So stirbt kein Held
vierten Tag aber wurde ihr
Kopf wieder klar«, belehrte ich ihn freundlich, »und dann hat sie eine Woche
lang nicht aufgehört, zu lachen .«
Der Sterndeuter bedachte mich
mit einem mörderischen Blick, als sei ich ein Fleck auf seinem Stundenhoroskop
oder so, dann strafte er mich nur noch mit Verachtung.
»Zum Donnerwetter!« Mr. Bliss
explodierte unvermittelt. »Mir bleibt doch gar keine Wahl, Drew! Es hat mich
vierzigtausend in bar gekostet, diesen verdammten Brillantring zu kaufen!
Zugegeben, es bringt uns eine Million ein, in Publicity gerechnet, aber soweit sind wir noch nicht. Ich sitze hier in Teufels
Küche: Banning verlangt einen neuen Vertrag und droht
auszusteigen, wenn er ihn nicht sofort kriegt — und dieser Jubiläumsfilm kostet
schon mehr als eingeplant, kaum daß wir mit ihm angefangen haben .«
Drew Fenelk hob sorgfältig die Schultern, damit auch jede Verantwortung, die bis dato
vielleicht noch auf ihnen geruht hatte, jetzt und hier herabfiel. Er nahm sich
Zeit, noch einmal zu überprüfen, daß ich eine Frau war, und wenn die Spitzen
wirklich noch etwas seiner Phantasie überließen, dann befaßte er sich wohl noch damit, als er an mir vorüber zum Wohnwagen hinaus
marschierte.
Die Tür klickte hinter ihm ins
Schloß, und Mr. Bliss murmelte etwas, das ich zum Glück nicht verstand; dann
fuhr er sich mit beiden Händen durchs Haupthaar, als erwäge er, es stückweise herauszurupfen .
»Sie wollten mich sprechen, Mavis ?« fragte er dumpf.
»Es ist nicht weiter wichtig«,
antwortete ich, weil ich sah, daß er nicht in der Stimmung war,
Nebensächlichkeiten wie Lee Bannings Besuch bei Amber Lacy zu diskutieren. Aber dann überwältigte mich die
weibliche Neugier, und ich mußte ihn etwas fragen.
»Dieser Brillantring, von dem
Sie sprachen«, sagte ich atemlos, »haben Sie wirklich vierzigtausend Dollar
dafür bezahlt ?«
»Gewiß«, nickte er. »Die ist er
auch wert .«
»Alle Achtung«, sagte ich
beeindruckt. »Und wer ist die Glückliche ?«
»Die...?« Er blinzelte mich
einen Augenblick an, dann schmunzelte er plötzlich. »Sie haben nicht ganz
verstanden, meine Liebe. Dieser Ring hat einmal Shep Morrow gehört — er gewann ihn beim Pokern einem Eisenbahnmillionär ab .«
»Sie meinen, diesen Shep Morrow, den Lee Banning in
unserer Serie spielt — den hat es wirklich gegeben ?« fragte ich mit großen Augen. »Und ich dachte, er sei eine Phantasiefigur Ihrer
Autoren .«
»Nein, er hat tatsächlich
gelebt«, brummte Mr. Bliss. »Bloß war er nicht so berühmt wie Wyatt Earp und
die anderen — jedenfalls nicht, bis wir mit Dead Shot anfingen .«
»Und es handelt sich um
denselben Ring, den er beim Pokern gewonnen hat ?« fragte ich ungläubig.
»Es ist nachgewiesenermaßen
derselbe Ring«, sagte Mr. Bliss. »Ich habe ihn sorgfältig überprüfen lassen .«
»Das Geld scheint mir zum
Fenster hinausgeworfen«, meinte ich versonnen. »Wozu braucht Lee Banning so ein Mordsding am Finger ?«
»Es ist so groß wie die
Rosinen, die er im Kopf hat«, sagte Mr. Bliss und lächelte säuerlich. »Aber im
Gegensatz dazu blitzt und funkelt es .«
Ingrimmig musterte er die
Zeichnung, die Drew Fenelk auf seinem Tisch
hinterlassen hatte, und ich gelangte zur Ansicht, die Unterhaltung sei beendet.
Er tat mir richtig leid, weil er so große finanzielle Sorgen hatte — ein Mann,
der wie er dreimal verheiratet gewesen war, hatte schließlich schon genug an
Unterhaltskosten zu blechen.
»Lassen Sie sich von diesem Fenelk , diesem komischen Vogel, bloß nicht die Laune
verderben, Mr. Bliss«, sagte ich mitfühlend. »Der mit seinem Gerede von Unheil
und Tod hat bestimmt nicht alle Tassen im Schrank .«
Ich wußte sofort, daß diese
Worte ihn wieder zu seinem eigenen Ich zurückfinden ließen — man sah’s an
seinen tiefgekühlten Zügen.
» Mavis «,
sprach er mit der üblichen dienstlichen Kälte, »verschwinden Sie !«
»Ich fürchte, Sie erlauben mir auch
keinen noch so flüchtigen Blick auf diesen Mordsbrillanten, ehe ich verschwinde ?« fragte ich hoffnungsvoll.
»Zum Donnerwetter !« schrie Mr. Bliss, und die Adern an seinem Hals traten
hervor wie die Schnellstraßen auf einer Reliefkarte von Los Angeles. »Machen
Sie, daß Sie rauskommen !«
2
Mavis Seidlitz
Gleich nach dem Mittagessen
ging ich noch mal in Ambers Wohnwagen und tat, als wolle ich ihr nur ein
bißchen beim Anziehen für die Nachmittagsaufnahmen helfen. Aber in Wahrheit
wollte ich mich
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