So still die Toten
hatte gelacht und noch härter zugestoßen, und dann hatte er sich herabgebeugt und ihr in die Schulter gebissen, bis sie blutete. Er hatte Fotos gemacht. »Sie haben das mit mir gemacht! Sie!«
»Nicht ich. Er.«
Ihr war schwindlig, und der Schmerz lähmte ihre Muskeln. »Es gibt noch jemanden?«
Er ignorierte die Frage. »Du hast eine perfekte Knochenstruktur. Deine Wangenknochen sind vollkommen symmetrisch. Als hätte ein Künstler sie geformt.«
»Bitte«, flüsterte sie.
»Mutter Natur kann so launisch sein, aber bei dir hat sie sich wirklich selbst übertroffen.«
Sie legte sich nach hinten auf das kalte Metall. Ihr Körper gab der Erschöpfung nach. Ihre letzten Reserven waren aufgebraucht. Sie war vollkommen leer. »Was werden Sie mit mir machen?«
Aus den Schatten trat ein zweiter Mann. Diesen Mann kannte sie. Sie hatte ihre Finger durch sein Haar gleiten lassen. Sein Gesicht geküsst. Sie wusste, wie seine breiten Schulterblätter sich unter ihren Händen anfühlten. »Du hast mir das angetan.«
Lächelnd schoss er ein Foto. »Ich bin mit ihr fertig. Jetzt gehört sie dir.«
»Nein, bitte«, flehte sie.
Er gab keine Antwort, sondern wandte sich einfach ab. Er ließ sie zurück bei dem
Andere
n, der lächelte und eines der Messer auf der Werkbank auswählte.
»Lass mich nicht mit ihm allein!«, schrie sie.
Die Tür fiel ins Schloss.
Licht spiegelte sich auf dem Messer in der Hand des
Anderen
. »Ich werde dafür sorgen, dass es nicht mehr wehtut.«
Auch wenn sie vor Schmerzen kaum atmen konnte, bedeutete das immerhin, dass sie am Leben war. Ohne die Schmerzen wäre es aus mit ihr. »Ich will weg hier.«
Sanft strich er mit den Fingerspitzen über ihre Stirn. »Schsch. Das geht nicht.«
Bei der sanften Berührung erschauderte sie heftig. Und dann zog er die rasiermesserscharfe Klinge über die zarte Haut an ihrem Hals. Ein plötzlicher, durchdringender Schmerz. Gleich darauf quoll Blut aus der Wunde.
Sie holte Luft, aber ihre Lunge reagierte nicht. Erneut versuchte sie zu atmen. Nichts. Blinde Panik erfasste sie, und sie lenkte ihre ganze Kraft in ihre Lungenflügel.
Atme! Atme!
Ein gurgelndes Geräusch drang aus ihrer Brust, als die Luft durch die Wunde nach außen strömte. Immer mehr Blut sammelte sich um ihren Oberkörper. Sie krallte sich an den Tisch, klammerte sich an die letzte Verbindung zum Leben.
Immer wieder strich er ihr besänftigend über den Kopf. »Kämpf nicht dagegen an. Das macht es nur schlimmer. Nur noch ein paar Sekunden, dann ist alles vorbei, und ich bringe dich zu den anderen in die Wanne.«
Ihre Sicht verschwamm. Ihre Lunge, alles in ihr schrie nach Luft. Die sanften Finger streichelten ihr Haar und ihre Wangen.
»So hübsch.«
Seine Augen glänzten vor Freude. Je mehr sie nach Luft rang, desto mehr genoss er es. In den letzten Augenblicken ihres Lebens wurde ihr klar, dass der Anblick ihres Sterbens für ihn die reinste Wonne war.
Von den Rändern ihres Blickfelds kehrte die Schwärze zurück, und mit jeder Sekunde drang weniger Licht durch ihre Pupillen.
Sie hatte keine Luft mehr, um zu schreien.
Und dann, wie der letzte Vorhang im Theater, senkte sich die Finsternis endgültig herab.
Er sah sie an. Es war ein Wunder, dass sie vom Tisch geklettert war. Nach dem, was der
Erste
mit ihr gemacht hatte, war es erstaunlich, dass sie danach überhaupt noch am Leben gewesen war. Aber wenn sie dabei gestorben wäre, hätte er getobt. Das Töten war seine Sache, seine wohlverdiente Belohnung.
Er hatte nicht erwartet, dass sie eine solche Kämpferin sein würde. Sie war eine schöne Frau, gewöhnt, ihr Äußeres als Mittel zum Zweck einzusetzen. Sie hatte die Härte nie erlebt, die das Leben manchmal mit sich brachte.
Er knipste einen Deckenstrahler an und betrachtete ihr Gesicht, das zerschunden und voller blauer Flecken war. Jeder, der sie jetzt gesehen hätte, wäre entsetzt gewesen. Es war ihm zuwider, wenn die Haut so übel zugerichtet wurde.
Doch zum Glück gingen ihre Verletzungen nicht tiefer. Die Haut war zwar zerfetzt, aber die Knochen waren fest und stark.
Sie würde sich wunderbar in seine Sammlung fügen.
1
Dienstag, 4. Oktober, 21:00 Uhr
Die blinkenden Lichter der Streifenwagen am Eingang zum Angel Park zerrten an Detective Malcolm Kiers Nerven, als er seine Polizeimarke aus dem Handschuhfach holte und sie sich um den Hals hängte. Die letzten drei Tage war er in den Bergen gewesen und hatte in der kleinen Hütte, die ihm dort gehörte,
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