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Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Titel: Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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und Ohren aller angeschnitten. Wenn er, Carrisser, sich jetzt auf eine Machtprobe einließ, konnte er nur verlieren und würde auch noch den Rest der Autorität einbüßen, die er bei diesem Volk von abergläubischen Halbmenschen besaß.
    »Du willst das Beiboot auf der Insel landen lassen, um nach den Barbaren zu suchen?« fragte er gepreßt.
    »Ja«, bestätigte der Oberpriester.
    »Und wer soll es fliegen?«
    »Charilan-Chis Söhne haben gelernt, die Flugzeuge zu steuern. Sie werden auch den Umgang mit dem Beiboot lernen.«
    In diesem Punkt hatte er recht. Die Landefähre war sogar einfacher zu beherrschen als die Flugzeuge, wie Carrisser wußte.
    »So meine ich es nicht«, sagte er. »Der Pilot würde sein Leben riskieren. Was sollte die Barbaren daran hindern, ihn umzubringen?«
    »Das Beiboot ist bewaffnet.«
    »Aber bei einer Suchaktion wird die Besatzung es verlassen müssen, oder?«
    »Die Frevler werden nicht wagen, jemandem ein Haar zu krümmen. Sie werden wissen, daß sie damit die Vernichtung auf sich herabbeschwören.«
    »Und wenn ihnen das gleich ist? Wenn die Zerstörung ihres Schiffs sie so aufgebracht hat, daß sie ...«
    »Ich melde mich freiwillig, Herr!« rief Ciran mit glänzenden Augen. »Ich bin bereit, mit dem Boot auf der Insel zu landen und deine Feinde aufzuspüren. Ich werde schnell lernen, Erhabener!«
    Carrisser unterdrückte einen Seufzer.
    Daß sich die Männer um Charru von Mornag an einem Vierzehnjährigen vergreifen würden, versuchte er den Zuhörern gar nicht erst einzureden. Schnell und konzentriert überlegte er, was passieren konnte. Schlimmstenfalls würde Ciran in Gefangenschaft geraten und das Beiboot verlorengehen. Das Boot ließ sich ersetzen: die »Deimos I« hatte insgesamt sechs von den Landefähren an Bord. Und wenn er, Carrisser, recht behielt, mochte das Bär Nergals Selbstherrlichkeit endlich einen Dämpfer geben.
    Der Uranier nickte mit ausdrucksloser Miene.
    »Einverstanden«, sagte er ruhig. »Komm, Ciran! Es ist am besten, wenn wir sofort mit der Arbeit beginnen.«
    *
    Am Strand glomm das Feuer nur noch wie ein rötliches Auge. Kalt und grau kroch die Morgendämmerung über den Himmel. Die meisten Menschen schliefen. Sie wußten, was das Auftauchen der Flugzeuge bedeutete, aber in dieser Nacht war die Erschöpfung stärker gewesen als der Gedanke an die drohende Gefahr.
    Für die meisten, nicht für alle.
    Am Feuer bewegten sich schattenhaft Tanit und Katalin von Thorn, die Indred und Lara bei der Krankenwache abgelöst hatten. Charru und Camelo, Gerinth, Karstein und Yattur, die Tarether und ein Teil des alten Rates von Mornag kauerten blaß und übermüdet im Halbkreis. Sie hatten stundenlang geredet, ohne einen Ausweg zu finden. Wenn es den Priestern einfiel, die Insel zu bombardieren, war nicht einmal das Höhlensystem sicher, konnte sich im Gegenteil als Todesfälle erweisen. In einem solchen Fall blieb ihnen nichts übrig, als sich so gut wie möglich zu verstecken und zu versuchen, das Inferno zu überleben.
    Charrus Schläfen schmerzten von all den Verzweiflungsplänen, die sie durchgesprochen und wieder verworfen hatten.
    Als die Sonne über den östlichen Horizont kletterte, stand er erschöpft auf und reckte die steifgewordenen Glieder. Er spürte die Müdigkeit bis tief in die Knochen, aber er wußte, daß er jetzt keinen Schlaf finden würde. Den anderen ging es genauso. Das Gefühl der Hoffnungslosigkeit hatte sie fast überwältigt. Eine Hoffnungslosigkeit, die kalten, rebellischen Zorn weckte, doch auch das konnte an der Wahrheit nichts ändern.
    Der Falkenschrei, der auf der Höhe einer Klippe erklang, schnitt wie ein Schwerthieb durch die Stille.
    Kormak hatte die Wache übernommen. Nicht wegen der Flugzeuge, deren Heulen man schon aus großer Entfernung hörte, sondern für den Fall, daß die Gegenwart auf der Insel noch unbekannte Gefahren bereithielt. Charru wandte sich um. Er sah Kormaks winkende Gestalt - und er sah die rotierende silberne Scheibe vor dem Hintergrund des perlfarbenen Morgenhimmels.
    Ein Beiboot!
    Ein marsianisches Boot, kein Zweifel! Die Landefähren, mit denen alte irdische Raumschiffe wie die »Terra« bestückt gewesen waren, sahen anders aus. Langsam und lautlos näherte sich das Fahrzeug der Insel. Seine Triebwerke erzeugten nur ein hohes, dünnes Singen, ein Geräusch, das man erst aus nächster Nähe hören würde.
    »Marsianer?« stieß Karstein ungläubig hervor. »Aber das ist doch nicht möglich! Warum sollten

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