So weit der Wind uns traegt
ermittelt, dass größere Beträge auf Mercers Bankkonto eingegangen waren. Mercer fuhr regelmäßig nach Guntersville, einer kleinen Stadt an einer Verbreiterung des Tennessee River, und suchte dort den Jachthafen auf.
Die Besitzerin der Bootscharterfirma war eine Frau namens Evie Shaw. Die Detektive hatten bisher nichts Besonderes bei ihren Bankkonten oder Zahlungsgewohnheiten entdeckt, was nur bedeuten konnte, dass sie klüger als Mercer war. Mindestens zwei Mal hatte der Mann ein Motorboot bei ihr gemietet. Jedes Mal hatte Evie Shaw kurz darauf ihr Büro geschlossen und war ihm mit dem eigenen Boot gefolgt. Eine gute Viertelstunde später waren beide getrennt zurückgekehrt. Es hatte den Anschein, dass sie sich irgendwo auf dem großen See trafen, wo sie ihr Treiben leicht verschleiern konntenund sofort bemerken würden, wenn sich jemand näherte.
Cannons Miene wurde hart. „Danke, Davis. Das war gute Arbeit“, sagte er ruhig. „Ich werde das FBI benachrichtigen und die Angelegenheit selber in die Hand nehmen.“
Davis errötete leicht und stand auf. „Tut mir leid, dass ich nicht früher dahintergekommen bin, Sir.“
„Die Sicherheit nach außen gehört nicht zu Ihren Aufgaben. Da hat jemand anders geschlafen. Auch darum werde ich mich kümmern. Wir können froh sein, dass Sie so aufmerksam waren.“ Er nahm sich vor, Davis’ Gehalt zu erhöhen und ihm mehr Verantwortung zu übertragen. „Ich bin sicher, die FBI-Leute möchten mit Ihnen sprechen. Halten Sie sich bitte den restlichen Tag zur Verfügung.“
Sobald Davis das Büro verlassen hatte, griff Robert zum Telefon. Zwanzig Minuten später führte Felice zwei konservativ gekleidete Männer herein und schloss die Tür hinter ihnen. Robert stand auf, begrüßte die Leute und betrachtete sie mit undurchdringlicher Miene. Der jüngere Mann war um die dreißig und musste ein Beamter aus dem mittleren Dienst sein. Der ältere war Anfang fünfzig, hatte grau meliertes, hellbraunes Haar und war untersetzt. Mit seinen blauen Augen hinter der Nickelbrille blickte er wachsam drein.
„Mr. Cannon?“, fragte er und reichte Robert die Hand.
„Mein Name ist William Brent, Senior Agent beim FBI, und das ist Lee Murry, Spezialagent für Gegenspionage.“
„Gegenspionage“, murmelte Robert und sah den Mann aufmerksam an. Das Erscheinen der beiden Sonderagenten bedeutete, dass das FBI bereits bei PowerNet ermittelte. „Sie haben richtig vermutet, meine Herren. Bitte, nehmen Sie Platz.“
„Das war nicht schwer zu erraten“, antwortete Brent. „Eine Firma wie Ihre mit solchen Regierungsaufträgen ist bedauerlicherweise ein bevorzugtes Ziel für Industriespionage.
Es war also anzunehmen, dass Sie Bedarf an unserem Spezialwissen hätten.“
Der Mann ist gut, dachte Robert. Genau der Typ, der einem Vertrauen einflößt. Die beiden FBI-Agenten wollten herausfinden, wie viel er wusste, waren aber nicht bereit, ihm einen Tipp zu geben, falls er PowerNet nicht erwähnte. Er war nicht bereit, sie damit durchkommen zu lassen.
„Ich stelle fest, dass Sie bereits einige Informationen in den Händen haben“, sagte er kühl. „Mich würde interessieren, weshalb ich nicht sofort davon erfahren habe.“
William Brent verzog das Gesicht. Er hatte gehört, dass Robert Cannon nichts entging. Aber er hatte nicht erwartet, dass der Mann so scharfsinnig war. Dabei wusste er eine ganze Menge über ihn. Das gehörte zu seinem Beruf.
Cannon stammte aus einer gebildeten, wohlhabenden Familie und hatte diesen Reichtum aufgrund seines ausgeprägten Geschäftssinns erheblich vergrößert. Er besaß einen makellosen Ruf und hatte eine Menge Freunde sowohl bei der Regierung als auch bei der Justiz, mächtige Leute, die ihn sehr schätz ten.
„Hören Sie“, hatte einer dieser Männer gesagt. „Falls bei der Cannon Group etwas faul ist, würde ich es begrüßen, wenn Sie Robert Cannon unverzüglich davon unterrichteten.“
„Das ist unmöglich“, hatte Brent abgewehrt. „Es würde unseren Ermittlungen schaden.“
„Keineswegs“, hatte der Mann geantwortet. „Ich würde Cannon die heikelste Mission anvertrauen. Offen gestanden, ich habe es schon etliche Male getan. Er hat uns einige Gefallen erwiesen.“
„Immerhin wäre es möglich, dass er selber in den Fall verwickelt ist“, hatte Brent zu bedenken gegeben. Die Vorstellung, einen Privatmann darüber zu informieren, was sich in Alabama abspielte, ging ihm entschieden gegen den Strich.
Doch der Mann hatte den
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