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GK0176 - Der Alptraum-Friedhof

GK0176 - Der Alptraum-Friedhof

Titel: GK0176 - Der Alptraum-Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Aufseufzend löschte die Küchenhilfe das Licht. Sie schob die Unterlippe vor und blies sich eine Strähne des dunkelblonden Haares aus der Stirn. Der Tag heute hatte ihr gereicht. Nicht eine Minute hatte sie sich ausruhen können. Gegen Mittag waren noch zwei Omnibusse angekommen, vollbesetzt mit holländischen Touristen. Sie hatten die Speisekarte dreimal rauf und runter gegessen und sich bis zum Abend aufgehalten. Der Koch hatte gewirbelt bis zur Olympiareife, und sogar der Chef war mit eingesprungen.
    Am Abend war es dann weitergegangen. Geschäftsleute kamen, ein Händler brachte Fleisch, es mußte in die großen Kühlboxen geschafft werden, dann kamen Getränke und so weiter – und so weiter. Jetzt hatte Lisa die Nase gestrichen voll.
    Im Dunkeln lehnte sie an der Wand. Sie war allein in der Küche. Noch immer hing der Geruch von gebratenem Fleisch und Pommes frites im Raum. Lisa konnte ihn einfach nicht mehr riechen.
    Um die Flasche mit dem Obstwasser zu finden, brauchte sie kein Licht. Sie schloß die Tür eines Hängeschrankes auf, tastete nach der Flasche und nahm einen kräftigen Schluck.
    Der scharfe Schnaps brannte in ihrem Magen, verbreitete aber dann eine wohltuende Wärme.
    Lisa schloß die Augen. Zwei Minuten stand sie unbeweglich und genoß das Gefühl der Entspannung. Dann stellte sie die Flasche wieder weg und ging mit müden Schritten in Richtung Tür. Das Bett in ihrer Dachkammer wartete schon längst. Zufällig streifte ihr Blick das Fenster.
    Im ersten Augenblick glaubte sie, einer Täuschung erlegen zu sein. Verschwommen erkannte sie ein Gesicht.
    Ein Männergesicht.
    Es gehörte dem alten Leitner.
    Lisas Gedanken stockten. Himmel, der alte Leitner. Das durfte nicht sein. Nein, das war unmöglich.
    Der alte Leitner war schon seit drei Tagen tot…
    ***
    Lisa schrie!
    Der Schrei zerfetzte die Stille. Sie hatte die Arme halb erhoben und die Hände zu Fäusten geballt. Starr waren ihre weit aufgerissenen Augen auf das Gesicht gerichtet, das sich von außen gegen die Scheibe preßte.
    Lisa fühlte, wie ihr Herz rasend schnell schlug. Sie meinte, es müßte jeden Augenblick aus der Brust springen. Sie schrie immer noch, als die Tür aufgerissen wurde und eine Männerhand die Frau hart an der Schulter herumriß.
    »Was ist los, Lisa?«
    Die Küchenhilfe gab keine Antwort.
    Dann schlug der Mann zweimal zu. Sein Handrücken klatschte gegen Lisas Wangen.
    Der Schrei erstickte, endete in einem Wimmern.
    Der Mann zerrte Lisa zu einem Stuhl, drückte sie darauf nieder. Lisas Kopf war nach vorn gesunken, ihr Kinn berührte beinahe die Brust. Schluchzen schüttelte ihren Körper. Der Mann reichte ihr ein Glas mit Schnaps. Lisa nahm es mit zitternden Fingern entgegen, trank zum zweitenmal an diesem Abend den scharfen Alkohol. Dankbar gab sie dem Mann das Glas zurück. Aus tränenfeuchten Augen sah sie ihn an.
    Der Mann war kein geringerer als Harry König, Besitzer des Hotels und gleichzeitig ihr Chef.
    »So«, sagte er, »und nun erzähl mal.«
    Lisa mußte zweimal schlucken, bevor sie sprechen konnte. »Ich – ich hatte das Licht schon gelöscht und wollte nach oben in meine Kammer gehen. Da – da, o Gott, es war schrecklich.«
    »Was war schrecklich, Lisa?«
    »Das Gesicht.«
    »Welches Gesicht?«
    »Es war am Fenster. Ich habe es deutlich gesehen. Es gehörte dem alten Leitner!«
    Königs Augen wurden groß. Tief atmete er ein. Dann zwang er sich zu einem Lächeln. »Sag mal, Lisa, du bist doch nicht etwa betrunken? Der alte Leitner ist seit drei Tagen tot und soll morgen beerdigt werden.«
    Lisa nickte heftig. »Ja, ja, ich weiß. Aber es war der alte Leitner. Er hat mich angestarrt, aus seinen schrecklichen Augen. Ich – ich dachte, ich werde verrückt.«
    Harry König legte seiner Angestellten die Hand auf die Schulter. »Ist gut, Lisa, du hast also den alten Leitner gesehen.« Der Hotelbesitzer blickte zum Fenster. Dann sagte er: »Ich werde jetzt nachschauen, ob er noch da ist.« Er wartete Lisas Antwort gar nicht erst ab, sondern trat ans Fenster und öffnete es. Weit beugte er sich nach draußen, sah nach links und rechts.
    »Nichts«, rief er ins Zimmer hinein. »Es ist eine wunderbar kühle Herbstnacht, aber von deinem Geist ist keine Spur zu sehen. Du wirst geträumt haben, Lisa. Wahrscheinlich war der Tag heute zu hektisch für dich. Am besten, du legst dich jetzt hin und schläfst erst einmal aus.«
    König hatte das Fenster wieder geschlossen und trank jetzt auch einen Schnaps.

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