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Sommer in Venedig

Sommer in Venedig

Titel: Sommer in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joleen Carter
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Mann. Er war
relativ groß für einen Italiener, aber noch sehr schlaksig. Trotzdem trug er
den Trolley am Griff und ließ ihn nicht rollen. Er schien es gewohnt zu sein,
schweres Gepäck zu tragen. Natürlich, es war ja sein Job. Sein Haar war
rabenschwarz und glänzend glatt. Es reichte ihm bis zum Kinn. Eine Frisur, die
nur den Männern dieses Landes stand. Warum, wusste Rebecca auch nicht.
Jedenfalls war er nett und sie fühlte sich gleich nicht mehr so allein.

 
    Sie gelangten in den hinteren Teil des Hotels, wo
Matteo sie durch ein reich verziertes Holztor hindurch in ein weniger
imposantes Nebengebäude führte. Hier war der Boden nur blassblau gefliest. Der
lange Flur wurde auf der einen Seite von einer breiten Fensterfront erhellt, während
von der anderen Seite diverse Holztüren vermutlich zu kleinen Zimmern führten,
die ausschließlich dem Dienstpersonal vorbehalten waren. Zum Glück waren die Türen
nummeriert, sonst wäre Rebecca sicher Gefahr gelaufen, aus Versehen statt ihres
Zimmers eines der anderen Angestellten zu betreten.

 
    Ausgerechnet vor der Zimmernummer 13 stellte
Matteo den Koffer ab.
    »Och, nee!«, entfuhr es Rebecca auf Deutsch.
Fragend sah Matteo sie an.
    Sie lachte: »Die Zahl 13 ist eine Unglückszahl.
Wusstest du das nicht?«
    Matteo schüttelte den Kopf. »Ma no! Aber nein! In
Italien ist es eine Glückszahl.«
    »Davvero? Echt?« Rebecca war skeptisch, folgte
Matteo dann aber durch die Tür, durch einen winzigen Flur, in ihr neues,
Zuhause. Im Vorbeigehen sah sie ein kleines, aber sauberes Badezimmer. Das würde
sie sofort benutzen, sobald Matteo gegangen war. Er stellte Rebeccas Koffer
neben einem schlichten Sekretär ab, ging zum Fenster und zog die schweren,
blauen Vorhänge auf. Sofort durchflutete die Sonne den Raum. Rebecca sah sich
um: ein schmales Bett, ein Schrank, der Sekretär und ein Tisch mit zwei Stühlen.
Nicht sehr gemütlich, aber zweckmäßig. Rebecca würde dem Zimmer schon Leben
einhauchen, sobald sie sich eingerichtet hatte.
    »Tutto bene?« Matteo sah sie fragend an. Rebecca nickte.
»Ja, danke! Es ist alles bestens.« Erschöpft ließ sie sich auf einen der Stühle
sinken.
    »Allora, ti lascio, dann lasse ich dich jetzt. In
einer Stunde gibt es Mittagessen für uns in dem Raum neben der Großküche. Ich
hole dich rechtzeitig ab.«

 
 

Kapitel 3

 
    Nachdem Rebecca sich noch einen Moment lang
umgesehen hatte, wuchtete sie den Koffer aufs Bett und öffnete ihn. Mit ihrer
Kulturtasche, einem leichten olivgrünen Kleid und frischer Unterwäsche unter
dem Arm betrat sie kurz darauf das Bad. Es bot kaum Platz für mehr als eine
Person: Dusche, WC, Bidet und ein zierliches Waschbecken, alles in schlichtem
Weiß. Sie stellte die Kulturtasche auf die Ablage unterhalb des Wandspiegels,
entnahm Duschgel und Shampoo, stellte beides in die Dusche. Dann entledigte sie
sich ihrer verschwitzten Sachen und warf diese achtlos in den kleinen Vorflur.
Ein flauschiges Badetuch hing für sie bereit. Ein passendes Handtuch hing an
einem Haken über dem Bidet und neben dem Waschbecken. Ein wenig Hotelservice
gab es also auch für die Bediensten. Rebecca lächelte und als das Wasser auf
ihren Kopf zu prasseln begann, fühlte sie sich schon fast zuhause. Sie stellte
sich vor, der schöne Mann, der sie fast umgerannt hatte, hätte sich ihr
vorgestellt und sie zu einem Cocktail eingeladen. Sie genoss das Kribbeln, dass
diese Fantasie in ihr auslöste ebenso wie den cremigen Schaum, den sie auf
ihrer Haut   verteilte .

 
    Pünktlich um dreizehn Uhr klopfte es an der Tür.
Mit noch feuchten Locken öffnete Rebecca und herein kam ein strahlender Matteo.
    »Sei pronta?«, fragte er und sah sich um.
    »Klar bin ich fertig. Es kann losgehen.«
    Der junge Mann führte sie den Gang zurück, den
sie zuvor genommen hatten. Kurz vor der verzierten Tür, die wieder zum Hauptgebäude
führte, bog er jedoch links ab. Auch dieser Gang bestand zur Linken aus einer
breiten Fensterfront. Erst jetzt schenkte Rebecca dem Innenhof ihre
Aufmerksamkeit. Alles grünte und blühte in den wundervollsten Farben, schmale
Sandwege verliefen rund um die Anlage. Die Mitte bildete ein alter, steinerner
Brunnen.
    Fasziniert war Rebecca stehengeblieben, doch nun
zupfte Matteo sie am Kleid.
    »Dai, vieni! Komm! Wir müssen uns beeilen! Wenn
wir zu spät kommen, bleibt uns keine Zeit mehr zum Essen. Die Hotelgäste müssen
dann bedient werden. Wir essen immer kurz vor ihnen.«
    »Oh, scusa, tut mir

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