So kuesst nur ein Millionaer
bekommen. Und sie, Nicole, würde ihr Kind endgültig verlieren.
„Habt ihr Schwierigkeiten, weil er nicht der Vater des Kindes ist?“
„Auch deshalb.“
Panik überfiel Nicole. Was sollte sie tun, wenn die beiden das Kind nicht adoptieren wollten? Es musste doch einen Ausweg geben. „Das renkt sich bestimmt wieder ein, Beth. Ihr hattet doch früher auch schon mal Schwierigkeiten und habt sie überwunden.“
„Diesmal ist es anders.“
„Vielleicht kann ich helfen. Soll ich mal mit Patrick reden? Ich tu alles, was du willst, damit ihr zusammenbleibt. Ihr liebt euch doch.“ Die Ironie der Situation entging Nicole nicht. Sie flehte die Schwester an, bei dem Mann zu bleiben, der immer noch ihr, Nicoles, Herz besaß.
„Manchmal ist Liebe nicht genug. Auf keinen Fall können wir die Sache jetzt schon bekannt geben.“
„Du weißt es doch schon seit fünf Wochen.“
„Ich brauche noch etwas mehr Zeit, um die Dinge zu klären.“
Nicole legte sich die Hand auf den Bauch. Die kleine Wölbung war deutlich zu fühlen. „Aber ich habe keine Zeit mehr. Am nächsten Mittwoch treffen wir uns bei meiner Ärztin zur Ultraschalluntersuchung. Und danach wollt ihr doch sicher die Bilder rumzeigen. Die Ärztin will sogar ein kurzes Video aufnehmen.“
„Das müssen wir uns dann eben später ansehen.“
„Später? Bedeutet das, dass ihr auch nicht mit zur Ärztin kommt?“
Beth tat so, als überprüfe sie ihren Terminkalender. „Ich kann nicht weg an dem Tag.“
Fassungslos blickte Nicole ihre Schwester an. Noch nie hatte Beth ihr gegenüber gelogen. Für sie schon, vor allem in der Vergangenheit. Aber ihr hatte sie immer die Wahrheit gesagt, doch diesmal nicht. Denn im September gab es für die PR-Abteilung, in der Beth arbeitete, nur wenig zu tun. Dass Patrick und Beth zu den allerersten Besprechungen mit der Ärztin nicht mitgekommen waren, hatte Nicole verstanden. Aber am Mittwoch würden sie ihre Tochter oder ihren Sohn das erste Mal sehen können.
Hatten sie kein Interesse mehr an dem Kind? Das konnte, das durfte nicht sein. Nicole stiegen Tränen in die Augen. „Bitte, Beth, überleg es dir noch mal. Trent muss die Wahrheit wissen, denn ich kann unmöglich Ryan Patrick als Kunden betreuen.“
„Tut mir leid, Nicole. Aber momentan können wir die Schwangerschaft nicht bekannt geben. Vielleicht in ein paar Wochen.“
In ein paar Wochen? Noch vor zwei Wochen war Beth ganz wild darauf gewesen, allen Leuten davon zu erzählen. Dann wollte sie es um einige Tage verschieben. Und jetzt um einige Wochen?
Was steckte dahinter? Irgendetwas lief nicht so wie abgesprochen. Und bevor Nicole nicht wusste, was es war, konnte sie auch nichts dagegen tun.
„Beth, bitte, hilf mir …“
„Nicole, du musst ein für alle Mal begreifen, dass wir keine Kinder mehr sind und es nicht mehr so einfach ist, dir zu helfen. Es geht nicht mehr darum, für dich zu lügen, dich zu trösten, wenn du Liebeskummer hast, oder dich zu decken, wenn du Mutters Unterschrift gefälscht hast. Jeder ist jetzt selbst für seine Probleme verantwortlich, und es wird Zeit, dass du lernst, sie allein zu lösen!“
Dieser Ausbruch kam für Nicole vollkommen überraschend und verschlug ihr die Sprache. Sie wurde kreidebleich und stand mühsam auf. Das war deutlich gewesen. Sie war auf sich allein gestellt und stand vor einem Scherbenhaufen, der einmal ihr Leben gewesen war.
6. KAPITEL
Am späten Mittwochvormittag war Nicole gerade dabei, den Einsatzplan für die Piloten zu überprüfen, als sie plötzlich das untrügliche Gefühl bekam, beobachtet zu werden. Schnell wandte sie sich um. Ryan Patrick stand in der Tür und musterte sie mit ausdrucksloser Miene. Sofort spielte Nicoles Herz verrückt.
„Mr. Patrick möchte mit dir sprechen“, flötete Lea aus dem Hintergrund.
„Das ist mir nicht entgangen“, entgegnete Nicole trocken.
Jetzt tauchte die Freundin mit gespielt zerknirschter Miene hinter Ryans großer Gestalt auf. „Entschuldige, ich hing gerade am Telefon und habe ihn deshalb nur durchgewunken.“
Wie lange Ryan sie wohl schon beobachtet hatte? „Ist schon okay, Lea“, sagte Nicole resigniert. Zwar konnte sie etwas gegen Privatbesuche in ihrem Büro unternehmen, aber als Kunden musste sie Ryan Patrick empfangen wie jeden anderen auch.
Was er wohl wollte? Da er einen klassischen grauen Anzug trug, der natürlich wieder tadellos saß, kam er wahrscheinlich direkt aus dem Büro. Wie so viele ihrer Kunden war er ein
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