Sommerfrische – Verbotene Kuesse im Mondschein
erzählte, wie sie den viel älteren Baron Wycherley kennengelernt und ihn mit siebzehn Jahren geheiratet hatte, weil er ihr Sicherheit und Geborgenheit vermittelte. Bedrückt erläuterte sie Adam, dass die Realität nicht ihren Vorstellungen von der Ehe entsprochen hatte, weil sie von ihrem Mann ständig bevormundet worden war.
“Kein Wunder, dass du nicht den Wunsch hattest, dich wieder zu vermählen”, warf Adam verständnisvoll ein.
“Ich habe versucht, meine Ängste zu beherrschen, doch das ist mir nicht gelungen”, gestand sie. “Indes war ich nur gegen die Ehe eingenommen, Adam, nicht gegen dich. Ich hatte mir meine Freiheit hart erkämpft und wollte sie mir bewahren. Deshalb mochte ich mich auch nicht von Starbeck trennen, obwohl ich mir den Unterhalt nicht leisten konnte. Mittlerweile habe ich jedoch begriffen, dass ich mir nicht wie in einem Käfig vorkommen werde, wenn ich deine Gattin bin.”
Adam zog Annis an sich und küsste sie bewegt. “Ich gelobe dir, dich nie unter Druck zu setzen”, versprach er. “Ich liebe dich, Annis. Ich liebe dich so, wie du bist, und möchte dich nicht verändern.”
“Auch ich liebe dich”, bekannte sie gerührt. “Allerdings muss ich dir etwas sagen, das dich gewiss überraschen wird.” Sie hielt inne, atmete tief durch und äußerte dann tapfer: “Ich bin noch unberührt, weil John nicht an Frauen interessiert war. Er hat sich zwar immer den Anschein gegeben, Gefallen am weiblichen Geschlecht zu finden, doch in Wahrheit waren es junge Männer, die ihn faszinierten.”
“Du meine Güte!”, äußerte Adam betroffen. “Hast du dich nie nach einem Liebhaber gesehnt?”
“Nein, bis jetzt nicht. Und nun ist es dafür zu spät, denn den Mann, den ich gern zum Liebhaber hätte, werde ich heiraten.”
Erneut küsste er Annis. “Ich liebe dich”, flüsterte er dann glücklich.
“Da wir soeben von Liebe reden, wüsste ich gern, ob du gemerkt hast, wie dein Bruder heute Abend Lady Juliana angesehen hast. Ich glaube, er hat ein Faible für sie.”
“Der Ärmste! Er ist seit einiger Ewigkeit in sie verliebt. Ich befürchtete jedoch, er bemüht sich vergeblich um sie.”
“Das täte mir für ihn leid”, erwiderte Annis. “Glaubst du, dass aus Mr. Benson und Mrs. Ingram ein Paar werden wird?”
“Ich habe keine Ahnung”, antwortete Adam trocken. “Eines weiß ich jedoch genau. Sebastian hat Miss Mardyn verloren. Er hat mir vorhin erzählt, sie habe sich mit Sir Everard Doble verlobt.”
“Mit wem?”, fragte Annis erschüttert.
“Du hast richtig gehört.”
“Aber er wollte doch Miss Fanny heiraten!”
“Nun, er hat sich gegen sie und für die schöne Tänzerin entschieden”, stellte Adam schmunzelnd fest. “Das bedeutet, dass Sir Robert Crossley dich wieder …”
“Nein, für seine launische Tochter muss er sich eine andere Patronesse suchen”, unterbrach Annis ihn auflachend. “Von nun an stehe ich nur noch dir zur Verfügung!”
“Bist du dir sicher?”, fragte Adam und zwinkerte Annis schelmisch zu. “Du hast einmal geäußert, bei Tageslicht sähe vieles anders aus.”
Annis schmiegte sich an ihn und erwiderte glücklich: “Ich bin ganz sicher, dass morgen, wenn ich mit dir die Ringe getauscht habe, alles noch viel schöner für dich und mich sein wird!”
– ENDE –
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