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Solomord

Solomord

Titel: Solomord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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von der Grafenberger Allee in Höhe des heutigen S-Bahnhofs Wehrhahn und mündete auch wieder in diese in der Nähe des Hanielparks. Der Beginn der Straße, der einen Knick Richtung Norden zur Grafenberger machte, wurde jedoch beim Bau der Birkenstraße dieser zugeschlagen, da diese gradlinig vom Dorotheenplatz bis zur großen Allee durchgehen sollte. Damit erklärte sich das Fehlen der Hausnummern 1 bis 43 und 2 bis 32, welches dafür sorgte, dass Brandts Haus trotz der Nummer 77 eines der ersten Häuser der Straße war. Er hatte sich selbst bei seinem Einzug darüber gewundert, aber niemand hatte ihm die Frage wirklich beantworten können. Doch damit hatte er sich nicht zufriedengegeben. Er war schließlich Kommissar und löste die verzwicktesten Fälle. Ein netter Mann vom Katasteramt hatte jedoch das Rätsel lösen und seine Neugierde befriedigen können.

    Mit fahrigen Händen schloss Brandt die Eingangstür auf und stürmte, gefolgt von seinem Kollegen, in den zweiten Stock. An der Tür befand sich kein Namensschild, aber er wusste auch so, in welcher der beiden Wohnungen Michael Wagner wohnte.
    Sie hörten das Läuten der Wohnungsglocke im Inneren, doch nichts regte sich. Nach dem dritten Klingeln wurde im ersten Stock eine Tür geöffnet.
    »Herr Wagner ist nicht zu Hause«, erklang Frau Lüdenscheidts Stimme.
    Er beugte sich über das Geländer.
    »Haben Sie ihn weggehen sehen?«
    Die Nachbarin trat aus ihrer Wohnung. Statt des geblümten Kittels trug sie einen dunklen Faltenrock und eine grell gemusterte Bluse. Sie war gerade dabei gewesen, ein paar Sachen zusammenzupacken und sich für den Besuch bei ihrer Schwester zu richten, als sie den Lärm im Treppenhaus wahrgenommen hatte.
    »Vor etwa einer Stunde hat er das Haus verlassen. Ihre Tochter hat ihn auch gesehen. Stimmt denn etwas nicht?«
    Die Neugierde in ihren Augen sprang ihm förmlich entgegen, als sie zu ihm aufblickte.
    »Lore?«
    Bei dem Gedanken, dass seine Tochter dem vermeintlichen Entführer von Marie Priebe begegnet war, wurde ihm plötzlich ganz heiß. Eilig lief er ein Stockwerk höher und klingelte Sturm.
    »Mann!«, fuhr seine Tochter ihn entnervt an, als sie die Tür öffnete. Wahrscheinlich hatte er sie bei der Anprobe ihrer neuen Sachen gestört. »Hast du deinen Schlüssel etwa vergessen?«
    Ohne eine Antwort zu geben, schlang er seine Arme um sie und drückte sie fest an sich. Er war erleichtert, sie wohlauf vorzufinden.
    »Ich krieg keine Luft«, Lore befreite sich aus seiner Umarmung und trat einen Schritt zurück.
    »Is’ was passiert?«
    Er schüttelte flüchtig den Kopf. Wie sollte er ihr die Erleichterung erklären, die er darüber verspürte, dass der Mörder, mit dem sie unter einem Dach lebten, sie verschont hatte? Er wollte sie nicht unnötig ängstigen.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte er, während er sie zurück in die Wohnung schob. »Schließ bitte ab. Ich erkläre dir alles später!«
    Sie warf ihm einen fragenden Blick zu, tat aber, was er von ihr verlangte. Er wartete, bis er hörte, wie sie den Schlüssel im Schloss herumdrehte.

    Teichert hatte inzwischen den Schlüsseldienst informiert und wartete ungeduldig auf dessen Eintreffen.
    »Meinst du, er hat das Mädchen in seiner Wohnung?«
    »Kaum vorstellbar«, Brandt wies mit seinem Kopf leicht Richtung erstes Stockwerk und senkte seine Stimme.
    »An dem Spion kommt kaum einer ungesehen vorbei!«
    »Meinen Sie mich, Herr Brandt?«
    Die beiden fuhren erschrocken herum. Sie hatten Frau Lüdenscheidt nicht kommen hören. Teichert versuchte, die Situation zu retten.
    »Mein Kollege meinte nur, dass es gut ist, wenn jemand im Haus ein Auge auf alles hat. Wir von der Polizei sind auf solche Menschen angewiesen.«
    Er lächelte der korpulenten Dame zu, die bei seiner Äußerung zufrieden nickte.
    »Das will ich wohl meinen. Aber was ist denn mit Herrn Wagner?«
    Brandt räusperte sich. Das Getratsche der Nachbarin war das Letzte, was sie momentan gebrauchen konnten. Wenn sich herumsprach, dass nach Michael Wagner gefahndet wurde, und er davon Wind bekam, würde er wahrscheinlich untertauchen, und die Chancen, Marie Priebe lebend zu finden, würden drastisch sinken.
    »Nichts«, sagte er deshalb und versuchte, schnell das Thema zu wechseln. »Sie haben sich aber schick gemacht. Haben Sie etwas vor?«
    Frau Lüdenscheidts Neugierde war jedoch nicht so schnell zu befriedigen. Sie bedankte sich zwar für sein Kompliment, fragte aber anschließend sofort wieder nach dem

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