Sokrats für Manager
stellt eine bedeutende Erfolgsgeschichte dar. Sie führte am Ende zu nie gekannten Freihei-ten sowie wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften für die gesamte Menschheit. Wer ihre Ursprünge verstehen will, stößt unweigerlich auf Sokrates, den Mann, der diese Entwicklung fast im Alleingang in wichtige Bahnen lenkte. Ohne Sokrates sähe unsere Welt heute wahrscheinlich anders aus. Sokrates mag viele Entwicklungen in unserer Welt durch sein Denken und seine Methodik erfolgreich angestoßen haben. Gerade in der Wirtschaftswelt finden wir aber heute häufig die gegenteiligen Werte und Methoden wie die, die Sokrates selbst vertrat.
In letzter Zeit wird das Bedürfnis auch im Management größer, die Philosophie zur Entdeckung neuer Lösungsansätze zu Rate zu ziehen. Ein logischer Ausgangspunkt hierbei ist Sokrates. Denn er hat nicht nur eine wesentliche Grundlage für unsere westliche Zivilisation gelegt, sondern bietet uns auch ein überzeugendes Alternativmodell für unsere heutigen Managementmethoden. In der Zeit seines öffentlichen Wirkens setzte sich Sokrates vor allem mit den Ideen der Sophisten auseinander. Diese erhoben den Erfolg (in Form von persönlichem Profit) zur primären Leitlinie und lehrten Manipulation und Machtpolitik – eín Ansatz, der auch in vielen modernen Unternehmen heute noch Realität ist. In unserer Zeit der Transparenz sind die sophistischen Methoden aber nicht länger wirksam. Auch für den eigenen Erfolg wird es wichtig, sich stattdessen an Sokrates’ Prinzipien der Authentizität und der Suche nach gesichertem Wissen zu orientieren.
»Die Führungskraft der Vergangenheit wusste Anweisungen zu geben. Die Führungskraft der Zukunft wird wissen, Fragen zu stellen«, prophezeite der große Managementdenker Peter Drucker für unser Jahrtausend. Eine gute Zeit also, um von Sokrates, dem großen Fragesteller, zu lernen.
Ich weiß, verehrter Leser, dass Ihre Zeit knapp bemessen ist. Wir leben in hektischen Zeiten. Dieses kleine Büchlein ist daher so konzipiert, dass es schnell und leicht gelesen werden kann. Gleichzeitig ist es inhaltlich so strukturiert, dass die wesentlichen Aspekte von Sokrates’ Sichtweise in unterschiedlichen Kontexten wiederholt einprägsam zum Ausdruck kommen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass Sie sich am Ende von diesem einzigartigen Philosophen zu neuen Erfolgen in ihrer Managementarbeit inspirieren lassen.
Andreas Drosdek
Der Auftakt
Der moderne Manager sieht sich in einer zunehmend komplexen Wirtschaft mit einer Reihe völlig neuer Herausforderungen konfrontiert: Produkte und Dienstleistungen müssen den wach-senden Ansprüchen der Kunden genügen, Mitarbeiter motiviert und mit Wertschätzung geführt werden. Außerdem wird erwartet, dass der Manager seine Kompetenzen ständig ausbaut, um das Unternehmen sicher in Richtung Zukunft zu steuern. Kurzum, das Umfeld des Managers wird zunehmend turbulenter, schnelllebiger und risikorei-cher, die Anforderungen und Erwartungen an das Management steigen. Die üblichen Managementansätze bringen keine Wettbewerbsvorteile mehr, denn jeder kennt sie in kürzester Zeit; es gibt also keinen längerfristigen Informationsvorsprung mehr. Entsprechend stoßen immer mehr Führungskräfte an ihre Grenzen. Wie aber kann der Manager neue Kompetenzen im Umgang mit Märkten und Mitarbeitern erlangen? An welchen Grundsätzen kann er sich heute noch orientieren?
Philosophie ganz ohne Vorwissen
»Die Probleme, die es in der Welt gibt, können nicht mit den gleichen Denkweisen gelöst werden, die sie erzeugt haben«, prognostizierte schon Einstein. Um die heutigen Managementherausforderungen zu bewältigen, bedarf es – zumindest für das traditionelle Management – neuer Denkansätze. Dabei wird die Führungskraft zunehmend auf sich selbst zurückgeworfen. Als Konsequenz bleibt ihr am Ende nichts anderes übrig, als dem Rat von Immanuel Kant zu folgen: »Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.«
Zunehmend sind es die Denkstrategien des Managers selbst, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden – letztendlich nicht nur beruflich, sondern auch privat. Wohin aber soll sich der moderne Manager wenden, um neue Denkperspektiven zu gewinnen? Die nahe liegende Antwort ist: dort, wo die Erfolgsgeschichte des modernen Denkens seinen Anfang nahm: in der Philosophie. Alle Managementtheorien und die daraus ab-geleiteten Methoden sind direkt oder indirekt das Produkt von
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