Soehne & Liebe der Nacht
Sehnsucht nach dir übermannt.
49
„Ich lasse euch allein.“ Paul erhob sich und verließ die Küche. Rafael setzte sich zu Amanda, die sich an einer Tasse Tee festhielt, die ihr Ziehvater Paul ihr gemacht hatte, nachdem sie in Tränen ausgebrochen war, als er ihr vom Tod ihrer Eltern erzählt hatte.
„Wenn ich heute noch mehr Kamillentee trinken muss, werde ich mich übergeben“, beklagte sich Amanda. „Ich will keine schlechten Neuigkeiten mehr hören.“
„Das musst du nicht, alles lief nach Plan.“ Amanda atmete erleichtert durch. „Ich will das Ende des Bösen sehen, mit eigenen Augen.“
„Wie bitte?“, fragte Rafael verwirrt.
„Wir gehen zum Schloss.“
„Wie du wünschst, doch lass uns noch etwas warten. Wir dürfen dort nicht gesehen werden. Du hast die Sirenen gehört.“ Stumm nickte Amanda. „Außerdem haben wir etwas Wichtiges zu besprechen“, erklärte Rafael glücklich lächelnd.
„Dann sprich.“
Rafael räusperte sich. Sein Herz schlug so heftig, dass er fürchtete, es würde ihm aus der Brust springen, als er vor Amanda niederkniete. „Könntest du dir vorstellen, die Ewigkeit mit mir zu verbringen?“, fragte er mit stockendem Atem.
„Ich habe unglaublich viel Fantasie“, hauchte Amanda und kniete sich zu Rafael auf den Steinboden. „Du darfst mich jetzt küssen.“
50
Dianas Herz schlug bis zum Hals, als sie durch die Glasscheibe der Eingangstür blickte und sah, wie Saphira Henrys Hand hielt. Offensichtlich versuchte sie ihm Mut zu machen, denn immer wieder nickte Henry. Diana schob die Moteltür auf. „Passt auf, dass ich nicht eifersüchtig werde.“ Henry fuhr herum und erstarrte. Saphira lächelte. „Ich lasse euch allein.“
Diana näherte sich Henry zögernd. Tief blickte sie in seine tränenfeuchten Augen. „Henry, sag mir nur eins, hast du meine Großmutter getötet?“
„Ich schwöre, ich habe sie nicht getötet“, erwiderte Henry mit erstickter Stimme.
„Was ist passiert?“
Henry ergriff Dianas Hände. „Jared wollte deine Großmutter tot sehen. Er wollte, dass Lara frei ist von Menschen, die die Wahrheit kannten. Ich bat meinen Bruder, mir diese Aufgabe zu überlassen. Ich wollte deine Großmutter warnen, doch als sie mich sah, ließ sie mich nicht zu Wort kommen. Deine Großmutter fing an zu schreien und fiel dann auf den Boden. Sie war tot“, erklärte Henry leise.
„Warum hast du Lara etwas anderes erzählt? Das hat sie tief getroffen.“
„Es tut mir leid. Ich war wütend wegen Gabriel. Du weißt, wie sehr ich ihn hasse — gehasst habe. Ich will diese Gefühle hinter mir lassen — mit dir.“ Sehnsüchtig blickte Henry in Dianas Augen. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.
„Ich muss verrückt sein, doch nichts hält mich davon ab, dich zu lieben.“
51
Hasserfüllt spähten zwei grüne Augen hinter einem morschen Baumstamm hervor, im Visier die Personen, die auf verbrannter Erde standen und die zerstörten Schlossmauern betrachteten. Zufrieden nickten sich Rafael, Gabriel, Ewan und Henry zu.
„Was für eine Story, und sie wird nie in einer Zeitung stehen“, bedauerte Amanda.
„Du könntest einen Roman schreiben, dann versteckt sich die Wahrheit hinter Fantasie“, munterte Lara Amanda auf.
„Bring Amanda nicht auf solche verrückte Ideen. Am Ende glaubt es doch noch jemand“, warnte Diana.
„Ladys, wir verschwinden“, rief Ewan.
„Hier hat wirklich nichts überlebt“, verkündete Byron, der sich mit seiner Frau Marion die Umgebung angesehen hatte.
Lara schmiegte sich in Gabriels Arme. „Mir ist hier unheimlich ums Herz, es fühlt sich an, als durchbohre mich das Böse. Ich möchte lieber ins Motel zurück und Zeit mit meinen Eltern verbringen, bevor sie aufbrechen.“
„Was ist los?“ Rafael zog eine nachdenkliche Amanda in seine Arme.
„Habe ich dir schon von meiner Freundin Christina erzählt, der Schriftstellerin?“
„Vergiss es, Amanda!“
„Diana, komm zu uns“, rief Lara.
„Ich kehre mit ihnen zurück und rede gleich mit Lara über uns.“ Diana küsste Henry zärtlich auf den Mund.
„Bah“, spuckte es hinter dem Baumstamm aus. Der Schlosshof leerte sich und zurück blieb ein Herz, das in Wut und Verzweiflung schlug. „Wir sehen uns wieder, Henry. Ich lebe noch“, zischte Jared.
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„Danke für den Kaffee, Paul. Ich bin so aufgewühlt, selbst wenn ich wollte, könnte ich keinen Schlaf finden.“ Gebannt hing Henry an Kassandras Lippen und lauschte ihrer rauen Stimme. Thomas’
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