Söhne der Erde 08 - Sucher der Zukunft
territoriale Unversehrtheit und die Selbstverwaltung besitzen, die ihnen ursprünglich garantiert wurden«, fügte er hinzu. '
»Die Sicherheitsfrage...«, begann der stellvertretende Vollzugschef noch einmal.
»Sehr richtig. Unsere reale Politik gegenüber den alten Marsstämmen wird durch die Sicherheitsfrage bestimmt. Das Gesetz hat sich längst überlebt. Ich werde eine Neufassung erarbeiten lassen und als Beschlußvorlage im Rat einbringen.«
»Die Flüchtlinge sind eine konkrete Gefahr, mein Präsident«, stellte Davina Mercant fest.
»Auch das ist richtig. Leiten Sie die Sofortmaßnahmen ein, die Sie vorgeschlagen haben, Professor Mercant. Die Genehmigung kann ich im Wege des Dringlichkeits-Beschlusses erteilen.«
»Danke, mein Präsident.«
Die Wissenschaftlerin verneigte sich leicht.
Sie hatte ihr Ziel erreicht. Aber sie war viel zu kühl und beherrscht, um ihren Triumph zu zeigen.
*
In den Ruinen der Sonnenstadt hielten sich nur noch die Wachen auf.
Die Sonne stand fast im Zenit. Es sah nicht so aus, als planten die Marsianer eine neue Suchaktion. Und wenn auch - sie würden so oder so nichts finden.
Diesmal stiegen Charru, Camelo und Helder Kerr gemeinsam in die riesige Halle im Herzen des Labyrinths hinab. Kerr sah blaß aus: die gespenstische Vision aus der Zukunft des Mars steckte ihm noch in den Knochen. Camelos Augen leuchteten vor Spannung. Er hatte damals die Zeitverschiebung in der Wüste miterlebt, und für ihn, den Sänger, besaß diese Möglichkeit des Reisens in der Zeit einen Zauber, der weit über seine praktische Bedeutung hinausging.
Charru preßte die Lippen zusammen, als er die gigantische goldene Halle betrat.
Seine Gefühle waren zwiespältig. Er haderte mit sich selbst und dem Schicksal. Die Erinnerung an Aynos Tod brannte immer noch wie Feuer. Und er dachte an die alten Marsstämme; die für ihr Lebensrecht kämpfen und die in den Plänen der Unsichtbaren schon nicht mehr existierten.
»Ktaramon!« rief er.
Und noch einmal: »Ktaramon!«
Das Flimmern der Luft war vertraut.
Camelo hielt den Atem an, als sich für Sekunden der dunkle Schleier über sie senkte. Dann stand er reglos, die Augen geweitet, und betrachtete die Wände aus Kristall und Silber und die durchsichtigen Säulen; in denen rötliches Licht pulsierte.
»Seid ihr bereit, Söhne der Erde?« fragte Ktaramons Stimme aus dem Nichts.
»Ja, wir sind bereit«, antwortete Charru.
»Ihr könnt euer Schiff reparieren? Ihr könnt damit starten?«
»Wir können es. Aber die »Terra« wird bewacht, und es ist möglich, daß man nach uns suchen wird. Wir müssen mehr wissen"Ktaramon. Einzelheiten.«
»Ihr werdet wissen.« Die Stimme klang kühl und emotionslos wie immer. »Ihr habt verstanden, warum ich für eure Augen unsichtbar bin. Weil ich in der Zukunft lebe - mit eurer Gegenwart verglichen um wenige Sekunden in der Zukunft. Die gleiche Zeitversetzung können wir für euch in einem Feld um euer Schiff herstellen. Als unsichtbare Wanderer in der Zukunft werdet ihr den Augen der marsianischen Wachen entgehen. Unsichtbar werdet ihr eure Arbeit tun. Und damit ihr auch außerhalb der »Terra« sicher seid, werden wir zwischen der Sonnenstadt und dem Schiff einen Zeitkanal aufbauen.«
»Einen - Zeitkanal?« echote Charru.
»Einen Tunnel, in dem alles Leben um ein paar Sekunden in die Zukunft versetzt wird. Kein Marsianer wird euch dort entdecken. Euch nicht - und eure Fahrzeuge nicht, solange ihr damit dicht am Boden bleibt. Nicht einmal aus der Luft wird man euch erkennen können. Wer immer den Zeitkanal in einer Höhe von mehr als drei Metern überfliegt, sieht nur leeres Gelände. «
Charru schluckte.
Neben ihm sog Helder Kerr scharf die Luft durch die Zähne. Seine flackernden Augen verrieten, daß er vergeblich versuchte, dies alles mit seinem technisch geschulten Verstand zu erfassen.
»Wann wollt ihr beginnen?« fragte Ktaramon.
»Heute«, sagte Charru hart. »So schnell wie möglich.«
»Gebt uns zwei Stunden, dann könnt ihr beginnen. Nehmt das Tor am Fuß des Turms, der dir die Zukunft gezeigt hat, Charru. Der Zeitkanal führt schnurgerade auf die alte »Terra« zu. Ihr könnt ihn nicht verfehlen, denn wer einmal am eigenen Leib die Kraft gefühlt hat, die Zeit zu verändern vermag, wird sie immer wieder erkennen.«
»Aber...«, begann Helder Kerr.
» Ja, Sohn des Mars?«
Kerr schluckte. Auch für ihn grenzte dies alles ans Wunderbare, doch er war es gewöhnt, in technischen Bahnen zu
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