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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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bei Hillmann getanzt hatte! Er ging sofort zu den
Eltern, und dann stellte Onkel Herbert ihn allen vor. Ich hatte das Gefühl, daß
Onkel Herbert es gern tat, er war stolz auf diesen bezaubernden Neffen.
Erst dann kam Percy zu mir und gab mir kurz die Hand, dann Begrüßung mit
Béatrice und den anderen jungen Leuten. Er sah viel magerer aus und hatte einen
ganz anderen Ausdruck. Bei Tisch saß er mir wieder schräg vis-à-vis, zwischen
Béatrice und Ally. Ich fühlte seine Augen auf mir wie früher, aber es fehlte— —
— das Glück. Als der Sekt kam, war ich innerlich gezwungen, zu ihm hinüberzusehen,
vielleicht hatte er mich gezwungen- - -. Er sah mich mit einem dunklen
Blick fest an, aber er trank mir nicht zu. Als nach Tisch alle mit dem Mokka im
Salon herumstanden, schickte Mama mich hinunter ins Wohnzimmer, um aus ihrer
Schreibmappe ein neues zauberhaftes Foto von Elly heraufzuholen, das sie zeigen
wollte. Als ich wieder heraufkam, stand Percy auf dem Vorplatz vor der Treppe.
Er sagte rasch: «Ich bin nur deinetwegen gekommen, die Reise hat mit Geschäften
nichts zu tun. Wann und wo kann ich dich eine Stunde in Ruhe
sprechen?» Ich sagte ebenso rasch: «Morgen nachmittag 3¼ oben in meinem
Zimmer.» — Dann schob ich ihn durch die Tür des Blumenzimmers wieder hinein,
und ich ging in den Salon zurück. Den ganzen Abend hielt er sich fern von mir,
aber ich fühlte immer seine Augen, nur zum Schluß habe ich einen einzigen Satz
zu ihm gesagt: «Percy, du siehst mager und müde aus», und er antwortete: «Ich
habe diese Monate enorm stark gearbeitet.» Als alle weg waren, sagte Papa:
«Dieser Percy sieht ja fabelhaft aus, ebenso wie sein Bruder Ferdi.» — Am
anderen Morgen ½ 10 erschien wieder Béatrice mit ihrer Liebesqual um Percy, und
ich zog mich rasch an für die Malstunde. Sie brachte mich dann bis zu Fräulein
Philippi. Die Stunden krochen, und endlich war das Essen vorbei. Die Eltern
hatten sich hingelegt, und ich sagte zu Wilhelm: «Vielleicht kommt Herr Roesner
nachher noch mal herüber, wollen Sie ihn bitte zu mir nach oben bringen.» Dann
zog ich mich rasch für ihn um.
    Um Punkt 3¼ kam er herein, stand in der
Tür und sagte: «Now tell me all about it.» Ich gab ihm den Sessel an der Tür,
und ich nahm den anderen am Bücherschrank — der Sofatisch war zwischen uns. Nun
erzählte ich ihm zuerst, wie ich Rudi auf der Contrescarpe getroffen hatte und
gar nicht ahnte, daß er hier in Bremen war. Percy: «Wenn er noch an dich
dachte, warum gab er dir keine Nachricht, daß er hier war, denn er hätte doch
den Wunsch haben müssen, dich zu sehen.» Ich: «Das gehört eben zu den dunklen
Dingen, die ich bei ihm nicht durchschaue, davon habe ich dir ja schon in
Lesmona erzählt.» Percy: «Ich habe schon damals geahnt, daß er dir gefährlich
werden würde, aber sage es nun erst alles weiter.» Ich erzählte, daß er damals
in Leysin krank war und daß er an Rena schrieb, sie sollte mir alles schreiben,
was sie nicht getan hätte. «Wann hast du von meiner Verlobung gehört?» fragte
ich. Percy: «Onkel Christian hat mir vor drei Wochen davon erzählt, dem es dein
Vater geschrieben hatte; nachher kam Max nach London und sagte, du wärest
verlobt, aber du wärest nicht glücklich, und deshalb bin ich hierhergekommen.
Weshalb bist du nicht glücklich?» Ich: «Er hebt mich nicht.» Percy: «Liebst du
ihn denn?» Ich: «Ich könnte ihn lieben, wenn er anders zu mir wäre.» Percy:
«Liebst du ihn so, wie du mich geliebt hast?» Ich: «Nein, das war ein Mal und kann nie wiederkommen.» - - - «Ist es jetzt ganz bei dir vorbei?» fragt
Percy. Ich: «Nein, aber quäle mich nicht mit so schrecklichen Fragen.» Er: «Ich
habe seitdem kein anderes Mädchen angesehen, ich habe nur an dich gedacht. Es ist ja auch einerlei, wenn ich kaputtgehe: Joachim geht an einer Frau
kaputt, Ferdi an L. Lürmans Tod, Arthur an seiner Musik und ich an dir! Vier
Brüder! — Aber daß du in dein Unglück hineinrennst, das ist doch ein Wahnsinn.
Warum löst du denn die Sache nicht?» Ich, gequält: «Das ist es ja gerade, da
ist dieser Zwang, eine heimliche Macht, die es verhindert. Wäre ich an dem
Abend nicht auf der Nachtmusik gewesen, wäre es nie passiert. Ich liebte ihn
doch gar nicht, es war immer nur diese Macht, die von ihm ausging, und ich
mußte damals ‹Ja› sagen.» Ich merkte, wie erschüttert er war, und sagte:
«Percy, es nützt ja nichts, wenn ich dich um Verzeihung bitte, denn das sind ja
leere Worte, aber

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