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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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bist du noch da?» Letzten
Montag hat er mir aus Bremen einen ganz zauberhaften hellblauen weichen
Seidenstoff mit weißen Punkten mitgebracht für eine Bluse und
Marquis-Schokolade von Frau Kropp. Eigentlich wird es jeden Tag schöner! Ich
glaube, es sind gerade vier Tage her, seit ich Dir zuletzt schrieb.
    Also diesen letzten Sonnabend fuhren
wir alle zur Stadt für das Rennen. Wir übernachteten in Bremen, ich zu Haus bei
Linsche, Onkel H. mit Max und Percy nebenan in seinem Haus. Mittags aß ich
allein mit Linsche und zog mich dann um: das weiße Crepe-Kleid aus Wiesbaden,
das weiße Cape und den süßen neuen Hut mit dem schwarzen Flügel. Percy war sehr
verärgert, weil sein Vetter Plessis, mit der jungen Frau von der Hochzeitsreise
kommend, ihm geschrieben hatte, er sollte Tribünenplätze für sie bestellen, und
sie wollten mit ihm aufs Rennen gehen. Sie wohnten bei Hillmann, und Percy fuhr
von dort mit ihnen hin. Onkel Herbert fuhr selbst den englischen Wagen, ich
neben ihm und Johann hinter uns. Da waren nun alle meine Ballfreunde und
Freundinnen. Ich kann sie nicht alle aufzählen. Wir waren in einem dicken
Klumpen zusammen auf dem Rennplatz. Auf der Tribüne saß ich brav zwischen Onkel
H. und Cata.
    Nachher in der großen Pause im Zelt
rief Onkel H. mich heran und sagte: «Marga, geh doch mal gleich zu Plessis,
sieh mal, da sitzt Percy ganz verärgert, und sie langweilen sich schrecklich.»
Das tat ich nur zu gern. Percy stellte mich Plessis vor, die geradezu
bezaubernd aussahen. Ich trank ein Glas Sekt mit ihnen, und wir mußten dann
bald auf die Tribüne zurück. Percy brachte mich hinüber und sagte ganz wütend:
«Für mich ist es ein verlorener Tag, Plessis wären weit glücklicher ohne mich,
du amüsierst dich mit anderen, und die Rennen sind miserable, an den englischen
Rennen gemessen.» Er sah so bezaubernd aus mit dem schwarzen Melonenhut, der
ein bißchen nach hinten von der Stirn wegsaß, wie die Engländer es tragen. Ich
sagte: «Ich bin gar nicht wütend, ich bin wahnsinnig glücklich, weil ich hier
mit dir zusammen unter demselben blauen Himmel bin, mit dir zusammen auf
demselben grünen Rasen, und heute abend bei Hillmann tanzen wir zusammen, und
ich zähle die Stunden bis dahin, und vielleicht spielt die Musik unseren
Straußwalzer, aber das wäre wohl zuviel des Glücks.» Er sah mich so verliebt
an, daß ich erschrak. Ich sagte: «Es ist ein wahrer Segen, daß wir nicht den
ganzen Nachmittag hier zusammen herumlaufen, es würde ja ein entsetzlicher
Klatsch daraus werden, und so hat es niemand gemerkt.»
    Nun waren wir an der Tribünentreppe
angelangt, und ich fing an, hinaufzugehen. Da rief er: «Daisy, bitte hör noch
mal. Ich muß ja erst Plessis noch holen!» Ich sah zu ihm hinunter, und er
sagte: «Daisy, nun bin ich auch wieder glücklich, du hast mich ganz getröstet
mit allem, was du gesagt hast, und heute abend tanzen wir Walzer, and to-morrow,
darling, what will happen to-morrow?» Ich war so selig wie noch nie in meinem
Leben.— — —
    Onkel Herbert fuhr vor den letzten zwei
Rennen mit mir weg. Er wollte sich noch hinlegen, und ich war froh, mich in
Ruhe umziehen zu können für das kleine Souper, das Onkel H. abends bei Hillmann
gab. Ich war so glücklich, als ich oben Linsche fand und ihr erzählen konnte,
wie selig ich sei. «Ja», sagte sie, «das sieht man schon so, das brauchst du
mir gar nicht zu erzählen.»
    Liebste Bertha, wenn Du das nun
folgende Gespräch gehört hättest, würdest Du sicher sehr gelacht haben, und ich
will es, so gut es geht, hinschreiben:
    Ich: «Ich will das hellblaue Kleid
anziehen, das steht mir am besten, aber eigentlich finde ich mich viel zu
häßlich für ihn, — wenn ich doch bloß schwarze Augen hätte.»
    L.: «Du dummer Fratz, du, mit den
grauen Augen hast du ja auch schon genug Unheil angerichtet.»
    Ich: «Gottseidank sind die
Sommersprossen ganz weg.»
    L.: «Mir wäre es lieber, sie wären noch
drauf, vielleicht wäre dann dieses alles nicht.»
    Ich: «Soll ich nun die hellblauen
Schuhe oder die schwarzen Lackschuhe anziehen?»
    L.: «Auf die Füße wird er dir wohl
nicht gucken, das wird ihm wohl einerlei sein, was du für Schuhe anhast.»
    Ich: «Da irrst du aber sehr, gerade die
Füße mag er sehr gern, und er hat sie auch schon geküßt.»
    L.: «Marga, das klingt ja wie eine
Gotteslästerung, das ist doch wohl nicht wahr? Wie denn? Auf die Schuhe oder
auf die Strümpfe?»
    Ich: «Im Boot ziehe ich immer meine
Schuhe aus,

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