Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit
davon.
Charru stolperte weiter, konnte den eigenen Schwung nicht bremsen und prallte mit der Schulter gegen die Mauer. Seine Hand zitterte, als er sich über die zusammengesunkene Gestalt; beugte und sie auf den Rücken drehte. Camelo lebte. Er war nur bewußtlos, nicht sichtbar verletzt. Langsam atmete Charru die angehaltene Luft aus, während er sich wieder aufrichtete.
Er starrte Kerr an.
Der Marsianer keuchte und wischte sich fahrig den Schweiß von der Stirn. Seine Lippen zuckten, als werde ihm erst jetzt bewußt, was er getan hatte.
»Verdammt«, krächzte er. »Eine Flugechse...Oh, verdammt!«
»Danke«, sagte Charru. »Sie haben ihm das Leben gerettet.«
Kerr war zu benommen, um zu antworten.
Er schüttelte den Kopf, wie um seine Gedanken zu klären. Mit einer entschlossenen Bewegung ging er neben Camelo in die Hocke. Charru schwang herum und lief wieder zu dem verunglückten Jet zurück.
Erein und Karstein hatten atemlos den kurzen Kampf mit dem fliegenden Monstrum verfolgt, jetzt packten sie zu, um das schrägliegende Fahrzeug zu kippen.
Sie schafften es; noch ehe Charru heran war. Die Feuerstrahlen der Lasergewehre hatten die Tiere zurückgetrieben. Von den marsianischen Wärtern war nichts zu sehen, und Charru machte sich klar, daß erst ein paar Sekunden verstrichen waren - zu wenig Zeit für ihre Gegner, um sich zu einer Aktion aufzuraffen.
Helder Kerr und Gillon von Tareth schleppten Camelo zu dem Gleiter hinüber.
Charru schwang sich auf den Führersitz des beschädigten Jets, Erein und Karstein stiegen hinter ihm ein. Zwei bange Sekunden verstrichen, während Charrus Finger die Tasten des Schaltfelds prüften. Dann lief ein Zittern durch das Fahrzeug, und ruckend erhob es sich vom Boden.
Der zweite Jet und der Gleiter starteten ein paar Atemzüge später.
Der Ort des Grauens blieb hinter ihnen. Ein Gehege voller Bestien, zu Forschungszwecken gezüchtet, von denen die Riesenvögel, die den Kraterrand überwinden konnten, jetzt vermutlich ausbrechen würden. Aber darüber machten sich die Männer in den Jets zur Zeit keine Sorgen.
Ihre Gedanken galten den drei toten Kindern, die sie hinter sich zurückließen.
*
Es ging auf Mitternacht, als sie die Sonnenstadt erreichten.
Schweigend verließen sie die Fahrzeuge, schweigend stiegen sie in den gemauerten Schacht mit der Wendeltreppe hinunter. Karstein trug die kleine Mariel, die unter dem Schock des Geschehenen stand und wie versteinert wirkte. Katalin nahm sich ihrer an. Ayno legte tröstend den Arm um die Schulter des blinden Robin, während Charru berichtete.
Camelo war schon unterwegs wieder zu sich gekommen.
Jetzt hörte er stumm und blaß zu. Auch bei ihm saß der Schock tief. Er hatte erlebt, daß ein Alptraum Wirklichkeit wurde, und immer wieder wanderte sein Blick zu dem schlanken Marsianer hinüber, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnte.
»Ich verdanke Ihnen mein Leben, Kerr«, sagte er schließlich leise. »Bei der Flamme - völlig ohne Waffen auf ein solches...ein solches Untier loszugehen...«
»Er hat es dermaßen angeschrien, daß es die Flucht ergriff«, stellte Charru fest. »Keiner von uns anderen hätte die Chance gehabt, noch rechtzeitig zu kommen. Und es war ein Untier. Ein fliegendes Monstrum mit einem Raubtierschädel und fürchterlichen Zähnen.«
»Pterodactylus«, sagte Kerr matt. »Flugechsen. Einer der spektakulärsten Zuchterfolge der letzten Jahre. «
»Und glauben Sie, daß es den Marsianern gelingt, ihre spektakulären Zuchterfolge wieder einzufangen?«
Kerr hob die Achseln.
Sein Blick ging ins Leere. Es war ein anderes Problem, das ihn beschäftigte.
»Ihr wollt zur Erde fliegen, nicht wahr?« murmelte er.
Charru runzelte die Stirn, da die Wendung so überraschend kam.
»Ja«, sagte er gedehnt.
Kerr sah ihn an. Das Gesicht des Marsianers hatte sich verändert, wirkte hart und entschlossen. Seine Augen brannten.
»Ich habe nachgedacht«, sagte er rauh. »Die Erde ist eure Heimat. Ihr habt ein Recht darauf, dort zu leben. Wenn ich euch helfen kann, dorthin zu fliegen, dann werde ich es tun. «
*
An diesem Abend dauerte es lange, bis in dem unterirdischen Labyrinth Ruhe einkehrte.
Charru fand keinen Schlaf. Irgendwann stand er auf, glitt leise zum Ausgang und stieg in die tote Stadt hinauf. Nach dem Zwischenfall mit den Kindern waren die Wachen verstärkt worden, doch niemand bemerkte ihn, als er sich seinen Weg durch die Ruinen suchte und über die Wendeltreppe eines Turms bis auf
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