SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
aus, sollte es aber bis ins Ziel schaffen. Abgesehen von dem kleinen Höhenflug, zu dem ich abhob, weil ich es geschafft hatte, etwas zu reparieren, war ich auch ziemlich erleichtert. Wir hatten in den vergangenen zwei Tagen kaum noch Wind, und die Batterien hatten weniger Ladespannung, als ich dachte.
Danke an Jim, Ian und Dad für die Ideen und Bruce für die Aufmunterung (soll heißen: Drohung!). Bruce wusste ganz genau, was er mir sagen musste, um mich in Wallung zu bringen und mich anzuspornen, den Motor wieder in Gang zu bringen. Wenn es etwas gibt, das ich hier draußen gelernt habe, dann dies: Es gibt nichts, das nicht mit genügend Ausdauer repariert werden kann. Auch, wenn man dafür ein anderes Teil des Bootes auseinanderreißen muss!
Abgesehen davon, dass ich beim Herumpuzzeln am Motor viel Zeit damit verbracht habe, mich mit Diesel vollzukleckern, habe ich reichlich Sonnenschein genossen und mir besondere Mühe beim Hausputz (Bootsputz) gegeben, damit Mum keine Herzattacke bekommt, wenn sie die Kabine sieht. Na ja, in Wirklichkeit ist meine Mutter nicht so. Und die Kajüte hat auch nie so schlimm ausgesehen (räusper, räusper …).
Gestern habe ich den ersten Blauwal auf dieser Reise gesehen (das kann ich selbst kaum glauben). Dann lief mir ein kleiner Schauer über den Rücken, als etwas ernsthaft Großes in der Dunkelheit überall um uns herum aus dem spiegelglatten Wasser sprang. Vermutlich war es nur ein Marlin, aber ich wollte mir lieber vorstellen, dass es etwas Aufregendes wie ein großer Weißer Hai auf der Jagd nach seinem Abendbrot war.
Außerdem war gestern Muttertag! Und ich konnte meiner Mutter weder ein Frühstück ans Bett servieren noch ihr eine Karte schicken, wie sie es millionenfach verdient hätte. Meine Mutter hat mich gehen lassen und half mir an die Startlinie, während sie sich gleichzeitig noch um alle anderen kümmerte. Was meine Mutter getan hat, ist in meinen Augen viel härter als alles, was ich hier draußen erlebt habe. Danke, Mum!
Das zuletzt herrliche Wetter und die wunderschönen Sternenhimmel haben mir ein kleines Problem beschert: Ich weiß gar nicht, ob ich möchte, dass diese Reise endet! So wie jetzt könnte ich sie ewig fortsetzen. Ein ruhiger Tag nach dem anderen, an denen ich die kleinen Herausforderungen in meiner eigenen Geschwindigkeit angehen kann und das eine oder andere Problem mich auf Trab hält. Doch auf der anderen Seite gibt es auch so viele Dinge, auf die ich mich bei meiner Rückkehr nach Hause freue!
Auf eine Art und Weise glaube ich, dass es genauso hart sein wird, zurück durch die Sydney Heads zu segeln, wie es war, durch sie hinauszusegeln. Man hat mir gesagt, dass sich für mich vieles radikal verändern wird. Das ist ein bisschen beängstigend. Aber andererseits fürchte ich mich dann doch nicht davor. Solange ich inmitten riesiger Wellen, in Dunkelheit und nach Kenterungen Gründe zum Lachen finde, solange werde ich über alles lächeln können, was meinen Weg kreuzen wird.
Oh je, ich werde gerade viel zu kitschig und nachdenklich. Ich höre jetzt besser auf.
Noch vier Tage und fünfmal schlafen.
Donnerstag, 13. Mai 2010
So nah – und was ich vermissen werde
Das perfekte Wetter verabschiedete sich am späten Donnerstagabend mit Gewitterstürmen und eiskalten südlichen Winden (brrr!). Gestern hatte der Wind Sturmstärke, aber heute hat er wieder auf 30 Knoten abgenommen, beschert uns großartige Surfbedingungen und eine bewegte See, die sich dort hervortut, wo sie auf den Ostküstenstrom trifft.
Ich habe den Tag an Deck verbracht und uns beim Surfen zugesehen. Dabei habe ich von einem eiskalten Ohr bis zu seinem tauben Pendant auf der anderen Seite gegrinst (ich bezahle aber gerade mit einem extrem verbrannten Gesicht dafür).
Ich kann gar nicht glauben, wie schnell diese Woche vergangen ist. Noch zweimal schlafen bis zur Ziellinie. Habe ich schon erwähnt, wie aufgeregt ich bin? Ich fühle mich wie einen Tag vor Weihnachten. Zweimal schlafen bis zu einer heißen Dusche, frischem Essen und, und, und … allem anderen! Allerdings wird es wohl noch eine Weile dauern, bis die Erkenntnis, dass ich wirklich gerade um die Welt gesegelt bin, in mein Bewusstsein vorgedrungen ist. Sie ist zu groß, um sie jetzt schon zu fassen.
Irgendwann im Atlantik habe ich einmal eine Liste von Dingen geschrieben, die ich an zu Hause vermisste. Deswegen schreibe ich nun auch eine Liste mit den Dingen, die ich an hier draußen
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