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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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zehn Minuten, nachdem ich endlich im Bett bin. Ich habe mit dem Ding schon ungefähr hundert Mal einen Reset gemacht und es neu gestartet. Dann benimmt es sich ein paar Tage ganz vernünftig, bloß um dann wieder mit diesen Gedichten anzufangen. Heute habe ich eine goldene Weisheit über einen »endlosen Pfad voller Sonnenuntergänge^ zu hören bekommen. Damit ich nicht völlig den
    Verstand verliere, habe ich das ganze System heruntergefahren – wahrscheinlich werde ich es ein paar Tage lang auch schaffen, meine Vid-Anrufe selbst zu verwalten und mir selbst etwas zu essen zu machen. Wie Daddy immer sagte: Ich habe halt ganz schön Mumm.
    Mittwoch, 13:33: Also wirklich, Gerry ist einfach widerlich! Ich glaube, bald kann ich sagen: Ich hasse ihn.
    Mittwoch, 20:22: Mein alter Kumpel Vincent hat mich gefragt, ob ich heute Abend im Umano mit ihm einen trinken gehen will – diesem neuem Laden auf der Fortieth. Angeblich gibt es da überhaupt keine Droiden oder andere Maschinen, sondern bloß echte Menschen. Aber was für Menschen bereit wären, anderen das Essen zu servieren, weiß ich wirklich nicht, und eigentlich will ich das auch gar nicht wissen. Warum sind bloß alle Männer, die ich kenne, so daran interessiert, auf Abenteuersuche zu gehen und sich in Slums herumzutreiben?
    Eigentlich soll ich mich heute mit Carol Wie-heißt-sie-noch-gleich treffen, um über die Finanzen zu reden. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich das schaffe. Ich fühle mich heute schon den ganzen Tag ein bisschen fiebrig, und alles tut mir weh. Mehr Geld gibt es doch immer irgendwie! Und mir bloß anhören zu müssen, wo das Zeug geparkt ist – ein bisschen hier, ein bisschen da –, das macht mich bloß müde.
    Andererseits kann ich ja auch nicht die ganze Nacht nur in diesem Apartment herumsitzen, mir irgendwelche Geschichten auf dem Vid ansehen und mir selbst Cocktails mixen. Ich werde ein paar X-Tabs einwerfen, um ein bisschen munterer zu werden, und dann ziehe ich diesen prächtigen neuen Mantel an, den ich mir zugelegt habe – leuchtend rot und maßgeschneidert. Hat mich sechshunderttausend Yen gekostet. Es ist schon fast wieder an der Zeit, diesen schrecklichen Dr. Killicks aufzusuchen. Aber ich werde wohl noch ein paar Wochen langpassabel aussehen, und der Mantel steht mir so gut, dass es eigentlich auch egal ist.
    Donnerstag, 12:34: Oh Baby, es gibt nicht genug E-Tabs auf der ganzen Welt, um mich heute wach zu kriegen! Vincent – wer hätte gedacht, dass er so ein Schluckspecht ist? Heute fühle ich mich wirklich schrecklich, noch viel schlimmer als gestern. Vielleicht nehme ich zu viele Tabs. Es heißt zwar immer, die könnten nicht schaden, aber in letzter Zeit habe ich es wirklich ein bisschen übertrieben. Nur langweile ich mich eben so! Wenn ich nicht draußen unterwegs bin, will ich nur noch schlafen, und wenn ich aufwache, will ich sofort wieder losziehen! Aber es wird wohl nicht schaden, wenn ich mal ein bisschen kürzertrete und mich gesünder ernähre. Von heute an gibt ’s für meine Wenigkeit erst mal nur noch Nährstofftabletten und dieses nette Import-Wasser. Sobald ich Vincent aus meinem Bad gekriegt habe – und es gereinigt wurde! Vielleicht sollte ich es auch einfach abreißen und neu aufbauen lassen. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, huste ich mir heute wirklich die Lunge aus dem Hals.
    Donnerstag, 23:00: Der unermüdliche Vincent hat mich schon wieder nach draußen gezerrt. Er kann ziemlich überzeugend werden, wenn ihm der Sinn nach ein paar Drinks steht. Ich habe mich auch wirklich schon ein bisschen besser gefühlt – und ein paar A-Tabs haben sich dann um den Rest gekümmert. Aber ich hatte es nicht auf eine lange, anstrengende Nacht angelegt. Wir sind in eine kleine Bar auf der Eigth gegangen – eine dieser Kneipen ohne Lizenz. Der ganze Plebs und all die mit Mühsal beladenen Gestalten versuchen immer, in so was reinzukommen. Es waren kaum Leute da, aber Vinnie hat mir erzählt, so sei das immer. Genau das sei ja der Reiz – in diesen Kneipen braucht es eben nicht so voll zu sein wie sonst eigentlich überall in ganz Manhattan. Ich muss zugeben, es war auch ganz nett. Bloß war da dieses lächerliche Mädchen, dass auf künstlich verlängerten Beinen durch die Gegend gestolpert ist und allen erzählt hat, sie sei mit dem Langstreckenflieger gerade frisch aus Tokio eingetroffen, und da sei der neueste Schrei eine Glatze. Eine Glatze! Und natürlich hatte sie eine Glatze. Und dann erzählt

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