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Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Titel: Solom: Der Wanderprediger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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fühlten. David kam sich gerade nicht sehr bedrohlich vor, wie er rittlings auf dem Drahtzaun hockte, sein Fuß in einer Schlinge gefangen. Er schwang das andere Bein, das noch frei war, über den Zaun. Dabei verdrehte er sich schmerzvoll den Knöchel seines gefangenen Fußes.
    Nun stand er mit dem Rücken zu dem Wesen, das da auf ihn zukam. David drehte sich um und musste beinahe lachen.
    »Was zum Teufel machst du denn hier?«, fragte David. »Willst du nachsehen, wer in euer Grundstück eindringt?«
    Der Ziegenbock stand etwa drei Meter von ihm entfernt, den Kopf gesenkt, so dass die untere Hälfte seines Kopfes im Schatten lag. Die grünen Augen schimmerten im sanften Mondlicht.
    »Das Vaterunser sagt: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.« Der Bock hob die Nase und schnupperte in die Luft. Das Vaterunser schien ihm herzlich egal zu sein. Es war ein Bock, wie er im Buche stand, mit gefährlich gekrümmten Hörnern. Zwar lagen die Hörner ziemlich flach am Schädel des Tieres an, dennoch sahen sie furchteinflößend aus. Für Ziegenböcke war das Hörnerstoßen ein Paarungsritual. Manchmal vertrieben sie auf diese Weise auch Raubtiere wie Füchse, Waschbären oder streunende Hunde. Aber sie griffen damit keine Menschen an.
    David stellte seinen freien Fuß neben den gefesselten und versuchte den Draht aufzureißen. Die Anstrengung brachte ihn ins Schwitzen. Nach kurzem vergeblichen Versuch setzte er sich wieder auf den Zaun, beugte sich hinunter zu seinem Schuh und begann ihn aufzuschnüren. Vielleicht würde es ihm gelingen, den Schuh herauszuziehen, wenn wenigstens erst sein Fuß wieder frei war. Da sah er den Schnitt an seiner Hand. Das Blut glänzte schwarz im fahlen Licht. Es sah ziemlich böse aus, musste vielleicht sogar genäht werden.
    Das geschah ihm wohl recht. Selber schuld, wenn er nachts draußen herumwanderte. Nur weil der Pfad für ihn etwas Heiliges war, hieß das noch lange nicht, dass er nicht gefährlich war. In den Felsen am Bergkamm lauerten Klapperschlangen, und wie leicht stolperte man über eine Wurzel oder einen Stein und konnte sich ein Bein brechen. Wenn einem hier draußen etwas zustieß, konnte es Tage dauern, bis man gefunden wurde. Und Gott schickte auch keinen heiligen Lichtschein, um ihm den Weg zu weisen.
    Das hier war keine Prüfung. Das Profil an seinem Timberland Arbeitsschuh war einfach zu dick. Als seine Finger den Knoten im Schnürsenkel lockerten, schaute er nach hinten zu dem Ziegenbock. Er stand jetzt nur noch einen Meter von ihm entfernt. Sein Gestank setzte sich in seine Nase. Ziegen waren so blöde, sture Viecher. David konnte nicht verstehen, warum immer mehr Bauern aus der Gegend sich auf Ziegen verlegten. Da konnten Wörter wie Ziegenkäse und Ziegenfleisch in den Ohren der Leute, die mit Rindfleisch und Bohnen aufgewachsen waren, noch so exotisch klingen.
    »Du kannst froh sein, dass Gott keine Opfergaben mehr verlangt wie früher«, murmelte David. »Abraham hätte dich schon lange auf einen steinernen Altar gelegt und dir das Messer an deinen langen Hals gesetzt!«
    Der Bock beugte seinen Kopf nach unten und machte einen Schritt nach vorn. Sein gespaltener Huf kam direkt neben Davids Bein auf den Boden. Der Bock atmete schwer, sein Atem roch nach halbverdauter Goldrute und Ahornblättern. Sein längliches Gesicht tänzelte neben Davids Wange hin und her, der Ziegenbart strich über seine Schulter. Der Bock sog die Luft ein, seine schwarzen Nasenlöcher flatterten, die seltsamen, länglichen Pupillen hielten David fest im Blick.
    »Hau ab! Solltest du jetzt nicht im Stall sein?«
    Der Bock schnupperte an Davids Arm.
    »Hau ab!«, sagte David, lauter jetzt, fast schon wütend.
    Und, wenn er es wagte zuzugeben, auch ein bisschen ängstlich.
    Der Bock trat einen Schritt zurück. Von seinen vorstehenden Lippen tropfte Speichel.
    David zerrte an den Schnürsenkeln. Der Schweiß brannte in seinen Augen. Der Ziegenbock kam noch ein Stückchen näher, sein Maul streifte seinen Unterarm. Er streckte seine Zunge heraus und leckte über Davids Hand.
    Über die Hand mit dem Schnitt.
    Die raue Zunge stieß wieder aus dem Maul hervor und leckte genüsslich über seinen Daumenballen, wo der Schnitt am tiefsten war.
    Das Tier trank sein Blut.
    Es schmeckt süß , beruhigte sich David. Und das Tier hat Durst. Nichts weiter.
    Dennoch zerrte David nun mit aller Kraft an seinem Schuh, befreite seinen Fuß und krabbelte zurück über den Zaun.
    Er

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