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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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Herbert seinem fährt. Es macht uns direkt Spaß, zusammen nach Bremen zu
fahren, und ich berichte Dir dann morgen abend. Heute war wieder so was
Bezauberndes, was ich Dir in meiner Seligkeit noch schreiben muß. Wir liegen
bei gutem Wetter immer nach dem Essen in den Longchairs im Garten. Bei kühlem
und schlechtem Wetter sitzen wir im Wohnzimmer und lesen. Aber wenn Onkel H. nicht zum Essen hier ist, gehen wir dann in sein Arbeitszimmer. Ich lege mich auf
seine Chaiselongue und schlafe, und Percy sitzt im Lehnstuhl und liest und
raucht Zigaretten. Oft kann ich aber vor Glück nicht einschlafen und vor
innerer Aufregung, daß er so nahe bei mir ist und mich so oft ansieht. Das war
heute auch so, und er fragte: «Why don’t you sleep, darling?» Ich sagte:
«Kannst du deinen Stuhl nicht rumdrehen, dann sehe ich nicht immer deine
Augen.» Er: «Ich möchte dich jetzt so wahnsinnig gern küssen, aber dann
schläfst du ja erst recht nicht ein, und du mußt jetzt schlafen, weil
wir heute morgen zu lange geritten sind, und du warst nachher so todmüde; ich
drehe meinen Stuhl jetzt herum und pfeife ganz leise deine Lieblingsmelodien,
dann schläfst du aber sicher ein, willst du mir das versprechen?» Ich: «Ja — ich
will es versuchen — Gute Nacht, Percy.» Und dann bin ich wirklich bald
eingeschlafen. Aber stelle dir vor, Bertha, dann wachte ich nachher von seinen
Küssen wieder auf. Er kniete neben mir und sagte: «Daisy, es ist bald 5 Uhr, du
hast zwei Stunden geschlafen, gleich kommt der Tee.»
    Dieses Aufwachen in seinen Armen war
doch das Schönste, was ich bis jetzt erlebt habe! Er nahm mich so leise in die
Höhe und von der Chaiselongue herunter, und ich war noch ganz verschlafen, aber
so wahnsinnig glücklich.— — —
    Und nun, morgen abend mehr. Gute Nacht!

     
    Freitag abend.
    Also wir fuhren heute früh 9 Uhr 30 zur
Stadt und gingen zuerst zu Linsche, der ich Wäsche und Obst brachte. Percy war
so süß zu ihr, und sie liebte ihn sehr, das merkte ich sofort. Dann gingen wir
zuerst zu Röben, die aber keine hübschen Blusen hatten. Auch Leßmann hatte
nichts Nettes. Dann aber fanden wir bei Pauly & Pfeiffer vier reizende
und elegante Blusen, die sie Dir heute noch zur Ansicht schicken werden.
    Während ich Deine Adresse aufschrieb,
kaufte Percy mir einen bezaubernden weißseidenen Sonnenschirm, der im Laden
aufgespannt war. Wir gingen nun zu Erbrich und aßen da Vanille-Eis und tranken
dazu Schokolade, was ich so sehr liebe. Nun wollte ich Percy auch so
schrecklich gern was kaufen, wo er mir doch dauernd was schenkt, aber er wollte
es absolut nicht. Dann log ich, ich wollte in Deinem Auftrag für Deinen John
ein paar Manschettenknöpfe kaufen, und ich führte ihn zu Wilkens, aber er
weigerte sich standhaft, mit hinein zu gehen, und er sagte: «Daisy, mich kannst
du nicht anlügen. Deine Augen sagen mir immer die Wahrheit.» So kaufte ich für
ihn ein Paar sehr schöne Tula-Manschettenknöpfe. Wir fuhren schon mit dem 12-Uhr-30-Zug
zurück und saßen allein im Coupe. Ich schenkte ihm die Knöpfe, die er gleich in
sein Manschettenhemd hereinmachte. Aber er hatte so traurige Augen, und er
sagte: «Jeder Tag bringt uns ein neues Glück, Daisy, und oft habe ich solche Angst, wie das enden soll, denn ich glaube, daß ein so großes Glück nicht lange
dauern kann.» Idi sagte: «Percy, ich bin in einem solchen Rausch, daß ich nie
weiter denken kann als von heute auf morgen, und wenn du mich so unglücklich
ansiehst, blutet mir das Herz.» Es endet dann immer alles mit Küssen — mein
Glück reißt ihn mit fort, und ich sage ihm tausend gute Worte. Dann vergißt er
seine Angst. Wir gingen Arm in Arm zusammen unter dem neuen weißen Sonnenschirm
vom Bahnhof St. Magnus nach Lesmona zurück und trafen niemand, da dieser Zug
fast immer leer ist!
    Nun gute Nacht, mein Engel, ich wünsche
Dir, daß Du so glücklich bist, wie ich es hier bin.
    Deine Matti
     
     
    Lesmona, Juni 94
    Montag
    Liebe einzige Bertha!
    Vielen tausend Dank für Deine Briefe.
Ich bin ja so glücklich, daß Du mich nicht ausschiltst wegen meiner
Liebesgeschichte hier! Du schreibst ja so bezaubernd, daß diese Liebe ein
Gnadengeschenk sei und daß ich sie genießen soll, und Du hast es mit Deinem
John auch so schön, und hoffentlich kann er noch eine Zeit bei Dir bleiben.
    Und nun willst Du alles weiter wissen.
Jetzt sitze ich links auf der Veranda, und Percy sitzt rechts und schreibt
Geschäftsbriefe. Von Zeit zu Zeit ruft er: «Daisy,

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