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Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Mulde. Bevor er langsamer wurde. Sein Blick hing an dem Schiff - diesem schiefhängenden, staubgepuderten Wrack, das in seinen Augen die Schönheit eines Traums besaß. Charru wartete mit zusammengebissenen Zähnen. Er wußte, daß Camelo recht hatte. Sie mußten wissen, ob die »Terra 1« bewacht wurde. Und sie hatten nur diese eine Möglichkeit, es herauszufinden.
    Zwei Minuten später gab es keinen Zweifel mehr.
    Camelo war langsam auf das Schiff zugegangen, Schritt für Schritt, aufmerksam in die Umgebung lauschend. Charru beobachtete ihn, jede Sekunde zum Eingreifen bereit. Camelo hätte einen Angriff des marsianischen Vollzugs notfalls auch allein aufgehalten, um den anderen die Chance zur Flucht zu verschaffen. Aber er wußte, daß Charru ihn nicht allein lassen würde, und deshalb wirbelte er sofort herum, als auf der anderen Seite der Mulde Bewegung entstand.
    »Halt!« peitschte eine Stimme. »Stehenbleiben oder...«
    Charru richtete sieh zwischen den Felsen auf, hob das Lasergewehr, zielte kaltblütig über den Kopf des Freundes hinweg. Der Feuerstrahl fauchte aus dem Rohr, traf zischend auf Stein, und der Vollzugspolizist, der immer noch etwas von »Stehen bleiben« brüllte, verstummte abrupt.
    Charru wußte, daß er ihn nicht getroffen hatte.
    Er wußte auch, daß dort drüben mindestens ein halbes Dutzend Gegner steckte - die Bewegung verriet es ihm, das Keuchen, die Reflexe des Mondlichts auf den Waffen. Ein paar Sekunden schaffte er es, die Marsianer in Deckung zu zwingen, und diese Sekunden genügten für Camelo, um die Felsenbarriere zu erreichen und in die Schwärze des Einschnitts zu tauchen.
    Auch Charru warf sich herum.
    Er rannte, preßte dabei das Lasergewehr gegen die Hüfte und spürte das kühle Metall auf der Haut. Seine Kehle schmerzte vor Anspannung. Ein Blick zeigte ihm, daß Camelos Gesicht zur Maske versteinert war. Bis zuletzt hatten sie gehofft, daß sich die Marsianer nicht um das Raumschiff kümmerten. Vergebliche Hoffnung...
    Stimmen schrien hinter ihnen, Befehle gellten.
    Klar, man würde sie nicht zu Fuß verfolgen. Die Marsianer hatten mindestens einen Jet in der Nähe. Aber sie waren allein hier, auf sich selbst gestellt, und es würde eine Weile dauern, bis sie Verstärkung oder auch nur klare Anweisungen bekamen.
    Karstein und Jarlon hatten beim ersten Lärm die Fahrzeuge startklar gemacht und Helder Kerr gezwungen, auf dem Rücksitz Platz zu nehmen.
    Charru lächelte seinem Bruder zu, ein scharfes, anerkennendes Lächeln. Jarlon glitt schon auf den Führersitz; Karstein, der Kerr bewacht hatte, rannte zu dem Polizeijet hinüber. Sekunden später saßen Charru und Camelo in dem großen Gleiter. Die Kuppel klappte zu, und beide Fahrzeuge hoben sich in die Luft wie auf ein verabredetes Zeichen.
    Helder Kerr wandte sich um.
    Er wußte, daß er einen Fehler gemacht hatte. Seine Chance zur Flucht war von Anfang an irreal gewesen. Für diese Chance hatte er den Terranern mehr verraten, als er durfte, und von jetzt an würde er für alles verantwortlich sein, was sie unternahmen, um die »Terra I« wieder in die Hand zu bekommen.
    Vorerst allerdings sprach die Wahrscheinlichkeit dafür, daß er .mit ihnen in einem Feuerball vergehen würde, wenn die Bordgeschütze des Polizeijets sie trafen.
    Kerr sah das silberne Fahrzeug über der Felsenbarriere auftauchen. Angst packte ihn. Schneller, hätte er am liebsten hervorgestoßen, doch er bezwang sich. Und die Barbaren waren durchaus in der Lage, die Gefahr auch ohne sein Zutun zu erkennen.
    »Du zuerst, Jarlon«, sagte Charru in den Kommunikator. »Volle Beschleunigung, verstanden?«
    »Aye«, kam es gepreßt zurück.
    Der Jet wurde steil hochgezogen und schoß in schwindelerregendem Tempo davon. Der Gleiter schwebte höher, bewegte sich ein, zwei Sekunden langsam über die Felsen, und dann drückte auch Charru die Taste für die größtmögliche Beschleunigung.
    Helder Kerr schloß die Augen und fragte sich, ob es die Vollzugspolizisten riskieren würden, ihnen im gleichen Tempo zu folgen.
    *
    »Passagiere zur Venus - bitte zu Schalter B! Passagiere zur Venus, bitte zu Schalter B ...«
    Die Stimme drang nur gedämpft in den behaglichen Warteraum, der Regierungsmitgliedern vorbehalten war. Conal Nord nahm den letzten Schluck von dem Wein, der aus den staatlichen Zuchtanstalten in den Garrathon-Bergen stammte. Nebenan hatte sich eine Delegation des Rates der Vereinigten Planeten versammelt. Hier war er allein mit Simon Jessardin. Daß

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