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0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen

0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen

Titel: 0487 - Das Syndikat kennt kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Hallo, G-man«, grunzte ein Bündel Mensch mich an, dessen Schnapsfahne die stolze Länge von zehn Yard gegen den Wind hatte. »Muß Sie unbedingt sprechen, kommen Sie her.«
    Verblüfft sah ich auf den Mann, der seinem zerschlissenen Anzug und den langen Bartstoppeln nach eher in die Bowery als ins Zentrum New Yorks paßte. Mit seinen knapp fünf Fuß Größe sah er wie ein entlaufener Zirkusclown aus. Trotzdem folgte ich seiner Aufforderung und kam noch einen Schritt näher, wobei ich den Atem anhielt, um einer Alkoholvergiftung zu entgehen.
    »Ich kann Ihnen einen tollen Tip geben«, sagte er wichtigtuerisch und blinzelte mich aufgeregt an.
    »Ein großes Ding steigt am Samstag, und ich weiß davon. Wenn Sie mir etwas versprechen, verrate ich es Ihnen.«
    »Gehen Sie zur Polizei und sagen Sie, was Sie wissen, wenn Sie sich nicht strafbar machen wollen«, brummte ich unwillig. »Sie sollten wissen, daß wir keine Tips kaufen.«
    Es war nicht das erstemal, daß jemand glaubte, wir würden bare Dollars springen lassen für zweifelhafte Informationen.
    »Ich will keine Belohnung, Sie müssen mir nur versprechen, daß Sie keinem sagen, von wem Sie ihn haben. Sonst gebe ich keinen Cent für mein Leben«, beteuerte er.
    »Gehen wir in mein Büro«, sagte ich bestimmt. »Hier draußen verhandelt es dich schlecht.«
    Willig folgte er, ständig über die Reihe der Wagen peilend.
    »Werden Sie verfolgt?« fragte ich. Er kicherte bloß und legte den Kopf schräg.
    »Wenn das der Fall wäre, wäre ich gar nicht so weit gekommen. Alte Angewohnheit von mir. Muß immer auf passen.«
    Wir betraten die kühle Halle und gingen zum Paternoster. Schweigend fuhren wir nach oben, während ich ihn noch einmal musterte. Wir hatten öfter solche Typen hier, doch meistens beschäftigte sich die Rauschgiftabteilung mit ihnen. Die Gesichtsfarbe erinnerte an einen langjährigen Aufenthalt in Staatspension bei Brot und Wasser, die Schuhe sahen wie ausgediente Heringsbüchsen aus. Devot ließ er mich vorangehen und folgte in zwei Schritt Abstand in mein Büro.
    »Wer sind Sie eigentlich?« fragte ich und ließ mich im Drehstuhl nieder. Der Mann kicherte wieder, faßte mit zwei Fingern in die unergründliche Tiefe seiner Hosentasche und holte einen Plastikumschlag hervor. Er schob ihn über den Tisch und nickte mir auffordernd zu.
    Obenauf prangte ein abgegriffener Entlassungsschein des Staatsgefängnisses New Brunswick, ausgestellt auf Stig Patton. Das Ausstellungsdatum lag drei Monate zurück. Darunter kam ein abgelaufener Führerschein zum Vorschein, der mit Heftpflaster zusammengehalten wurde. Patton schien seine gesamten Wertsachen in diesem Plastikumschlag aufzubewahren, denn ich fand noch zwei Rechnungen und eine Metrokarte 1. Kl., die drei Jahre alt war.
    »Well, schießen Sie los«, forderte ich ihn auf und gab ihm den Umschlag zurück, nachdem ich mir Name und Nummer des Entlassungsscheines notiert hatte.
    »Ich hab wirklich nichts damit zu tun«, beteuerte er. »Reiner Zufall, daß ich davon erfuhr. In einer Kneipe an der 42. Straße war es«, sagte er und legte den Kopf wieder eigentümlich schräg. »Passiert mir auch wirklich nichts?«
    »Von uns aus nicht«, beruhigte ich ihn. »Sie können um Polizeischutz nachsuchen, dann bewachen wir Sie wie den Präsidenten in Washington.«
    »Nein«, wehrte er ab. »Ich möchte nur eine Fahrkarte nach Mexiko. Wenn Sie mir dazu verhelfen, sage ich Ihnen alle Einzelheiten, die ich weiß.«
    »Okay, Sie bekommen eine Reisegelegenheit«, versprach ich ihm. Wir hatten immer die Möglichkeit, jemanden in Kurierflugzeugen der Air Force mitzuschicken.
    »Es geht um einen Supermarkt, der am Samstag ausgenommen werden soll«, sagte Stig Patton und blinzelte in die Sonne, die durch das offenstehende Fenster ihm direkt ins Gesicht schien. »Es sind drei Mann, die kurz nach Kassenschluß die gesamten Tageseinnahmen rauben wollen und anschließend mit einem Motorboot nach Atlantic City fahren wollen.«
    »Welcher Supermarkt ist es?« fragte ich. Es gab mindestens vierzig Geschäfte dieser Art am Stadtrand New Yorks, und ein halbes Dutzend mitten im Zentrum.
    »Das weiß ich nicht genau, aber er kann nicht weit vom East River liegen. Die Beute soll mit einem Fahrrad zum Motorboot gebracht werden. Der Kahn hat einen Außenbordmotor mit dreißig PS und eine Kajüte für vier Personen.« Erwartungsvoll sah mir Stig Patton zu, wie ich mir die Angaben notierte. Dann nahm ich den Hörer des Haustelefons ab und

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