganz genau, was sie sich vom Leben wünschte. Dieselbe Erwartung hatte sie bereits mit zwölf gehabt. Sie wollte alles, und nicht weniger. Inzwischen lag es auch auf der Hand, wie sich dieses Ziel erreichen ließ. Ihre Schönheit, die sie als ihren größten und im Grunde einzigen Vorzug betrachtete, würde ihr Fundament sein. Sicher wäre sie eine halbwegs talentierte Schauspielerin, und reichte ihre Begabung nicht aus, dann lernte sie den Rest eben dazu. Bestimmt war das einfacher als Algebra, Englisch oder all die anderen Fächer, mit denen man in der Schule gequält wurde. So oder so würde sie ein Star. Und zwar allein aus eigner Kraft!
Diesen Entschluß hatte sie in der letzten Nacht gefaßt. In der Nacht vor Lauras Hochzeitstag. War es selbstsüchtig von ihr, dass der Gedanke an Lauras Vermählung sie derart niederschmetterte?
Beinahe ebenso elend hatte sie sich gefühlt, als Mr. und Mrs. Templeton im letzten Sommer zusammen mit Laura und Josh und Kate für einen ganzen Monat nach Europa geflogen waren, während sie zu Hause bleiben musste. Ihre Mutter hatte das Angebot der Templetons, Margo ebenfalls einzuladen, rundweg abgelehnt. Weder ihr Bitten noch Kates und Lauras inständiges Flehen hatten Ann Sullivan umstimmen können.
»Es gehört sich nicht für dich, einfach nach Europa zu fliegen und dort in irgendwelchen eleganten Hotels zu logieren«, hatte Mum gesagt. »Die Templetons haben sich dir gegenüber ohnehin schon mehr als großzügig gezeigt.«
Also war sie dageblieben und hatte ihren Lebensunterhalt, wie ihre Mutter es nannte, mit Staubwischen, Möbelpolieren und Hauswirtschaft verdient. Die ganze Zeit über hatte sie sich grauenhaft gefühlt. Was man allerdings nicht unbedingt Mißgunst nennen musste, hatte sie sich selbst beruhigt. Schließlich gönnte sie Kate und Laura die wunderbare Zeit durchaus – nur hätte sie gerne daran teilgehabt.
Auch war es nicht so, dass sie Laura in ihrer Ehe nicht Zufriedenheit und Erfüllung wünschte. Sie ertrug es hier nicht, dass die Freundin von nun an für sie nicht mehr zur Verfügung stand. War sie deshalb ein Egoist? Nein, denn nicht nur ihrer selbst, sondern auch Lauras wegen stimmte diese Heirat sie nicht glücklich. Es kam ihr vor, als hätte Laura sich an einen Mann gebunden, ehe sie sich selbst die Chance, die Welt zu entdecken, gab.
Himmel, Margo wollte leben und nichts anderes!
Also hatte sie ihre Taschen bereits gepackt, und sobald Laura unterwegs in ihre Flitterwochen wäre, machte sie selbst sich auf den Weg nach Hollywood.
Sie würde Templeton House vermissen, und die Eigentümer, und oh, natürlich auch Kate und Laura, ja selbst Josh! Auch ihre Mutter würde ihr fehlen – obwohl sie sicherlich nicht im Frieden von ihr Abschied nähme, da es zwischen ihnen schon seit längerem immer wieder Streitereien gab.
Im Augenblick ging es darum, dass Margo sich strikt weigerte, aufs College zu gehen. Sie wusste, sie würde sterben, zwänge man ihr weitere vier Jahre mit Büchern und Klassenzimmern auf. Wozu brauchte sie denn ein Studium? Schließlich wusste sie längst, wie sie leben wollte und welches für sie der beste Weg zu Ruhm und Reichtum war.
Im Augenblick jedoch war ihre Mutter zu beschäftigt, um auf ihre Tochter zu achten. Als Haushälterin dachte Ann Sullivan momentan einzig an den bevorstehenden Hochzeitsempfang. Die Trauung fände in der Kirche statt, und anschließend glitten sämtliche Limousinen wie
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