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Solomord

Solomord

Titel: Solomord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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ließ sich ein paar Latexhandschuhe geben und durchsuchte die Schrankwand. Die Einrichtung musste einst sehr teuer gewesen sein. In den Regalen und Vitrinen standen nur edelstes Geschirr und Kristallgläser. In den Schubladen lag glänzendes Silberbesteck. Seine Mutter besaß ein ähnliches, aber so wie dieses hatte er es bei ihr noch nie glänzen sehen. Hier hatte jemand sehr viel Wert auf Stil, Ordnung und vor allem Sauberkeit und Pflege gelegt. Vielleicht war das der Grund, warum ihm auch gleich der helle Fleck über der Anrichte zwischen mehreren Familienfotos auffiel.
    Jemand musste es vor nicht allzu langer Zeit entfernt haben, sicherlich nach Mia von Seitz’ Tod. Sie selbst hätte bei ihrer pedantischen Ordnung und ihrem anscheinend ästhetischen Gefühl einen solchen Fleck wohl kaum geduldet.
    Er trat näher an die Bilder heran und betrachtete die Personen, die darauf abgelichtet waren. Eine junge Frau, ein Hochzeitspaar, ein Baby im Taufkleid.
    Besondere Aufmerksamkeit erregte eine Aufnahme, die eine Familie an einem Strand vor einer riesigen Sandburg zeigte. Vater und Mutter standen links und rechts von dem Bauwerk, davor knieten ein etwa achtjähriges Mädchen und ein vielleicht zehn Jahre alter Junge. Wahrscheinlich waren die Kinder auf dem Foto Mia von Seitz’ Sohn, der sich laut Aussage der Nachbarin um seine kranke Mutter gekümmert hatte, und die Tochter, die durch einen tragischen Unfall früh ums Leben gekommen war.
    »Da fehlt ein Bild.«
    Teichert war hinter ihn getreten und begutachtete ebenfalls den hellen Fleck an der Wand.
    »Fragt sich nur, wer darauf zu sehen gewesen ist.«
    »Vielleicht der Sohn?«
    An den hatte Brandt auch schon gedacht. Die Nachbarin hatte ausgesagt, dass er sich um seine Mutter gekümmert hatte. Wieso aber hatte er sie nach ihrem Tod hier wochenlang liegen lassen? Er musste wissen, dass sie tot war, denn anscheinend war er hier gewesen. Es gab keine Einbruchspuren, also war er wahrscheinlich derjenige, der als Letzter in der Wohnung gewesen war, die Tote, so, wie sie sie vorgefunden hatten, gebettet, den Raum verdunkelt und den Spiegel verhangen hatte. Ob sie jedoch eines natürlichen Todes gestorben war oder der Sohn unter Umständen sogar nachgeholfen hatte, ließ sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Fest stand nur, dass er hier gewesen sein musste, und vielleicht hatte er alle Spuren, die auf ihn hinwiesen, beseitigt, wie das Bild, das einst den leeren Platz an der Wand eingenommen hatte.
    »Aber wieso?« Er suchte nach einer plausiblen Erklärung.
    »Na, weil er die Seitz umgebracht hat«, kombinierte Teichert bereits übereifrig.
    »Und mit welcher Begründung?«
    »Was weiß ich? Vermutlich brauchte er Geld oder sie ging ihm auf die Nerven. Es gibt Hunderte von Gründen, warum jemand seine Mutter ermordet.«
    Brandt nickte zögerlich. Natürlich gab es jede Menge von Verbrechen, bei denen Söhne ihre Mütter umbrachten. Aus Habgier, weil sie sich von ihnen eingeengt oder bedroht fühlten. Erst vor Kurzem hatte es einen Fall in Düsseldorf gegeben, in dem der Täter als Motiv sogar Langeweile angegeben hatte. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass es in diesem Fall anders war. Da steckte noch etwas anderes dahinter. Das sagte ihm sein Bauchgefühl, und auf das konnte er sich in aller Regel verlassen.
    »Haben denn die Kollegen den Kleintransporter ausfindig gemacht?«
    Eigentlich war der Ford Transit der Auslöser für ihr Erscheinen in diesem Haus. Schließlich hatten sie sich nur von der Fahrtüchtigkeit der älteren Dame überzeugen wollen. Stattdessen lag Mia von Seitz tot in ihrem Bett und der Transporter schien spurlos verschwunden.
    »Hagen, kommst du mal?«
    Ein Kollege der Spurensicherung winkte sie zu sich ins Schlafzimmer. Teichert zögerte einen Augenblick, ehe er den Raum betrat, in dem immer noch die Leiche lag. Er versuchte, möglichst lange den Atem anzuhalten.
    Der Mann im weißen Overall hatte den klobigen Eichenschrank geöffnet. Ordentlich und sauber hingen da einige Blusen und Kleider der Verstorbenen neben einem Pelzmantel und einer alten Polizeiuniform.
    »Die ist auf jeden Fall vor Kurzem getragen und gereinigt worden.«
    Brandt nickte stumm. Langsam konnte er die Hinweise wie bei einem Puzzle zu einem vollständigen Bild zusammensetzen.
    »Und schau mal hier«, der Kollege trat an den Nachttisch und deutete auf eine Medikamentenschachtel. Teichert nahm die Pappschachtel und las laut die Aufschrift vor: »Lu-mi-nal«.
    Die Laute

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