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Sohn der Unendlichkeit

Sohn der Unendlichkeit

Titel: Sohn der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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sah das Feuer aus der Tiefe und die Fische, die tot waren und heiß. Ich sah, wie sich wenigstens an einer Stelle das Land unter dem Meer hob. Und daraus erkannte ich euer Problem. Ihr lebt in einer Welt des Wassers. Das war bisher eure Welt. Sie genügte euch. Aber eines nicht zu fernen Tages wird sich das Land vom Meer scheiden, und das weiß auch PHYLLA.«
    Kaum hörbar durchdrang das Flüstern das Wasser zwischen ihnen. Plötzlich stockte die Produktion freien Sauerstoffs; die Luft wurde schlecht. Die PHYLLA war ebenfalls erschrocken. Dorian drehte an einem seiner Ringe, deutete mit dem Zeigefinger zu Boden und lachte hart.
    Ein weißer Strahl zuckte vom Finger abwärts, traf die Blätter und Ranken der PHYLLA und schockte sie mit der eisigen Kälte. Die Pflanze erholte sich von der Verblüffung und produzierte wieder Sauerstoff.
    Zwischen den drei Schlüsselfiguren – Dorian, Hakine und Oscanee – breitete sich ein betroffenes Schweigen aus. Nur das Flüstern der Wellen über ihren Köpfen war zu hören und das Geräusch, mit dem sich kleine Luftblasen zu großen vereinigten.
    Schließlich sagte Hakine:
    »Du kommst von den Sternen, Fremder Dorian, die wir in den Nächten sehen. Dann, wenn wir, von einem geheimnisvollen Trieb mitgerissen, unsere Augen aus dem Wasser erheben, sehen wir diese Sterne. Und schon nach zwei Tagen kennst du unser geheimes Leiden und unsere drei großen Tabus.«
    Dorian erwiderte:
    »Frau! Ich kenne Land und Meer, Feuer und Wasser. Ohne ein Weiser zu sein, kenne ich viel mehr als du. Und ich weiß daher, welche Fehler ihr macht.«
    »Sprich nicht darüber!«
    Dorian schüttelte den Kopf. Ich werde nicht sprechen, aber handeln, dachte er bewußt. Offenbar war seine Entschlossenheit auf seinem Gesicht abzulesen, denn Oscanee musterte ihn besorgt.
    Die riesige Pflanze PHYLLA war das Leben für den Stamm. Es war nicht erlaubt, bei Strafe der Verfütterung, dieser Pflanze bewußt den geringsten Schaden zuzufügen.
    Es war ferner nicht erlaubt, an der seit Jahrtausenden festgefügten sozialen Ordnung zu rütteln. Die weiblichen Kinder, die Mädchen und die Frauen waren die Herrinnen des Volkes. Kontakt zu anderen »Inseln« fand nicht statt. Und es war undenkbar und galt als todeswürdiges Delikt, wenn ein Mann ein Mädchen berührte, ohne daß sie eine Reihe von bedeutungsvollen Zeichen abgegeben hätte.
    Und schließlich das dritte Tabu: Die Angst vor dem Land.
    Vor den vulkanischen Inseln, vor dem Feuer, vor dem Dampf und der Hitze.
    Dorian fragte:
    »Du, Große Mutter, wirst nur ein wenig von allen Veränderungen bemerken, die in Jahren und Jahrhunderten vor sich gehen. Aber es werden Veränderungen stattfinden. Große Veränderungen. Ich stelle nur eine einzige Frage:
    Wollt ihr, daß fremde Schiffe hier landen? Wollt ihr zusammen mit anderen Sternenvölkern das Erbe der Erde antreten?«
    Die PHYLLA begann aufgeregt einen mächtigen Schwall Sauerstoff abzugeben. Vermutlich dachte die pflanzliche Kollektivintelligenz der PHYLLA nach.
    »Ja!« sagte Hakine endlich.
    Dorian fragte weiter:
    »Ist nicht das Wasser klarer und sauberer nach einem Unterwassersturm?«
    »So ist es, Kurier!« sagte Hakine und überlegte, was diese Frage zu bedeuten hatte.
    »Es wird einen mächtigen Sturm geben, Hakine. Dieser Sturm wird die Tabus wanken lassen. Ihr alle, die Stadtköniginnen der vielen Inseln, werdet zusammenkommen, und zwar ohne Streit und Krieg. Und alles, was ich tue, wird ein neues Gesetz sein. Ein Gesetz allerdings ohne Schmerzen und Not! Das ist mein Wort, Hakine. Entscheide dich, denn da der Sturm hier in deinem Reich entstehen wird, wird dein Name bekannt und berühmt werden.
    Du wirst in die Geschichte eingehen als die Große Mutter des Planeten Algena Alpha!«
    Er streckte seine Hand aus und ergriff die Finger des Mädchens Oscanee. Er zog das Mädchen ganz langsam zu sich heran. Sie schwebte über dem Tisch, auf dem die Zeichnungen sich langsam auflösten.
    Langsam erwiderte Hakine:
    »Ich spüre, daß eine gewaltige neue Zeit anbrechen wird. Du bist gekommen, und alles wird sich ändern.«
    »Nicht alles, aber vieles!« sagte er hart. »Und schon beginne ich!«
    Er zog das Mädchen fest an sich und begann ihre Schultern zu streicheln. Oscanee starrte ihn wie hypnotisiert an, dann versuchte sie, sich loszureißen. Aber er lachte nur und hielt sie eisern fest. Hakine hob den Arm, wollte etwas sagen, aber als der eisige Strahl der Kälte neben ihrem Kopf vorbeizischte und eine Reihe

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