So unerreichbar nah
Schwangerschaft
erzählt hat. Du warst wie ausgewechselt, als ich aus dem Bad kam. So kalt und
abweisend. Und ich Holzkopf habe dir tatsächlich abgenommen, dass ich nicht dein
Typ bin und du lediglich einen alkoholbedingten One-Night-Stand von mir wolltest!
Ich hatte
selbst ein total schlechtes Gewissen Lisa gegenüber, wollte aber nach einem Gespräch
mit dir klare Verhältnisse schaffen. Tessa, so abgedroschen das jetzt klingt:
Seit ich dich kennengelernt habe, hast du mich gedanklich mehr beschäftigt, als
mir lieb gewesen ist. Ich habe Lisa wirklich geliebt, aber du hast mich
fasziniert. Weil du so obercool und überlegen gewirkt hast.«
Männer und
ihr Jagdinstinkt!
Ich löffelte
mein Blumenkohl-Ingwersüppchen in mich hinein, ohne den hervorragenden Geschmack
wirklich würdigen zu können. Vermutlich hätte man mir, da Lucas mir
gegenübersaß, auch ein Spinatsüppchen servieren können, ohne dass ich dies
bemerkt hätte. Verlegen lächelte ich ihn an.
»Von wegen
obercool! Glaub´ mir Lucas, du willst nicht wissen, wie heiß und anziehend ich
dich in Wirklichkeit gefunden habe! Bei unserem ersten Kennenlernen, als ich so
"abwesend" dreingeschaut habe, bist du von mir mental sexuell
belästigt worden. Du hast mich vom ersten Augenblick an fasziniert. Und in der
Folgezeit habe ich in einer fürchterlichen Zwickmühle gesteckt, weil du die
große Liebe meiner allerbesten Freundin warst!«
Seine
Grübchen vertieften sich.
»Mental
sexuell belästigt….Der Ausdruck gefällt mir. Du hast übrigens niedlich
ausgesehen mit deinem Schlabberpulli und den roten Söckchen.«
Ich drohte
ihm mit dem Suppenlöffel.
»Ich zeig dir
gleich, was niedlich ist, du….Obermacho!«
Er wurde
ernst.
»Tessa,
spätestens nach diesem Skiwochenende wusste ich, dass ich mich von dir
fernhalten muss. Ich hatte mich schon da in dich verliebt. Und nach unserem
Konzertabend und der gemeinsamen Nacht war mir klar, dass ich mit dir zusammen
sein will. Versteh´ mich richtig, Lisa ist eine wundervolle Frau, nur auf Dauer
haben wir nicht zusammengepasst. Aber als ich erfuhr, dass sie schwanger war,
fühlte ich mich für sie und das Baby verantwortlich.«
Ich nickte
zustimmend.
»Lucas, ich
bin die Letzte, die dir deswegen Vorwürfe machen darf. Mir ging es doch mit
Paul genauso. Er hat nicht umsonst so unausstehlich reagiert. Er wusste zwar
nicht, dass du es bist, der mich beschäftigt, aber er hat gespürt, dass ich
nicht mehr hundertprozentig zu ihm gestanden habe.
Aber weißt
du, aus dir und mir hätte damals nie ein glückliches Paar werden können, auch
wenn wir uns unsere Zuneigung gestanden hätten. Selbst wenn Lisa nicht
schwanger geworden wäre, hätte ich es nicht fertig gebracht, mit dir zusammen
zu kommen und mein Glück auf ihrem Unglück aufzubauen. Ich hätte den Kontakt zu
ihr vollkommen abbrechen müssen. Aber sie und ihre Eltern sind meine Familie.
Die Einzige, die ich habe.«
Über den
Tisch hinweg griff er nach meiner freien Hand. So liebevoll, wie er mich ansah,
schwelgte ich im siebten Himmel. Ich weiß nur noch ganz vage, dass wir unseren
Hauptgang völlig ineinander vertieft zu uns nahmen, auf Nachtisch und Apéritif
verzichteten und Lucas ungeduldig die Rechnung unterschrieb, bevor wir endlich
auf sein Zimmer gingen und unsere wunderschöne gemeinsame Nacht wiederholten. Diesmal
in dem Bewusstsein, das vollkommen Richtige zu tun und dabei keinerlei
schlechtes Gewissen zu haben.
Lucas blieb
drei Tage bei mir in Hamburg, bevor er nach München zurück musste.
Er fuhr mit
dem Versprechen, bis ich in drei Wochen zurückkäme, jedes Wochenende zu mir auf
Besuch zu kommen und ich lebte die kommenden beiden Wochen nur auf diese zwei
Tage hin. Mich packte unvermittelt eine grauenvolle Angst, ihm könne in der
Zwischenzeit etwas zustoßen. Ich atmete jedes Mal auf, wenn wir telefonierten
und er wieder leibhaftig vor mir stand.
Und endlich
kam der Tag, an dem ich mein Auto belud, mich von Marie mit dem Versprechen
verabschiedete, dass wir in Kontakt bleiben würden und die lange Strecke nach
München in einem Rutsch durchfuhr, um abends zu Lucas in seine Wohnung zu
kommen und endlich auf Dauer mit ihm zusammen zu sein.
Ein Jahr
später saßen Lucas und ich wartend im Auto, bis schließlich mein Handy
klingelte. Lisas helle Stimme erklang fröhlich:
»Ihr dürft
jetzt kommen, ich habe alle nach innen gescheucht!«
»Können wir?«
Auf mein
freudiges Nicken startete Lucas´ Vater die große
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