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Social Netlove

Social Netlove

Titel: Social Netlove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Strack
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wirklich gründlich überlegt, Marie?«
    »Oh ja«, antwortete ich lächelnd.
    ***
    Auf einen Schlag fühlte ich mich so befreit, als hätte ich jahrelang ein Kleid aus Beton getragen, das ich nun endlich abzulegen bereit gewesen war. Von dem guten Gefühl beschwingt, das Richtige getan zu haben, trat ich zum hoffentlich letzten Mal in meinem Leben aus der quietschenden Tür des muffigen Bürokomplexes heraus in die warme Juniluft. Der Karton mit meinen wenigen persönlichen Dingen klemmte leicht wie ein riesiger Wattebausch unter meinem Arm. Hätte ich geahnt, wie wunderbar es sich anfühlte, diesem Irrenhaus endgültig zu entsagen, hätte ich schon viel früher gekündigt. Auch ohne den tollen Job, der nun in London auf mich wartete!
    Erwartungsvoll zog ich mein Handy aus dem Karton, um Isabelle von meinem Siegeszug zu berichten. Ich war bis zuletzt nicht ganz sicher gewesen, ob Dr. Hagenborn mir die Sache mit den Überstunden tatsächlich genehmigen würde, denn offiziell wurden sie nicht gezählt und nur in Ausnahmefällen abgebummelt. Vielleicht waren die gerade genehmigten, zusätzlichen neun Urlaubstage ja eine Art Abschiedsgeschenk seinerseits.
    In diesem Moment kam mir mein Handy zuvor – doch auf dem Display flimmerte ein überraschender Name auf. Jake! Meine Euphorie verpuffte und machte einem stechenden Herzklopfen Platz.
    »Hallo, Jake«, sagte ich unsicher lehnte mich haltsuchend an die Steinmauer, die den ungepflegten Vorgarten des Firmenhochhauses vor den neugierigen Augen der Passanten versteckte.
    »Hey, Marie. Sorry wegen vorhin, ich stand gerade am Zoll. Aber jetzt habe ich Zeit. Was wolltest du denn?«
    »Ich wollte wissen, wie es dir so geht«, erinnerte ich ihn zaghaft. »Wir haben schon lange nichts mehr voneinander gehört.«
    »Sure. Aber das war deine Entscheidung.«
    »Ich weiß. Tut mir Leid … Weißt du, ich habe am Wochenende versucht, dich zu erreichen … Nachdem du am Freitag ja keine Zeit hattest, mit mir zu sprechen …«
    »Ach wirklich?«, unterbrach er mich fröhlich. »Das kann gut sein. Ich war mit Julie und ein paar anderen in South Shields unterwegs, um ein wenig abzuschalten und meine Gedanken zu sortieren.«
    Ein paar andere
. Dann war es sicherlich eine der
anderen
gewesen, die am Freitagabend so dümmlich in Jakes Hörer gekichert hatte, als ich mich bei ihm hatte entschuldigen wollen. Und wegen ihr hatte er mich vermutlich auch so schnell wieder abgewürgt. Ich versuchte, meine Eifersucht zu überspielen und mich auf das zu konzentrieren, was ich Jake schon vor ein paar Tagen hatte sagen wollen.
    »Hör zu Jake, ich wollte mich für meine ätzende Art entschuldigen.Ich war stur und unfair. Also … Ich habe ‚You make me go on’ im Radio gehört. Jamie hat es gesungen …«
    »Ja, der Song verkauft sich erstaunlich gut in England. Jamie könnte damit an alte Erfolge anknüpfen«, sagte Jake erschreckend sachlich. »Rufst du deshalb an? Willst du eine signierte CD von ihm haben?«
    »Ist das dein Ernst?«, fragte ich fassungslos und starrte einem auf der gegenüberliegenden Straßenseite einschwenkenden Taxi hinterher. Wollte Jake mich absichtlich auf die Palme bringen oder glaubte er ernsthaft, ich sei so abgebrüht, dass ich meinen
Kontakt
zu Jamie Baker reaktivieren wollte, nur weil der jetzt plötzlich einen Charterfolg in England landete?
    »Well, die Vermutung liegt nahe, meinst du nicht? Es ist doch seltsam, dass du dich ausgerechnet jetzt meldest.«
    »Ja, weil ich eine Ewigkeit gebraucht habe, um zu merken, dass es nicht darauf ankommt, ob du nun Jamie oder Jake heißt. Es war deine Art zu sprechen, zu schreiben und zu lächeln, die mich angezogen hat. Es warst du«, sprudelten meine Gedanken aus mir heraus, so als sei dies die letzte Chance, jemals wieder mit Jake zu sprechen. »Ich war wütend und enttäuscht, weil du mich angelogen hattest. Aber du warst trotzdem immer noch bei mir. Weil du eine Lücke hinterlassen hast, die ein Schwindler unmöglich hätte schaffen können. Du warst ein Vertrauter und als ich dich in deinem Haus gesehen habe, wusste mein Herz sofort, wer du bist. Es hatte dich erkannt. Und das ist doch das Wichtigste, oder? Du fehlst mir, Jake. Ohne dich bin ich nicht mehr ich selbst.«
    »Heißt das etwa, du verzeihst mir?«
    »Ja, natürlich.«
    »Und du meinst es wirklich ernst und wirst mich nicht noch einmal wochenlang ignorieren, während ich in London sitze und fast durchdrehe wegen dir?«
    »Nein. Ich will dich doch wiedersehen,

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