Sohn der Unendlichkeit
lachte sie an, musterte sie unverschämt, so daß sie sich grün verfärbte und versicherte:
»Wir werden uns sicher sehr gut verstehen! Nicht nur im Bereich der Sprache. Welche Befehle von Hakine bringst du mit, Schwester der Wellen?«
Sie wurde etwas unsicher, schwamm um ihn herum und erwiderte:
»Wir sollen klären, woher du kommst und was deine Botschaft an Hakine ist.«
Er nickte zufrieden; der totale Machtanspruch von Duodezfürsten war zu grotesk, als daß er ihn ernstnehmen durfte. Aber als Mittel für seine Zwecke konnte er die Unfähigkeit Hakines benutzen. Sie kannte nur ihr eigenes Reich, eingegrenzt durch die runde Mauer der Korallen. Hier war ihr Wort Befehl.
»Das werden wir klären. Wo findet unser Treffen statt?«
»Im Haus der Herrscherin!«
Sie schwammen nebeneinander her. Vermutlich, mußte Dorian denken, hatte derjenige, der Dädalos’ Schild geprägt hatte, nur hundertprozentig humanoide Völker ausgesucht. Die Gestalt neben ihm war schlank und durchaus begehrenswert. Auch sie würde Opfer seiner Planung werden müssen. Sie schwammen auf einen zierlichen Turm zu, der sich, mit Rampen und geschwungenen Bögen mit der Mauer verbunden, als Vorsprung inmitten der Innenfläche erhob.
»Das ist der Turm der Großen Mutter!« erklärte Oscanee eifrig. »Dort haben sie uns einen Saal zur Verfügung gestellt.«
Für eine Welt, auf der der Gebrauch des Feuers unbekannt war, weil keine Möglichkeit für einen solchen physikalischen Prozeß bestand, war dieser Raum, in den sie einschwammen, ein kleines Wunder.
Groß, dicht unter der Wasseroberfläche, vorzüglich ausgestattet, in harmonischer Farbgebung und voller Geräte, deren Zweck Dorian zu einem Drittel nicht erraten konnte. An zahllosen Stellen des Bodens befanden sich Aussparungen unter dem faserigen Belag, aus denen die Blätter und Sensoren der PHYLLA Luftblasen aufsteigen ließen. Jetzt verstand Dorian, warum die Pflanze so gut unterrichtet war. Er mußte PHYL-LAS Intelligenz, die weitgehend passiv war, ausnutzen.
»Hier ist der beste Arbeitsplatz!« sagte Oscanee.
Sie setzten sich und warteten, bis Hakine mit ihrem derzeitigen Mann hereinkam. Es war ein riesiger, prachtvoller Bursche mit blauen Schwimmhäuten, der sich Akinezza nannte. Er blieb unbeweglich hinter Hakine stehen, indem er seine Zehen in dem Bodenteppich aus Pflanzenfasern verankerte.
Hakine eröffnete die Kontakte des zweiten Tages. Sie fragte:
»Wer hat dich zu mir geschickt, Kurier?«
Dorian erwiderte, während er die Position der Erde innerhalb der Linse der Milchstraße einzeichnete:
»Niemand hat mich zu dir geschickt. Hakine. Du und ich, jeder einzelne Mensch der unendlich vielen Planeten, die ich besuchte, ist unwichtiger als eine einzelne Welle im Ozean.«
Sie steckte den Schlag ein, lächelte matt und fragte weiter:
»Wie verhält es sich also?«
Dorian V. entwarf ein mächtiges und schillerndes Bild von der Kultur der Erde. Er sprach vom Alter des Planeten und davon, daß diese Masse von Erkenntnissen und Wissen, Fähigkeiten und Schönheiten einen Erben suchte. Er sprach davon, daß er auch anderen Völkern den Weg zur Erde und zu wiederum anderen Planetariern gezeigt hatte, und daß in den nächsten Jahrhunderten ein Wettlauf stattfinden würde, dessen Ziel Terra war. Er versuchte, ihr zu erklären, daß das Volk der Hydrogenten ab heute nicht in lokalen, sondern in planetaren Begriffen zu denken hatte. Und dann wandte er sich direkt an den Mann, der hinter der Herrscherin stand.
»He, du«, sagte er. »Offensichtlich sind die Kräfte deines Körpers größer als die des Verstandes. Dein Beruf ist es, zu schweigen? Oder wie sehe ich das?«
Akinezza wand und drehte sich vor Verlegenheit. Auf den Gesichtern von Oscanee und Hakine zeichnete sich tiefe Betroffenheit ab.
»Los! Sprich!« sagte der Kurier laut.
»Ich bin Jäger und Fischer. Ich sorge für PHYLLA!« sagte der Fischer.
»Kannst du an Land gehen?« fragte Dorian V. und machte ein unbeteiligtes Gesicht.
Es war ein Volltreffer. Er hatte schonungslos den schmerzenden Nerv dieses Volkes bloßgelegt. Hakine und Oscanee sprangen auf und ruderten wild umher. Der Jäger faßte die Schultern der Großen Mutter und drückte sie vorsichtig nach unten, damit sie das Gesicht wahrte.
»Woher weißt du …?« erkundigte sich schließlich Hakine. Sie sprach mühsam und beherrscht. Es fiel ihr sichtlich schwer.
Dorian deutete nach oben und erwiderte in einem harten und unversöhnlichen Tonfall:
»Ich
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