Soljanka (German Edition)
gibt.«
Keilmeier hatte den Cognac-Schwenker schon halb zum Mund geführt,
vergaß bei Wanjas Worten aber das Trinken. »Woher weißt du das?«, fragte er
schließlich. »Und wieso erfahren wir es erst jetzt?«
»Ich war auch in Cannes«, sagte Wanja. »Und ich war neugierig, ob
Kostedde selbst davon erzählt. Nun hatte er ja keine Gelegenheit dazu, aber
Frau Metzger war ja auch halbwegs im Bilde.«
»Was ist das für Geld?«, fragte Faller.
»Na, Sie können Fragen stellen«, polterte Keilmeier. »Mafia
natürlich. Das soll hier gewaschen werden.«
»Muss nicht sein«, sagte Wanja. »So abenteuerlustig ist Kostedde
auch wieder nicht. Ich vermute eher, dass irgendeiner der schwerreichen
russischen Oligarchen Kapital in den Westen transferieren will. Putin macht
ihnen ja zu Hause ganz schön die Hölle heiß. Der eine kauft
Fußballmannschaften, der andere steckt es lieber konservativ in Immobilien.«
»Und wie kommen die ausgerechnet auf Düsseldorf?«, fragte Keilmeier.
»Unsere liebenswerte Stadt ist ja nicht unbedingt der Nabel der Welt.«
Wanja zuckte die Schultern. »Ich kann nur vermuten, dass Kostedde
beim letzten Städtepartnerschaftsbesuch in Moskau irgendwelche Kontakte
geknüpft hat. Eine solche Zusammenarbeit hätte natürlich auch den Reiz, dass
die Russen, auch wenn sie keine Mafiosi im engeren Sinne sind, im
Geschäftsverkehr nicht ganz so pingelig sind wie vielleicht unsereiner. Es
würde ihr Gewissen wohl nicht nachhaltig belasten, wenn die Verträge über RK und Partner laufen würden.«
»Was hat es eigentlich mit diesem RK und Partner auf sich?«, schaltete sich Stamm ins Gespräch ein.
Wanja lachte. »Reibach für Kostedde und Partner. Eine Notarkanzlei,
die bemerkenswert gut im Geschäft ist. Korrekt heißt es Riemenschneider,
Kersten und Partner. Wobei es nicht ganz ohne Belang ist, dass der
Seniorpartner Horst Riemenschneider der Schwiegervater unseres geschätzten
Oberbürgermeisters ist. Und der zweite Partner, Wolfgang Kersten,
Riemenschneiders zweiter Schwiegersohn. Die sind so gut, dass sie praktisch
alle großen Beurkundungen bekommen. Vor allem natürlich von den Investoren, die
in dieser Stadt auch künftig noch etwas auf die Beine stellen wollen.
Irgendjemand hat im Zusammenhang mit RK mal den
Begriff der ›legalisierten Korruption‹ gebraucht, aber das ist natürlich nur
von Neid geleitete üble Nachrede. Sagt Riemenschneider. Der Patron wohnt
übrigens in Langenfeld und ist Vorsitzender des CDU -Kreisverbandes
Mettmann. So, Hans, und jetzt darfst du mal raten, wo relevante Projekte im
Kreis Mettmann vorzugsweise beurkundet werden.«
Ein längeres Schweigen entstand. Die Männer pafften ihre Zigarren
und nippten gelegentlich am Cognac. Keilmeier verlor als Erster die Geduld.
»Also los, Wanja, du weißt schon länger von der Russensache und hast
dir bestimmt deine Gedanken gemacht. Was tun wir?«
Wanja nickte leicht, so als habe er auf die Frage gewartet. »Ich hab
tatsächlich lange über die Situation nachgedacht. Im Grunde gibt es für uns nur
eine Möglichkeit. Wir müssen das Russenprojekt kaputt machen. Und da wir unter
den gegebenen Umständen auf den guten Willen von Kostedde nicht hoffen können,
müssen wir uns etwas einfallen lassen. Ich denke, unsere Chance besteht in dem
schlechten Ruf der Russen. Rolfs Reaktion vorhin war typisch. Die Kombination
Russen und Geld ruft automatisch die Assoziation Mafia hervor. Wenn es uns
gelingt, diesen Touch in der öffentlichen Meinung zu verankern, haben wir schon
halb gewonnen. Bei aller Liebe zu seinem Schwippschwager kann es sich Kostedde
nicht leisten, als Unterstützer potenzieller Mafiosi dargestellt zu werden.
Deshalb war es mir so wichtig, Herrn Stamm hier heute dabei zu haben. Er kann
wohl besser als wir alle einschätzen, wie man die Medien dazu bringen kann, das
Russenprojekt kritisch zu beleuchten.«
Waleska meldete sich wieder zu Wort. Stamm hatte das Gefühl, dass
der Architekt nach dem Disput vorhin schon aus Prinzip gegen Wanja opponierte.
»Tut mir leid, ich halte davon gar nichts. Erscheint mir viel zu
riskant. Sie können die Medien nicht steuern. Wir können überhaupt nicht
vorhersehen, was dabei herauskommt. Warum versuchen wir nicht, Kostedde
umzustimmen? Das ist der viel einfachere Weg. Zur Not beurkunden auch wir bei RK und Partner.«
»Kommt nicht in Frage«, polterte Keilmeier. Als er die überraschten
Blicke von Faller, Waleska und Stamm registrierte, schaltete er einen Gang
zurück. »Ich
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