So wahr uns Gott helfe
wir sie alle einkassiert haben.«
Es war schön, dass er mir genügend vertraute, um mir davon zu erzählen. Aber noch schöner wäre es vielleicht, zum CCB zu fahren und zuzusehen, wie sie Holder in Handschellen abführten.
»Und die Anklage ist hieb- und stichfest?«, fragte ich. »Sie wissen, Holder ist Richterin. So jemandem dürfen sie kein Schlupfloch lassen.«
»Nein, keine Sorge. McSweeney hat gründlich ausgepackt. Wir haben Telefonunterlagen, Überweisungsbelege. Einige Telefonate mit ihrem Mann hat er sogar auf Band aufgenommen.«
Ich nickte. Das hörte sich nach dem typischen FBI-Paket an. Es hatte durchaus seinen Grund gehabt, weshalb ich als Anwalt nie Fälle übernommen hatte, an denen eine Bundesbehörde beteiligt war. Wenn das FBI etwas vor Gericht durchfocht, hatte man in der Regel kaum eine Chance. Da waren Siege der Verteidigung rar. Meistens wurde man einfach plattgewalzt wie eine überfahrene Kröte.
»Ich wusste gar nicht, dass Carlin auch seine Finger mit im Spiel hatte«, bemerkte ich.
»Er hat sogar eine zentrale Rolle gespielt. Er kennt die Richterin schon lange, und über ihn ist sie überhaupt erst an Vincent herangetreten. Außerdem hat er für Vincent die Geldübergabe erledigt. Und nachdem das FBI seine Nase in die Sache gesteckt und Vincent kalte Füße bekommen hatte, hat Carlin Wind davon gekriegt und es der Richterin weitererzählt. Darauf hielt Holder es für angezeigt, das schwächste Glied in der Kette zu beseitigen. Sie und ihr Mann haben McSweeney damit beauftragt, sich um Vincent zu kümmern.«
»Wie hat er Wind davon gekriegt? Über Wren Williams?«
»Ja, nehmen wir jedenfalls an. Er hat sich an sie rangemacht, um sich über Vincents Aktivitäten auf dem Laufenden zu halten. Wir glauben allerdings nicht, dass sie von den ganzen Machenschaften wusste. Dazu ist sie nicht clever genug.«
Ich nickte. Das Puzzle fügte sich fast von selbst zusammen.
»Und McSweeney? War er auch nur ein einfacher Befehlsempfänger? Hat die Richterin ihm aufgetragen, jemanden umzunieten, und er hat ihr blind gehorcht?«
»Ich muss vorausschicken, dass McSweeney, bevor er zum Mörder geworden ist, ein Hochstapler und Betrüger war. Deshalb mache ich mir keine Hoffnungen, jemals die ganze Wahrheit aus ihm herauszukriegen. Aber ihm zufolge hatte die Richterin sehr überzeugende Argumente. So, wie sie ihm die Sache dargestellt hat, musste entweder Vincent dran glauben, oder sie wären alle geliefert. Es gab keine Wahl. Außerdem versprach sie ihm, seinen Anteil zu erhöhen, wenn er seine Sache als Geschworener gut machte und das gewünschte Urteil erzielte.«
Ich nickte.
»Und wie lauten die Anklagepunkte?«
»Mordkomplott und Korruption. Aber das ist erst der Anfang. Es kommt noch einiges nach. Das war für McSweeney nicht das erste Mal. Er hat uns erzählt, dass er in den letzten sieben Jahren viermal Geschworener war. Zwei Freisprüche und zwei Einstellungen. An drei verschiedenen Gerichten.«
Ich stieß einen leisen Pfiff aus bei dem Gedanken an einige spektakuläre Fälle, die in jüngster Vergangenheit mit schockierenden Freisprüchen oder einer Verfahrenseinstellung geendet hatten.
»Robert Blake?«
Bosch lächelte und schüttelte den Kopf.
»Schön wär’s«, sagte er. »O. J. ebenfalls nicht. Damals war dieser saubere Verein noch nicht im Geschäft. Diese Fälle haben wir aus eigenem Verschulden verloren.«
»Spielt ja auch keine Rolle. Das wird auf jeden Fall ein Riesending.«
»Mit Abstand das größte, das mir bisher untergekommen ist.«
Er verschränkte die Arme und blickte über die Schulter auf die Stadt.
»Sie schauen auf den Sunset Strip und ich auf die Universal Studios«, bemerkte er.
Ich hörte die Tür aufgehen, und als ich mich umwandte, spähte Hayley hindurch.
»Dad?«
»Ja, was ist, Hay?«
»Alles klar?«
»Alles klar. Hayley, das ist Detective Bosch. Er ist Polizist.«
»Hallo, Hayley«, begrüßte Bosch sie.
Es war, glaube ich, das erste Mal, dass sich ein echtes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.
»Hi«, erwiderte meine Tochter.
»Hast du deine Cornflakes schon gegessen, Hayley?«, erkundigte ich mich.
»Ja.«
»Okay, dann kannst du noch ein bisschen fernsehen, bis wir los müssen.«
Sie verschwand wieder nach drinnen und schloss die Tür hinter sich. Ich blickte auf die Uhr. Noch zehn Minuten, bis wir aufbrechen mussten.
»Nettes Mädchen, Ihre Tochter«, sagte Bosch.
Ich nickte.
»Ich muss Ihnen noch eine Frage stellen«, fuhr er
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